– mein Boss schickt mich nach Chicago –, als mir einfällt, dass Sie wohl noch meine alte E-Mail-Adresse haben.«
»Sie meinen, die im Büro?«
»Nein, die private. Ich habe eine neue.«
»Ihre Personalnummer bitte.«
JJ ratterte sie herunter. Der Personalsachbearbeiter war misstrauisch und verlangte auch Mrs. Parkers Geburtsdatum und schließlich sogar den Mädchennamen ihrer Mutter. JJ lieferte ihm alles.
»Okay, wie lautet Ihre neue E-Mail-Adresse?«, fragte er daraufhin.
Sie antwortete langsam und deutlich: »
[email protected].«
»Ist notiert. War’s das?«
»Ja, vielen Dank, Tom.«
»Dann wünsche ich gute Reise. Bye, Mrs. Parker.« Scully legte auf.
JJ holte tief Luft.
»Du hast es echt drauf. Lernt man in Yale, so zu lügen?«, fragte Justin belustigt.
Ihr Blick wanderte nur zu Kogan.
»Der arme Karim. Wie soll er je wissen, woran er bei dir ist?«
Sie schluckte, wohl wissend, dass sie tatsächlich nicht immer ganz offen zu ihrem Freund war.
»Halt die Klappe«, sprang Tianna ihr zur Seite.
Kogan klatschte in die Hände. »Etwas mehr Professionalität, wenn ich bitten darf. Sie können alle noch eine Menge von JJ
lernen. Wenn sie will, trickst sie sogar einen Lügendetektor aus. Wir kommen jetzt zum Kombinationsspiel. Geben Sie gut acht.« Er gab JJ einen Wink.
Sie griff zum Handy und wählte die Nummer der EDV-Abteilung des Versicherungsunternehmens. Die anderen setzten Kopfhörer auf, um das Gespräch mitzuverfolgen.
»Benutzerunterstützung, Chick Turner«, meldete sich eine junge Männerstimme.
»Chick, Sie müssen mir helfen. Hier ist Juliet. Juliet Parker.
Ich habe mein Passwort vergessen«, jammerte JJ.
»Haben Sie schon auf dem Zettel nachgeschaut, der unter Ihrer Tastatur klebt?«
»Mir ist nicht zum Lachen zumute, Chick. Das hat man davon, wenn man die Sicherheitsvorschriften der ISIG penibel einhält. Ich bin in Chicago. Gleich muss ich einen Schaden aufnehmen, und ich kann mich mit meinem Notebook nicht ins System einloggen.«
»Kein Problem, Juliet. Wir setzen Ihr Passwort zurück. Sie bekommen eine E-Mail von uns. Klicken Sie einfach auf den darin angezeigten Link, dann werden Sie zu einer speziellen Anmeldemaske geleitet, auf der Sie Ihr neues Codewort eingeben können.«
»Und wie komme ich an meine E-Mail? Ich kann mich ja nicht einloggen.«
»Stimmt! Ich Esel. Da haben Sie ein Problem.«
»So ein Mist«, grollte sie. »Da strampelt man sich ab, wird als Retterin von Lassie gefeiert und muss sich am Ende wie eine Trickbetrügerin behandeln lassen.«
»Lassie? – Stimmt, ich hab den Artikel im Journal Register gelesen! Sie haben im Center Park einen Collie aus dem See gezogen. Ich hab auch eine Hündin. Jolly. Ein Basset. Das war echt mutig von Ihnen.«
»Schön für Sie. Auf die Vierbeiner kann man sich wenigstens verlassen.« JJ fing an zu schluchzen. »Mein Chef bringt mich um. Ich verpulvere ‘nen Haufen Reisespesen für nichts und wieder nichts.«
Am anderen Ende der Leitung trat eine kurze Pause ein.
»Haben Sie eine private E-Mail-Adresse, Juliet? Ich kann den Link auch an diese schicken. Wir müssten die Mail nur mit einem Zusatzpasswort verschlüsseln.«
»Dann nehmen wir am besten meine Personalnummer, die vergesse ich nie.«
Aus dem Hörer war das Klappern einer Tastatur zu vernehmen. »Da haben wir Sie ja. Juliet A. Parker. Wofür steht das A?«
»Amanda«, schluchzte JJ. »So hieß meine Mutter.«
»Okay, jetzt machen Sie sich keine Sorgen um Ihren Chef, Juliet. Ihre E-Mail ist
[email protected]. Stimmt die noch?«
»Ja.«
»In spätestens fünf Minuten haben Sie meine Mail, dann können Sie sich wieder ins System einloggen. Aber nehmen Sie nicht den Namen Ihres Hundes oder Freundes. Die findet jeder Ganove raus.«
»Ich werd’s mir merken«, versprach JJ und bedankte sich für die Hilfe.
An dieser Stelle der Partie übernahmen die drei Hacker, allen voran Justin Flock. Er rief den Briefkasten von JJs neuer E-Mail-Adresse auf, klickte sich in die Anmeldungsmaske der Versicherung und gab als neues Passwort »Gambit« ein. Damit bekam die Gruppe Zugang zum Versicherungsrechner, zunächst nur auf einer niedrigen Sicherungsebene, aber für die Cyberwarriors genügte das, um sich tiefer in das System hineinzuwühlen und die Partie ins Endspiel zu führen. Bald war der ISIG-Computer in ihrer Hand. Sie setzten die Ablaufdaten von Kapitallebensversicherungen auf sofortige Fälligkeit, veranlassten massenhaft Beitragsgutschriften und