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Der Mann, der nicht geboren wurde

Der Mann, der nicht geboren wurde

Titel: Der Mann, der nicht geboren wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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der Schwachen und Unwissenden.«
    Sie ließen Akamas herein und führten ihn nach oben. Dort unterbrach
Estéron seine Rituale und kam schweißgebadet in einer Aura aus Rauch zur
Zimmertür, um den Neuankömmling mit blinden Augen und Fingerspitzen zu mustern.
»Es könnte ein Wunder sein«, sagte er nur. Dann ließ er Akamas zu Naenn und
sperrte Rodraeg und Bestar weiterhin aus.
    Tatsächlich hörte das Schreien und Wehklagen auf. Rodraeg bestand
nun darauf, dass Bestar bei ihm im Haus blieb. Während ein fremder Magier, der
noch dazu für die Königin arbeitete, sich an Naenn zu schaffen machte, konnten
sie nirgendwo anders hingehen. Tjarka würde auf sich selbst aufpassen müssen –
und das als Mädchen, das es gewohnt war, alleine durch den Thostwald zu
streifen, wohl auch können.
    Zwei Stunden vergingen. Irgendwann wurde Cajin nicht mehr gebraucht
und setzte sich erschöpft zu Rodraeg und Bestar, um mitzubeten und mitzuhoffen.
    Dann, am Nachmittag, gellte endlich das erlösende Schreien eines
neugeborenen Kindes durch das Haus. Die Sorge um Naenn war immer noch nicht
vorüber, aber als Rodraeg die Stiege nach oben rannte, kam ihm auf halbem Weg
schon Akamas entgegen und sagte: »Dem Kind geht es gut, der Mutter den
Umständen entsprechend ebenfalls. Sie muss nun schlafen, während Estéron dem
neuen Mädchen ein Lied von der Welt vorsingt.«
    Â»Dem neuen Mädchen? Das Kind ist ein Mädchen? Naenn dachte doch, es
würde ein Junge.«
    Â»Ja. Estéron dachte das auch. Das Kind ist eine Überraschung.
Abgetrennt von allen Wahrscheinlichkeiten und Empfindungen. Ich muss mich kurz
ausruhen. Könnte ich einen Krug Wasser bekommen?«
    Â»Aber selbstverständlich.« Cajin kümmerte sich bereits. Akamas setzte
sich zu den anderen an den Versammlungstisch. Seine Augen leuchteten im dunklen
Gesicht noch deutlicher als ohnehin schon. Dankbar nahm er das Wasser entgegen
und trank davon.
    Â»Ich musste das Fenster öffnen, um den Rauch hinauszulassen«,
erklärte er lächelnd. »Immerhin ist das Kind halb menschlich – wer weiß, wie es
auf Estérons rein schmetterlingsbezogene Vorkehrungen reagiert hätte?«
    Â»Was … könnt Ihr sagen über dieses Kind?«, fragte Rodraeg.
    Â»Nicht viel. Es ist halb Schmetterlingsmensch, halb Mensch, das habe
ich erkennen können. Auch sind noch zwei andere Aspekte verborgen. Einer mit
Fangzähnen. Einer, der zu den Göttern hinaufschaut. Aber ich wollte nicht
unverschämt sein. Ich bin jemand, der lieber Fragen stellt, anstatt zu
Belauschen.«
    Â»Wir stehen tief in Eurer Schuld. Lasst mich Eure Fragen
beantworten.«
    Akamas lächelte wieder. »Es sind nicht viele. Die Geburt dieses
Kindes hat mir einmal mehr vor Augen geführt, wie dringlich meine Mission ist.
Ich muss weiterreisen, vielleicht zu den Riesen, vielleicht aber auch schon
darüber hinaus. Zuerst jedoch meine Fragen: Seid Ihr die Menschen, die von den
Riesen aus nach Warchaim gebracht wurden auf magischem Wege, am Tage des
Mittelrauchs?«
    Â»Ja. Das waren ich, Bestar und noch ein weiterer Mitstreiter, der zurzeit
leider nicht bei uns ist.«
    Â»Und vorher, am achtzehnten Feuermond von Tyrngan aus?«
    Â»Das war Bestar. Die Riesen holten ihn zu sich.«
    Â»Aus Freundschaft?«
    Â»Weil wir in ihrem Auftrag arbeiteten, ja.«
    Â»Ich verstehe. Was wisst Ihr von den Tsekoh?«
    Â»Sehr wenig. Sie sind die Erzfeinde der Riesen. In Visionen haben
wir sie gesehen, aber nur sehr undeutlich. Sie sind wie … lichterloh blendende
Schatten.« Rodraeg musterte den Magier, der ihm gegenübersaß. Bislang hatte er
es vermieden, über die genaue Natur des Riesenauftrags zu sprechen, und Akamas
war diskret genug gewesen, nicht nachzuhaken. Aber es war deutlich zu spüren,
dass der Magier einer wichtigen Sache auf der Spur war, und Rodraegs Empfinden
einer Dankesschuld war aufrichtig. »Unser fehlender Mitstreiter, Eljazokad,
könnte Euch wahrscheinlich mehr über die Tsekoh erzählen, denn in der Höhle des Alten Königs bei Tyrngan gibt es einen Weg, der
dem Weg der Tsekoh entspricht, und Eljazokad hat diesen Weg beschritten.«
    Â»Das ist sehr interessant. Dort könnte ich mehr über das lernen, was
Warchaim bedroht, als in allen Büchern, die geschrieben wurden. Aber ist die Höhle des Alten Königs denn nicht verschlossen?«
    Â»Als Teil

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