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Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Titel: Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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ihnen.
    „Was soll denn das nun wieder“, fragte ich verdutzt.
    „Wenn wir uns jetzt gleich hinter ihn hängen, spannt er sofort was. Wir drehen dort vorne um und folgen ohne Sichtkontakt.“
    „Und wie willst du dann merken, wenn er irgendwo abbiegt?“
    „Instinkt, Kumpel. Lass mich nur machen.“
    Er wendete, ließ einen Käfer vor uns und fuhr den Weg zurück und dann in die Richtung, in die Honkes abgebogen war. Die Straße führte durch dichte Kiefernwälder, gelegentlich traf sie sich mit Waldwegen.
    „Was, wenn er hier irgendwo abgebogen ist?“
    „Was soll er denn da? Das sind reine Forstwege.“
    „Vielleicht hat er das Geld tief im Wald vergraben.“
    „Unwahrscheinlich.“
    „Wieso?“
    „Weil es so was wie tief im Wald heutzutage nicht mehr gibt. Das sind Nutzwälder, da wird ständig irgendwo abgeholzt, und a ußerdem kann er sich nirgends unbeobachtet fühlen. Der will doch nicht, dass ein Jogger seine schöne Beute ausbuddelt.“
    Rogalla hielt sich dicht an den Käfer.
    „Ich würde nicht zu viel Abstand zu Honkes aufkommen lassen“, gab ich zu Bedenken.
    „Hier ist 70 erlaubt, der fährt 70, und Honkes fährt auch 70.“
    „Woher willst du das wissen?“
    „Weil er nicht auffallen und mehr als nötig mit der Polizei zu tun haben will, ganz einfach. Gan gster...“ – er grinste mich an – „...sind außerhalb ihres Kerngeschäftes die gesetzestreuesten Menschen.“
    „Ich frage mich dauernd... – He, was war das eben?“
    Wir waren an einem Waldweg vorbeigekommen, der breiter war als die bisherigen, steinig und von einer Schranke gesichert.
    „Wahrscheinlich die Zufahrt zu einem Steinbruch. Was fragst du dich?“
    „Ich frag mich, was als Versteck noch bleibt, wenn er nicht mal im Wald unbeobachtet was vergraben kann.“
    „In der Erde vermodert das Geld auch irgendwann, selbst wenn er es noch so gut verpackt.“
    „15 Millionen sind verdammt sperrig, selbst in Tausendern, aber Melanie hat ihm einen großen Teil auch in Hundertern gegeben. Angenommen, nachdem er mit seinen Kumpanen geteilt hat, bleiben ihm noch drei, vielleicht vier Millionen...“
    „Eher mehr. Einer wie er teilt nicht mit Handlangern, sondern zahlt sie aus.“
    „Na gut, wie auch immer, das sind mehrere große Koffer voll Geld. Wohin damit? In Schließfächern übers Land verteilen?“
    „Viel zu auffällig. Außerdem muss er dann wieder den Schlüssel so verstecken, dass er für die Pol izei unauffindbar ist, sollte er geschnappt werden. Und Schlüssel können leicht verloren gehen.“
    „Dann kann er das Geld auch nicht einfach bei sich in der Wo hnung horten.“
    „Das schon gar nicht.“
    „Also was? Irgendwo einmauern? Ins Ausland schaffen?“
    „Vielleicht hat er es auf den Mond geschossen. Jetzt hör schon auf zu spekulieren. Wir lassen uns lieber von ihm hinführen.“
    Die Straße mündete in ein kleines brandenburgisches Dorf, das mit grauen Häusern und schlaglochübersäten Gehsteigen noch reichlich DDR-Charme verbreitete. Vor uns staute sich eine Schlange aus gut einem Dutzend Autos und Lastern. Vor dem Käfer stand ein Sattelschlepper, der uns die Sicht versperrte.
    „Was ist denn da los?“
    „Eine Baustellenampel, scheiße, an den Dingern steht man ewig“, fluchte Rogalla und schlug wieder mit den Händen aufs Lenkrad. Seine Wutanfälle ärgerten mich mehr und mehr.
    „Würdest du das mit deinem eigenen Auto auch machen?“, fragte ich ihn scharf, öffnete die Tür und stieg aus.
    „Wo zum Teufel willst du hin?“
    „Bloß mal gucken.“
    Ich ging ein paar Meter voraus, bis ich die Fahrzeugschlange überschauen konnte. Aus der Gegenrichtung kam der Verkehr von der anderen Seite der Baustelle heran. Ich machte kehrt, rannte zurück und gab Rogalla das Zeichen zum Wenden.
    „Was denn, kommt er uns entgegen?“
    „Nein, aber direkt vor dem Sattelschlepper ist ein grüner Golf Turbo Diesel und vor dem sind mindestens zehn andere Autos.“
    „Der war doch an der Ausfahrt vor Honkes.“
    „Genau. Ich glaube nicht, dass Honkes die alle überholt hat und schon bei der letzten Ampelphase durch ist.“
    „Shit, verfluchter!“
    Rogalla rammte den Rückwärtsgang rein, dass es krachte, ließ den Wagen einen Satz machen, ohne gleich zu schauen, und bemerkte im letzten Moment einen Trabant, der dicht hinter uns gehalten hatte. Hinter dem waren bereits zwei weitere Autos. Er fuchtelte dem Trabantfahrer zu, ihm Platz zu machen, aber der konnte erst, als das übernächste und dann das

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