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Der Mann, der nichts vergessen konnte

Titel: Der Mann, der nichts vergessen konnte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Privatmaschinen parkten. Als er die rot-weiße einmotorige Cessna 172 sah, rutschte ihm das Herz in die Hose. Schon an den Businessjets seiner Sponsoren hatte er nie wirklich Gefallen gefunden, aber der erschreckend kleine Zweisitzer versetzte ihn in Panik.
    »In die Sardinenbüchse soll ich einsteigen?«
    »Du bist mit mir schon Auto gefahren. Stell dir einfach vor, meine Skyhawk wäre eine Corvette.«
    »Ich mag keine Sportwagen, die sich in drei Richtungen gleichzeitig bewegen.«
    Sie griff nach seiner Hand. »Stell’s dir einfach als Rendezvous in den Wolken vor.«
    Er lächelte säuerlich. »Das hilft bestimmt.«
    »Damit es nicht zu romantisch wird – hast du meinen USB-Stick dabei?«
    »Ja. Ich trage ihn über meinem Herzen.«
    »Manchmal bist du richtig süß, Tim. Konntest du dich schon damit beschäftigen?«
    »Nein. Ehrlich gesagt traue ich meinem Computer nicht. Ich könnte ihn vom Netzwerk abstöpseln und die Daten nicht auf die Festplatte kopieren, aber trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, Squirrel könnte mir einen kleinen Spion eingebaut haben.«

    »Davon ist mir nichts bekannt. Aber ein gesundes Misstrauen kann den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen.
    Alte Geheimdienstregel. Wie sinnvoll sie ist, haben wir leider gestern gesehen.«
    Ihre Bemerkung schlug ihm auf den Magen. Ohne weitere Gegenwehr ließ er sich von Jamila ins Flugzeug setzen.
    Danach rang er einige Minuten lang mit seinen Eingeweiden, während die Cessna zur Startbahn dröhnte und wenig später mit dem Gebrumm einer wütenden Hornisse in den Himmel emporschoss. Als sie die für eine so kleine Maschine eher geringe Reiseflughöhe erreicht hatte, entkrampfte er sich. Und nach ein paar Minuten gefiel ihm sogar die archaische Art, sich durch die Luft zu bewegen. Die Wetterbedingungen waren optimal, unter ihnen glitzerten die Fluten der Chesapeake Bay im Sonnenlicht – nie war er so tief über eine Landschaft hinweggerauscht.
    »Du machst das gut«, lobte er Jamila. Wegen des Motorenlärms unterhielten sie sich mittels Headset über die Bordkommunikationsanlage .
    Sie bedankte sich für das Kompliment mit einem Lächeln.
    »Die Maschine hat früher einem Knight gehört.«
    »Dem schwarzen Riesen?«, wunderte sich Tim.
    Jamila lachte. »Wo denkst du hin! Die Mitglieder von Skull and Bones nennen sich auch Knights. Die Tradition lehnt sich aber eher an die Ritter an und weniger an die gleichnamigen Schachfiguren.«
    »Bist du sicher?«
    Sie warf ihm einen schwer zu deutenden Seitenblick zu.
    »Schau mal hinter deinen Sitz. Da müsste meine Tasche liegen. Nimm dir das Notebook raus, und Stöpsel den USB-Stick an. Auf dem Rechner gibt es ein Verzeichnis namens Crypt, darin findest du Kryptografieprogramme für alle gängigen Verfahren. Vielleicht gelingt es dir, Karims Daten zu entschlüsseln.«
    »Mach dir nicht allzu große Hoffnungen. Ich besitze zwar das theoretische Wissen, habe aber wenig praktische Erfahrung.
    Thomas Beales Chiffren dürften geradezu antiquiert sein im Vergleich zu dem, was dein Freund vermutlich benutzt hat.«
    »Da kannst du Gift drauf nehmen. Auf dem Computer ist ein Programm namens Pifish, das Karim geschrieben hat. Es ist eine Variante des Twofish-Algorithmus, die mit einer größeren Schlüssellänge arbeitet.«
    »Blowfish war schon ein harter Brocken, und sein Nachfolger Twofish ist noch sicherer. Wenn der Stick mit einer noch stärkeren Verschlüsselung codiert wurde, dann können selbst die schnellsten Rechner in euren NSA-Kellern ihn nicht knacken.«
    »Jedenfalls nicht zu unseren Lebzeiten. Aber du kennst ja mittlerweile Owls Credo: ›Wenn du deinen Gegner nicht besiegen kannst, dann lass ihn sich selbst besiegen.‹ Karims größte Schwäche war vermutlich seine Zuneigung zu mir. Ich nehme sogar an, dass er mir eine Hintertür offen gehalten hat.
    Aber bedauerlicherweise kann ich mich nicht in sein Hackerhirn hineinversetzen. Ihr zwei seid euch in mancher Hinsicht ähnlich. Vielleicht gelingt es dir.«
    Tim war sich nicht sicher, ob sie ihm mit ihrer letzten Bemerkung eine Tür zu ihrem Herzen geöffnet hatte. Um sich keine weitere Abfuhr einzuhandeln, setzte er das Gespräch auf der sachlichen Ebene fort. »Mit deinem Namen, deinen Spitznamen und ähnlichen Passwörtern hast du’s vermutlich schon versucht, oder?«
    Sie bedachte ihn mit einem gelangweilten Seitenblick.
    »Wusste Karim von deiner Zugehörigkeit zur Bruderschaft des Todes?« Er fragte das, weil bekanntermaßen hochrangige

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