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Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Titel: Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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Schrank.
    „Keine Ahnung.“
    „Raten Sie mal.“
    Ich packte das Stäbchen mit der Faust und stach damit ruckartig und mit aller Kraft auf die Schrankwand ein. Der Pressspan gab nach, federte zurück und trug gerade mal eine Schramme davon, als ich an der glatten Polierung abrutschte. Dafür fuhr es mir fürchterlich in den ohnehin lädierten Arm.
    „Ein paar Monate?“, fragte ich und rieb mir die Schulter. Roga lla grinste.
    „Vier Jahre – bei täglichem Üben. Manche Leute schaffen es schneller, aber eines kann ich Ihnen sagen: Wenn der Typ, um den es hier geht, wirklich noch so jung ist, wie Sie schätzen, aber schon solche Späßchen beherrscht, und das auch noch i rgendwo in der Steppe gelernt hat, dann ist er wirklich gut. Ein Naturtalent mit stoischer Ausdauer und einem unerhörten Willen. Wirklich – saugut.“
    „Ich hoffe nur, Sie sind besser.“
    „Hoffen Sie lieber, dass wir das nie auskämpfen müssen.“
     
    Wenn derlei Mutmaßungen erst mal ausgesprochen sind, dann drängt, so sehr man eigentlich das Gegenteil will, alles in einem darauf, sie umgesetzt zu sehen. Das ist der Grund, weshalb ich Versicherungen nie ausstehen konnte: Man zahlt sein Leben lang für etwas, das eigentlich nicht eintreten soll. Könnte es sein, dass man manche Unfälle selbst herausfordert, weil man nicht jahrelang umsonst gezahlt haben will? Könnte es sein, dass man sich, bei aller Angst, auch wünscht, das Raubtier, das einen da draußen im Dschungel umschleicht, ohne dass es zu sehen wäre, möge angreifen, vor allem dann, wenn man eine Waffe hat, die man gerne ausprobieren würde?
    Rogalla hatte genau das und Sasses Rolle dabei schon angespr ochen. Er sollte noch manchen Zusammenhang in ein anderes Licht bringen und recht damit haben. Nichts von dem, was mit seinem Chef vereinbart war, ließ er so wie es war, nicht einmal die zweite Schicht.
    „Stornieren“, riet er mir. „Ich schaff das allein. Und Sie sp aren gleich noch mal ein paar Tausender.“
    „Und wann wollen Sie schlafen?“
    „Nachts natürlich. So leise kann sich niemand anschleichen, dass er mich nicht weckt. Außerdem wird der Kerl den Teufel tun und hier einbrechen.“
    „Ach nein? Was wird er denn dann machen?“
    „Das beantworten Sie mir mal. Um was geht es denn bei der ganzen Sache?“
    Ich stutzte. Die Frage war mir so noch gar nicht in den Sinn g ekommen. Weil ich mir damals wenig Gedanken über mein eigenes Tun machte, beschäftigte es mich auch wenig, welche Motive andere Leute haben könnten. Sie tauchten auf in meinem Leben, und ich wollte sie dort haben oder nicht und handelte dementsprechend, aber warum sie aufgetaucht waren, interessierte mich eigentlich nicht.
    „Geht es um Geld, oder was?“, setzte Rogalla nach.
    „Na ja, schon, er hat ja Geld verlangt.“
    „10.000 Mark, das ist lächerlich für den Aufwand und das Ris iko.“
    „Das hab ich mir auch gedacht. Also entweder ist das erst der Auftakt zu einer Dauer-Erpressung, oder vielleicht ist er auch so verrückt, dass es ihm mehr um Rache als um Geld geht. Ich wollte ihn am CbT nicht laufen lassen, und dafür will er mir mein Leben k aputt machen.“
    „Nein, das erledigt sich so nebenbei. Er will einen Vorteil für sich, und der buchstabiert sich D - M. Die Frage ist nur, wie er dabei vorg ehen wird.“
    „Was denken Sie denn?“
    „So wie das aussieht, und ich unterstelle mal einen hochintelligenten, sehr skrupellosen Menschen, der genau weiß, was er macht, sagt der erste Besuch über sein weiteres Vorgehen überhaupt nichts aus. Die 10.000 Mark, wenn er sie bekommen hätte, wären nur ein schöner Bonus gewesen.“
    „Um nach New York abzuhauen, würde das schon reichen. Immerhin hat er vorher sein Geld mit Kaufhausdiebstahl verdient.“
    „Im CbT? Nie im Leben war das ein Kaufhausdiebstahl. Und glauben Sie bloß nicht, der hätte sich gegen seinen Willen von einem Möchtegern-Marschall wie Ihnen abführen lassen.“
    „Der ist doch nicht freiwillig ins Gefängnis!“
    „Nein. Deshalb hat er Ihnen ja angeboten, ihn laufenzulassen.“
    „Mir angeboten...! Wenn er schon denkt, dass ich nicht in der Lage wäre, ihn zu erwischen und zu übe rwältigen, was fragt er mich dann überhaupt?“
    „Weil er kein Aufsehen mitten in der Fußgängerzone erregen will. Auße rdem ist das alles auch ein Spiel für ihn.“
    „Bei dem er es mir überlässt, ob er gewinnt oder verliert?“
    „Natürlich nicht. Der hat Ihnen Ihre Millionen schon an Ihren Designer-Jeans und

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