Der Mann, der nicht geboren wurde
helfen kann, umso
besser.«
»Tjarka könnte eine wichtige Figur dieses heimlichen Spieles
werden«, merkte Estéron an. »Sie gehörte nämlich nicht zum Mammut ,
als DMDNGW schwor, das Mammut zu
vernichten. Möglicherweise hat er sie nicht auf seiner Liste.«
Rodraeg nickte. »Möglicherweise überwacht er uns aber andauernd, so
wie die Garde, und weià jetzt über ihr Eintreffen Bescheid. Möglicherweise
arbeitet er sogar mit der Garde zusammen.«
»Möglicherweise ist er die Garde«, raunte
Naenn.
» Die Mehrheit der neuen Gardisten Warchaims .«
Cajin gingen die Ideen nicht aus.
Alle schwiegen für einen Moment. Dann wandte Rodraeg sich direkt an
Tjarka. »Jedenfalls fällt es mir nicht leicht, jemanden an Bord zu holen, wenn
dem Boot innerhalb der nächsten sieben Tage der Untergang angedroht wurde.
Vielleicht solltest du besser abwarten, ob es uns im Nebelmond noch gibt, und
dich uns erst dann anschlieÃen. Auf diese Art könnte dir so einiges erspart
bleiben.«
Tjarka rührte in ihrem Teller. Bislang hatten Rodraeg, Estéron,
Naenn und Cajin sie noch nicht lächeln gesehen. Auch Bestar war sich nicht
sicher, ob sie im Thost irgendwann einmal ein freundliches Gesicht gemacht
hatte. »Die Leute«, begann sie, »kommen in den Thost, um dort herumzuwandern,
mit dem Buch in der Hand auf den Spuren des groÃen Korengan Abenteuer zu
suchen, Schätze von damals zu finden. Oder eben um unaussprechlich Böses zu
tun. Ihr wart bislang die Einzigen, die von weit her â Warchaim ist viel weiter
weg, als ich mir jemals vorstellen konnte â, von so weit her gekommen sind, nur
um nach den Kaninchen zu sehen. Und um die Männer aufzuhalten, die den
Kaninchen all das angetan haben. Ich finde das sehr gut. Solche wie euch habe
ich noch nie kennengelernt. Ihr habt echte Schmetterlingsmenschen in eurer
Gruppe. Selbst Fork war sich nicht sicher, ob es sie wirklich gibt, oder ob sie
so ein Märchen sind wie die Gestalten aus Korengans Buch. Und dann ⦠die Art,
wie Eljazokad sich befreit hat. Uns befreit hat. Er war gefesselt und wurde
misshandelt. Aber er machte einfach eine Tür auf in eine andere Welt, nahm uns
dorthin mit, überlebte, als wir versagten, und holte uns aus allem raus. Ihr
werdet nicht so einfach untergehen. Das Mammut ist zu ⦠erstaunlich. Und wenn ihr ⦠mich haben wollt, will ich gerne bei euch
mitmachen. Ohne Geld oder so. Ich kann mir auch woanders eine Bleibe suchen,
wenn ihr hier keinen Platz habt oder wenn ihr es für ratsam haltet, dass ich
mich während dieser Drohungs- und Ãberwachungsgeschichte nicht in diesem Haus
aufhalte. Aber vielleicht kann ich euch dennoch nützlich sein. Und wenn ich nur
Botengänge mache oder so was.«
In diesem Moment klopfte es an der Tür, als hätte ein Lauscher den
Zeitpunkt abgepasst, an dem Tjarkas ungewöhnlich lange Rede zum Erliegen kam.
Rodraeg legte Tjarka eine Hand auf die Schulter â eine Berührung,
die ihr sehr naheging â, stand auf und ging zur Tür. Auf dem Weg dorthin
stopfte er Eljazokads Tagebuch sichtgeschützt hinter ein von Cajin gezimmertes
Regal. Dann öffnete er. Es war Dilljen Kohn. Allein, wie auch beim letzten Mal.
»Man hat mir zugetragen, dass zwei der drei lange vermissten
Mitglieder des Mammuts endlich eingetroffen sind«,
sagte er, ohne zu grüÃen.
»Man hat euch nur ein Viertel der Wahrheit zugetragen«, entgegnete
Rodraeg, der sich fragte, was Kohn alles gehört hatte. »Bestar ist
zurückgekommen, Eljazokad wird weiterhin schmerzlich vermisst. Tjarka ist nur
ein Gast in unserem Haus. Und ein drittes Mitglied erwarten wir nicht, weil
eines unserer Zimmer leer steht.«
»Darf ich?«
»Fühlt Euch wie daheim.«
Der magisch begabte Ermittler trat ein und sondierte mit seinen
wässrigen Augen wieder jedes Detail im Versammlungszimmer. Auch auf dem Regal
blieb sein Blick kurz haften. Naenn wand sich unbehaglich, als er seine Augen
erneut über ihren gewölbten Bauch gleiten lieÃ. Bestar blickte ihm offen
entgegen. Tjarka hatte wieder Dinge auf ihrem Teller festgestellt, die ihre
Aufmerksamkeit ganz und gar in Anspruch nahmen.
»Ein Mädchen, in der Tat«, stellte Kohn fest, indem er sie musterte.
»Das wirft ein neues Licht auf die FuÃspur, wenngleich zu leicht, obwohl â mit
Steinen beschwert wie ein Selbstmörder im
Weitere Kostenlose Bücher