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Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Titel: Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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heute Mittag vor dem Burgkeller dabei von mir entdecken lassen. Und ist dann vor mir davo ngerannt.“
    „Und du hast ihn natürlich verfolgt.“
    Ich nickte.
    „Und wenn du ihn erwischt hättest?“
    Es wurmte mich, dass sie ganz selbstverständlich annahm, ich hätte ihn nicht erwischt.
    „Dann hätte ich die Sache mit ihm geklärt.“
    „Gib ihm doch einfach, was er will. Das kostet, möchte ich wetten, einen Bruchteil der Schnösel-Truppe, die da gerade ihre Krawattennadeln auf dem Grundstück spazieren trägt.“
    „Das habe ich doch vor. Aber ich will es so machen, dass wir ihn auch wirklich los sind. Bitte...“
    Ich drückte ihren Arm.
    „...bitte, sei dabei nicht weiter gegen mich.“
    „Und was soll ich deiner Meinung nach tun?“
    „Die Polizei hält es für das beste, wenn du eine Zeit lang ve rreist. Herr Sasse hat das gleiche geraten. Und ich denke, sie haben recht.“
    „Ich hatte sowieso vor zu gehen. Aber nicht nur eine We ile...“
    „Melanie...“
    Sie hob die Hand und schüttelte den Kopf.
    „Ich habe heute einen Makler beauftragt, mir ein kleines Haus in der Nähe von Mirkos Internat zu suchen. Einstweilen ziehe ich in ein H otel.“
    „Wie lang willst du denn fortbleiben?“
    „Ich weiß es nicht. Im Moment will ich weder versprechen, dass ich zurückkomme, noch will ich es ausschließen.“
    Wir saßen noch eine Weile nebeneinander. Ich starrte auf das Rennrad unseres Sohnes, das in diesem Abschnitt der Gar age an der Wand hing. Darunter stand ein Schränkchen, das mir noch nie aufgefallen war. Seit wann stand es da, wer hatte es hingestellt, was war darin? Ich kenne mein eigenes Haus nicht, dachte ich in diesem Moment, und dachte zugleich: Meine Frau will mich verlassen! Ich holte Luft, um dagegen anzureden. Jetzt war es Melanie, die mir die Hand auf den Arm legte.
    „Ich hasse es, so zu sein“, sagte sie. „Lieber wäre ich so wie gestern, bevor das alles passiert ist, aber das kann ich im M oment einfach nicht.“
    Ich schaute sie von der Seite an und legte meine rechte Hand auf ihre rechte Hand, die auf meinem linken Unterarm lag. Ich erinn ere mich schmerzvoll an diesen Moment, weil es das letzte Mal war, dass ich sie auf diese Art berührte, obwohl es mir später noch möglich gewesen wäre es zu tun, bevor es dann unmöglich wurde.

Kapitel 3
     
    Als solle ich einen Vorgeschmack bekommen auf die Odyssee von Schme rzen, die mir bevorstand, begann mein rechter Arm in diesen Tagen, mir Probleme zu bereiten. Die akuten Symptome des Hexenschusses und der Prellung am Steißbein waren inzwischen zurückgegangen, was mich nicht wunderte, denn mein Körper war schon immer robust und von außerordentlicher Heilkraft beseelt gewesen. Erkältungen kamen bei mir kaum je zum Ausbruch, und wenn doch, dann war die Nase für ein paar Stunden verstopft, und spätestens am nächsten Tag ließ die Schwellung auch schon wieder nach.
    In der zehnten Klasse hatte ich mir beim Fußballspielen bei einer Massenkarambolage mit vier gegnerischen Spielern und zwei der e igenen Mannschaft das Mondbein im linken Handgelenk gebrochen, einen sehr langsam heilenden Handwurzelknochen. Mindestens zehn Wochen Gipsarm verordnete mir der diensthabende Arzt der Unfallstation des Klinikums. Das Monstrum an meinem Arm reichte vom Hals bis zu den Fingerspitzen.
    Nach drei Wochen wurde es mir zuviel. Ich ging auf eig ene Faust in die Sprechstunde und versuchte den Arzt zu überzeugen, dass die Heilung längst abgeschlossen und der Gips daher nicht mehr nötig war. Er ließ sich breitschlagen, mir mit einer Röntgenaufnahme das Gegenteil zu beweisen.
    Als die Konturen meiner Knochenhand auf dem Leuchtkasten seines Sprechzimmers e rschienen, verging ihm sein gönnerhaftes Onkel-Doktor-Getue. Er ordnete eine weitere Röntgenaufnahme an, betrachtete auch die lange und kopfschüttelnd, gab immerhin zu, dass der Heilungsprozess verblüffend weit fortgeschritten sei, aber zwang mich dann doch zurück in den Gips. Wenigstens weitere drei Wochen. Vorsichtshalber. Denn auch Röntgenbilder könnten trügen.
    Kaum zu Hause, entfernte ich die verhasste Schiene mit einer G eflügelschere, entsorgte sie in Nachbars Mülltonne und log meinen Eltern vor, der Arzt habe meine Selbstdiagnose bestätigt. Mediziner aller Art betrachtete ich von diesem Tag an als entbehrlich, und zum Glück war es seitdem auch nie mehr nötig gewesen, auf ärztlichen Rat zurückzugreifen.
    Nun aber schien ich etwas davongetr agen zu haben. Kaum waren

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