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Der Mann der nicht zu hängen war

Der Mann der nicht zu hängen war

Titel: Der Mann der nicht zu hängen war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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los.
    »Wieso? Was haben Sie denn? Was ist denn los?«
    »Was los ist? Das ist los: Meine Carole heißt ebenfalls Mac Grab! Meine Freundin!«
    »Sie sind wohl nicht ganz bei Trost, wie?« fährt Osborn auf.
    »Nun, immer mit der Ruhe. Und werden Sie nicht gleich unverschämt! Wir werden gleich sehen, ob wir die gleiche meinen. Warten Sie, ich werde ihr Gesicht zeichnen.«
    »Lassen Sie das!« winkt Osborn ab. »Ich habe ein Foto von ihr... Hier.«
    Osborn leuchtet das kleine Foto mit seinem lächerlichen Kugelschreiber an und hält es Colby vor die Nase. Der bringt keinen Ton heraus.
    »Na? Ist das vielleicht auch Ihre Carole?«
    »Ja. Aber ja doch«, bestätigt Colby ächzend. »Wir haben uns vor einem Jahr bei Freunden kennengelernt, bei einer Vernissage. Das ist doch nicht möglich! Ich kann es noch gar nicht glauben. Sagen Sie, wie... wie gut kennen Sie Carole eigentlich?«
    »Jetzt gehen Sie aber zu weit!«
    »Warum? Ich kenne sie seit einem Jahr, und wir verbringen jedes Wochenende miteinander. Es ist doch verständlich, daß ich so etwas frage, finden Sie nicht?«
    »Mister Colby«, erklärt Osborn nun förmlich, »ich möchte Sie wirklich bitten, mit diesem geschmacklosen Scherz endlich aufzuhören. Ich bin mit Carole verlobt!«
    »Verlobt?«
    »Ja, sicher. Wir leben seit Monaten zusammen. Am Wochenende ist sie immer bei ihrer Familie in Ramsgate. Weihnachten wollen wir mit ihren Eltern über die Hochzeit reden, und Sie sind ein Mistkerl!«
    »Ach ja.... meinen Sie? Und wenn ich Ihnen Caroles Adresse verrate oder ihre Telefonnummer zum Beispiel — glauben Sie mir dann? 486 50 62 Columbia Street. Genügt es Ihnen, oder brauchen Sie noch persönlichere Details?«
    »Dreckskerl!« zischt Osborn wütend.
    »Bleiben Sie ruhig, Mann! Oder meinen Sie etwa, mir macht das Ganze Spaß? Schließlich bin ich seit einem Jahr ihr Geliebter!«
    »Ihr Geliebter?«
    »Sie etwa nicht?«
    »Jetzt reicht’s aber! Noch ein Wort, und Sie können was erleben!« schreit Osborn und springt auf.
    »Bitte sehr, von mir aus!« erwidert sein Rivale. »Das ist nun auch schon egal!«
    »Sie sind mir absichtlich gefolgt! Und Sie haben den Fahrstuhl blockiert! Sie kennen sich hier ja bestens aus. Und das alles nur. um mir diese dreckige Geschichte zu erzählen!«
    »Armer Irrer! Machen Sie endlich Ihre Augen auf, und finden Sie sich damit ab: Wir schlafen mit derselben Frau, wir sind beide mit ihr verlobt, und wir sind beide in diesem Fahrstuhl eingesperrt. Das ist alles. Und es ist schlimm genug! Meinen Sie nicht auch?«
    »Sie sind ein Schwein!«
    Da ist mit Vernunft nichts mehr zu machen. Die beiden Männer stürzen aufeinander los und schlagen wild um sich — wie zwei in einem Sack eingesperrte Hähne. Im Lift ist es völlig dunkel und eng, sehr eng. Ein verrückter Kampf! Der Gegner ist zwar hautnah, aber wo genau er steht, kann man nur ahnen. Und so kämpfen auch die Wände des Fahrstuhls mit — und die sind hart.
    Plötzlich tönt eine brummige Stimme: »He! Was ist denn da oben los?«
    Alister reagiert als erster. Er erkennt die Stimme sofort: »Georgy? Sind Sie es? Na endlich! Holen Sie uns sofort herunter. Wir sind im 6. Stock hängengeblieben! Hören Sie mich?«
    »Na klar! Und wie! Ich höre Sie sogar schon eine ganze Weile durch die Leitung. Hah! Ein Krimi im Radio ist direkt ein Dreck dagegen!«
    »Georgy, wir haben keine Zeit für Witze. Holen Sie endlich den Mechaniker, sonst schlägt mich dieser Verrückte hier noch tot!«
    »O. k., Mister Colby, bin schon unterwegs! Und Schluß mit der Schlägerei, hören Sie. Mister! Sonst hole ich nicht den Mechaniker, sondern die Polizei!«
     
    Alister Colby hätte gerne mit der unsinnigen Schlägerei aufgehört. Aber Mike Osborn denkt nicht daran und tobt noch wilder, während bereits der Mechaniker an der Steuerung der Liftanlage fummelt. Plötzlich ein Ruck, und der Lift saust hinunter. Es ist gegen 21 Uhr 40. Polizei, Feuerwehr, Krankenwagen rücken an und sammeln zwei Verletzte ein.
    Ärzte, Polizisten und Ingenieure gaben sich die größte Mühe, die verschiedenen Verletzungen der beiden Gehörnten nach den Versicherungstabellen aufzulisten.
    Ist nun die Elektronik schuld an dem gebrochenen Nasenbein von Alister Colby, an der Gehirnerschütterung von Mike Osborn? An der kaputten Brille des einen und an den eingeschlagenen Zähnen des anderen? Wirklich ein schwieriger Fall für die Versicherungsgesellschaften! Colby und Osborn haben nie erfahren, für welchen von beiden sich

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