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Der Mann, der nichts vergessen konnte

Titel: Der Mann, der nichts vergessen konnte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Markierung entfernt waren, lenkte Jamila den Jeep in einen Waldweg und hielt hinter dichtem Buschwerk, sodass er von der Straße aus nicht gesehen werden konnte. Sie öffnete die große Heckklappe, griff sich das zum Bündel zusammengeschnürte Werkzeug – Hacke, Spaten, Brechstange, Meißel, Hammer und Handfeger –, womit für Justin die zwei tragbaren Metalldetektoren, eine Aluminiumleiter und die Kaffeekanne übrig blieben.
    »Das soll ich alles alleine schleppen?«, brummte er.
    Sie lächelte. »Jedem so, wie er’s verdient: Du bist hier der Elektronikfreak, und ganz hoch hinaus wolltest du ja schon immer.«
    Mürrisch lud er sich die Ausrüstung auf, und los ging die Suche.
    Zunächst folgten sie ein Stück dem Forstweg, immer geführt von den Angaben des handygroßen Satellitennavigationssystems. Die Schneise war wenig ausgefahren, offenbar wurde sie selten benutzt. Sie schienen die einzigen Menschen in weitem Umkreis zu sein, nicht einmal das Knattern eines Traktors ließ sich vernehmen. Nach etwa fünfhundert Metern erblickten sie den Waldrand.
    »Sieht aus wie ein umgepflügter Acker«, kommentierte Justin die braune Fläche jenseits der Bäume.
    Jamila nickte. »Wie schön, dass hier auf dem Lande die Uhren langsamer gehen. Beale schrieb, der Schatz liege auf dem Grund einer Farm, und so scheint es immer noch zu sein.«
    »Nur mit dem Unterschied, dass die Farmer heute Internetanschluss haben.«
    Seine Bemerkung ließ Jamila aufhorchen. Sie musste wieder an das Gespräch mit Emil in der Bibliothek denken. »Was ich dich schon immer mal fragen wollte, Justin: Angenommen, eine einzelne Person wollte in die Computer von Banken, Brokern und anderen Unternehmen einbrechen, um das Chaos anzurichten, das wir gerade erleben – wie könnte sie das anstellen? Wäre so etwas überhaupt möglich?«
    »Ist die Frage ernst gemeint? Du warst doch dabei, als wir im Pentagon für Arme – in unserer ›Fabrik‹ – die ISIG plattgemacht haben.«
    »Sicher. Ich hatte auch alle Zeit der Welt für die Telefonate, mit denen wir an die Insiderinformationen gekommen sind. Aber unter der Beale-Krise leiden inzwischen Tausende von Unternehmen. Dr. Labin meint, die dazu erforderlichen Manipulationen könnten niemals das Werk eines Einzeltäters sein.«
    »Labin? Der muss es ja wissen«, schnaubte Justin. »Um eine Lawine auszulösen, braucht man oft nur einen Schuss.«
    »Richtig. Aber der Schnee muss über eine genügend große Fläche hinweg erschüttert werden, um abzugehen. Selbst du, unser bester Intruder, würdest so etwas nie im Leben schaffen.«
    Justin blieb stehen. Er war erkennbar dort getroffen, wohin Jamila gezielt hatte: ins Zentrum seiner krankhaften Geltungssucht. »Wer sagt das?«
    »Ich«, antwortete sie, wartete eine wohlbemessene Zeit und fügte hinzu: »Karim meinte auch, du seist nicht mehr als ein begabter Aufschneider.«
    »Karim?«, jaulte er auf. »Was wusste der denn schon? Entschuldige, wenn ich das so offen sage, JJ, aber dein Freund war ein Weichei. Was meinst du, warum er mir schon am MIT immer an der Backe hing? Für einen richtig großen Hack hatte er weder den Mumm noch die nötige Entschlossenheit.«
    »Was nützt das Wollen, wenn es am Können fehlt?«, seufzte Jamila. Ihr fiel es schwer, so ruhig zu bleiben, zumal ihr jetzt erst bewusst wurde, wie eifersüchtig der coole Flock auf seinen angeblich besten Freund gewesen war. Wäre Emil ihm nicht auf die Schliche gekommen…
    »Du meinst also, mir fehlt es am Können?«, plusterte sich Justin auf. Wütend ließ er seine Last zu Boden fallen und fuchtelte mit den Armen in der Luft herum. »Du hast ja keine Ahnung. Wusstest du, dass sich die NSA in etliche Sicherheitssysteme Hintertüren hat einbauen lassen, damit sie im Bedarfsfall gegen kriminelle oder terroristische Organisationen ermitteln kann? Wir haben ›Generalschlüssel‹ für bestimmte Verschlüsselungsalgorithmen, Superpasswörter gewissermaßen, mit denen wir in null Komma nix an den Klartext herankommen. Wer diesen ›Schlüsselbund‹ besitzt, der hat die Macht.«
    »Trotzdem würdest du an der schieren Menge der Ziele scheitern«, stachelte Jamila ihn weiter auf.
    »Nicht, wenn ich Schädlinge benutze, die sich mit dem Schlüsselbund in der Tasche selbstständig im weltweiten Netz verbreiten. Ich setze sie auf einige ausgewählte Opfer an, und der Rest erledigt sich von allein.«
    »Du meinst Botnets, Trojaner, Viren, Würmer?«
    Er zog den Mund in die Breite. »Der ganze

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