Der Mann, der kein Mörder war
trocken.
«Wir haben ja gerade erst angefangen. Du wirst ihn bestimmt noch finden.»
Sebastian ging die losen DVDs durch.
«
Bareback Mountain. Bears Jacking and Fucking.
Nicht besonders abwechslungsreich.» Er legte den DVD -Stapel beiseite und fuhr fort, den Archivschrank zu durchsuchen.
«Guck mal.»
Ursula ging zu ihm und sah hinein. Hinter den Akten lag ein Pappkarton mit einem Samsung-Handy. Der Karton wirkte wie neu.
D ie Durchsuchung von Lena Erikssons Wohnung stärkte die Theorie, mit der Torkel und Vanja von Beginn an gearbeitet hatten. Groth hatte aus irgendeinem Grund bei Lena zu Hause die Konfrontation mit ihr gesucht. Sie hatten sich gestritten. Die tiefen Wunden in Lenas Hinterkopf deuteten darauf hin, dass sie gestoßen worden oder gestürzt war und so unglücklich auf der Kante des Küchentischs aufschlug, dass sie an den Folgen der Verletzungen starb. Sie hatten nichts gefunden, was einen anderen Schluss nahelegte, als dass Ragnar Groth sich anschließend selbst das Leben genommen hatte. Auf Rogers Schreibtisch hatte Vanja obendrein einen sehr kurzen Abschiedsbrief gefunden, der auf einer ausgerissenen, linierten Schulheftseite geschrieben worden war.
Vergebt mir,
stand dort mit blauem Kuli geschrieben.
Nachdem Ursula die Wohnung vorläufig untersucht hatte und mit Sebastian zur Palmlövska-Schule gefahren war, hatte Torkel sich um die weitere Arbeitsverteilung gekümmert. Das größte Problem war dabei, den Durchgangsverkehr in der Wohnung zu vermeiden, um die Spurensicherung nicht zu behindern. Offenbar war das gesamte Polizeipräsidium von Västerås zufällig in der Gegend, um vorbeizuschauen. Torkel musste schon bald einen durchsetzungsfähigen Polizisten am Treppenaufgang postieren, damit nur diejenigen, die ein wirkliches Anliegen hatten, durchkamen.
Zuerst konzentrierten sie sich auf die Leichen. Fotografierten sie aus allen möglichen Winkeln, damit sie die Toten so schnell wie möglich zur Obduktion freigeben konnten. In Lenas Handtasche fand Vanja ein Handy, das weiteren Aufschluss über den Handlungsverlauf gab, der zu dieser Tragödie geführt hatte.
Zwei Stunden, nachdem sie ihr die Bilder von dem dunkelblauen Volvo S60 gezeigt hatten und Lena aus dem Präsidium gegangen war, hatte sie einen Anruf getätigt. Das Gespräch hatte nur fünfundzwanzig Sekunden gedauert – mit dem Mann, der nun im Schlafzimmer ihres Sohnes von der Decke baumelte und Zugang zu genau solch einem Fahrzeug gehabt hatte. Alles sprach dafür, dass Lena das Auto erkannt, es ihnen aber aus irgendeinem Grund verschwiegen hatte. Blieb die Frage, warum.
Warum hatte sie sich dafür entschieden, Groth stattdessen selbst zu kontaktieren?
Vanjas erster Gedanke war, dass es Verbindungen zwischen Lena und dem Rektor gegeben haben musste, von denen sie bislang nichts geahnt hatten. Als Ursula in der nächsten Minute anrief und berichtete, dass Sebastian und sie einen wahren Schatz an Indizien gegen Groth gefunden hatten, wusste Vanja, dass sie mit ihrer Vermutung richtiglag.
Besonders gravierend war das Prepaid-Handy, das in seiner Verpackung im Archivschrank lag und dessen Anrufliste nur drei Nummern enthielt: die von Frank Clevén, Roger und Lena Eriksson. Es war dasselbe Handy, von dem aus kurz vor Rogers Tod die flehenden SMS an ihn geschickt worden waren. Vanja stellte den Lautsprecher an ihrem Telefon an, damit auch Torkel die Neuigkeiten hören konnte. Darüber hinaus hatten Sebastian und Ursula die Buchführung der Schule und eine nicht unbeträchtliche Menge an Schwulenpornos gefunden. Die vier vereinbarten, sich in einer Stunde auf dem Präsidium zu treffen.
Billy kam ein wenig verspätet, und die anderen hatten gerade mit ihrer Lagebesprechung begonnen, als er auftauchte. Im Konferenzraum war es wärmer als sonst, als hätte die Hitze der Ereignisse auch die Lufttemperatur um sie herum erhöht. Ursula nickte ihm zu, als er hereinkam.
«Ja, wie ich schon sagte, die Palmlövska war wirklich Ragnar Groths persönliche Leidenschaft. Sogar die Buchführung erledigte er selbst. Seht einmal her.» Ursula holte einige Papiere hervor und ließ sie herumgehen.
«Wir haben doch nach einer Verbindung zwischen Groth und Lena Eriksson gesucht. In der Buchführung gab es in den letzten Monaten drei Posten, die herausstechen. Unter ‹Persönliche Ausgaben› finden sich erst zweitausend Kronen und im darauffolgenden Monat zweimal fünftausend Kronen.»
Ursula machte eine Pause. Alle im Raum ahnten,
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