Der Mann, der nicht geboren wurde
gerne eine Person drauÃen, die sich unverdächtig umhören kann,
dem Puls der Stadt nachlauschen, Begebenheiten aufschnappen, über die gemunkelt
wird und die uns sonst entgehen würden. Und ich möchte, dass diese eine Person
nicht von dem betroffen wird, was DMDNGW noch in
Bezug auf unser Haus anstellen mag. Danach â wenn es uns im Nebelmond noch gibt â kannst du bei uns eine schäbige fensterlose Bettkammer bekommen, Tjarka, wenn
dir der Sinn wirklich nach so etwas stehen sollte. Mehr haben wir leider nicht
zu bieten.« Nicht mehr als Hellasâ Kammer. Nicht mehr als
Hellasâ verwaiste Position im Körpergefüge des Mammuts.
»Wie wäre es, wenn wir Tjarka im â wie heiÃt das Ding? â Leer das! unterbringen?«, schlug Bestar vor. »Das ist nur
einmal ums Eck und von hier aus sehr schnell zu erreichen.«
»Das Leer das! ist aber zu widerlich«,
wandte Cajin ein. »Der Würfelbecher ist auch nicht
viel weiter weg und deutlich angenehmer. Wenn einem das Klappern
zwanzigseitiger Würfel nichts ausmacht.«
»Falls DMDNGW unser Haus beobachtet und
Tjarka bereits gesehen hat«, sagte Naenn leise, »dann ist sie im Würfelbecher die Einzige von uns, die ganz alleine ist. Wir
servieren sie unserem Feind dann wie auf dem Präsentierteller.«
Rodraeg schüttelte den Kopf. » DMDNGW greift
nicht jeden an, der bei uns ein und aus geht. Sonst wären ja auch Arevaun und
Kohn angegriffen worden. Estéron ist auch nicht angegriffen worden, obwohl er
dem Mann mit der Nadel in der Küche ganz alleine gegenüberstand. Nein, ich
glaube, DMDNGW weià genau, wer zum Mammut gehört und wer nicht. Wahrscheinlich hat er uns
schon den ganzen Rauchmond und Blättermond über beobachtet. Und Tjarka darf
eben noch nicht zu uns gehören. Nicht vor dem Nebelmond. Traust du dir das
alles zu, Tjarka?«
»Klar. Ist ja nicht schwierig, sich ein Zimmer zu nehmen und Augen
und Ohren offen zu halten.«
»Sehr gut. Einmal am Tag kommst du uns besuchen oder wir dich, und
dann tauschen wir uns aus.«
»Es ist dennoch ein Risiko«, beharrte Naenn.
Rodraeg nickte. »Du hast ja recht. Es ist ein gewisses Risiko. Aber
die Zeit, in der wir noch versuchen konnten, alles unter Kontrolle zu behalten,
um unsere Risiken möglichst zu verringern, ist vorüber. Das Schicksal hat uns
das abgenommen, denn Eljazokad ist jetzt alleine irgendwo im Thostwald, und
Eljazokad ist viel, viel gefährdeter als Tjarka.«
»Aber Eljazokad ist nicht hier, und der Angriff scheint sich doch in
erster Linie gegen das Haus und gegen das Mammut als
solches zu richten«, widersprach Naenn. »Warum sollte DMDNGW einem Mann im Thostwald hinterherjagen, der schwer zu finden sein wird,
wenn er stattdessen hier mehrere Opfer bequem auf einem Haufen versammelt
sieht?«
»Weil der Drohbrief vor die Tür gelegt wurde, bevor Eljazokad und Bestar zum Thostwald aufbrachen. Weil wir schon mindestens
seit diesem Tag unter Beobachtung stehen. Und weil DMDNGW irgendwann
in dieser Zeit festgelegt haben muss, aus welchen Personen das Mammut besteht. Naenn, diese Diskussion bringt nichts, denn
ich bin mir deiner Argumente durchaus bewusst. Ja, wenn DMDNGW Eljazokad und Bestar auch im Thost beobachtet hat, dann weià er
womöglich, dass Tjarka mit uns zusammenarbeitet. Das ist mir klar. Es kann aber
auch genau andersherum sein. Vielleicht geht dieses Haus plötzlich in Flammen
auf wie das Slessinghaus, und Tjarka ist die Einzige, die davonkommt.
Vielleicht werden wir schon morgen alle verhaftet, und Tjarka ist dann wiederum
die Einzige, die davonkommt. Ich will einen von uns auÃerhalb des Hauses
stationieren. Und wen sonst kann ich nehmen? Bestar? Oder Cajin? Oder mich? Das
wäre noch viel gefährlicher als bei Tjarka, denn Bestar und Cajin und ich
gehören zur Stammmannschaft und sind extrem gefährdet.«
Naenn gab klein bei, doch ihr Gesichtsausdruck spiegelte Zweifel und
Verzweiflung wider. Auch Rodraeg ging mit sich selbst hart ins Gericht. Er
hatte einiges ausgesprochen, womit er Naenns Ãngste nur noch mehr geschürt
hatte. Er hätte nicht erwähnen dürfen, dass dieses Haus brennen könnte. Der
Schrecken in Naenns und auch Cajins Gesicht war regelrecht auf Rodraeg
zurückgesprungen. Mache ich jetzt den entscheidenden Fehler?
Opfere ich Tjarka, wo ich sie doch unter allen Umständen hätte einbeziehen
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