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Der Mann, der niemals lebte

Titel: Der Mann, der niemals lebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ignatius David
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wer da neben ihm saß, stieß er einen Fluch hervor.
    »Du bist Fares, der CIA-Mann«, sagte er. »Was hast du hier zu suchen, du Hund?«
    Ferris murmelte etwas Unverständliches, als bereitete ihm das Sprechen große Schmerzen. Er benötigte nur ein paar Aussagen von Süleyman, vielleicht zwei, drei Sätze, und die würde er auch bekommen.
    »Du hast dich in mir getäuscht«, krächzte er und ließ wie vor Erschöpfung den Kopf auf die Brust sinken. Danach schwieg er und ließ nur hin und wieder ein leises Stöhnen hören. Er wartete, dass Süleyman ihn etwas fragte. Dreißig Sekunden vergingen, dann eine ganze Minute, und Ferris befürchtete schon, dass Süleyman nicht anbeißen würde. Aber dann reagierte der Syrer schließlich doch.
    »Warum bist du hier?«, fragte er
    »Es ist alles aus«, sagte Ferris. »Sie haben mich gezwungen, alles zu gestehen.«
    »Dann stimmt es also doch? Du bist Muslim und hast wirklich für uns gearbeitet?«
    »Was?«, fragte Ferris angestrengt, als hätte er nicht richtig verstanden.
    »Du bist ein CIA-Agent, aber du hast für uns gearbeitet.«
    »Für wen?« Ferris tat immer noch so, als hörte er schlecht.
    »Für uns. Für die al-Qaida. Du hast für uns gearbeitet, Fares, ist das wahr?«
    »Ja. Die ganze Zeit.«
    »Und all die CIA-Berichte, die du uns zugespielt hast, waren wirklich echt?«
    »Ja. Alle. Durch mich warst du quasi bei allen Operationen der CIA dabei.«
    »W’Allah!«, sagte Süleyman lächelnd. »Ich war bei allen Operationen der CIA dabei. Das ist eine tiefe Befriedigung für mich. Gott sei gepriesen dafür.«
    »Gott sei gepriesen«, wiederholte Ferris.
    »Was hätten wir für große Dinge gemeinsam tun können für die umma. So viele Dinge.«
    Ferris stöhnte und ließ den Kopf wieder auf die Brust sinken. Er hatte, was er brauchte, und musste sein Blatt nicht mehr weiter ausreizen.
    Zehn Minuten später kam Hani herein. Er trug wieder seine Maske, setzte sich auf den leeren Stuhl und begann auf Ferris und Süleyman einzureden. Er sprach längst nicht so kultiviert wie sonst, sondern mit einem groben, arabischen Dialekt und in einem Ton, wie ihn ein al-Qaida-Mann beim Verhör eines früheren Anführers verwenden würde, der Verrat an der gemeinsamen Sache begangen hat.
    »Sieh mich an, Karim al-Shams. Der ‹große Süleyman›, wie du dich nennst. Hattest du Verbindungen zu einem CIA-Mann namens Roger Ferris?«
    Süleyman lachte, wohl um seine Unabhängigkeit unter Beweis zu stellen. Hani schlug ihn noch viel heftiger ins Gesicht als vorher Ferris und trat ihm dann mit voller Wucht gegen Schienbein und Knie. Die versteckte Kamera erfasste dabei nur Hanis Arm und Bein, nicht aber seinen Kopf.
    »Hattest du Verbindungen zu einem CIA-Mann namens Roger Ferris?«, fragte er noch einmal.
    »Ja«, stöhnte Süleyman. »Und ich bin froh darüber. Gott sei gedankt dafür. Das war unser Sieg.«
    »Wie konntest du nur so etwas Verabscheuungswürdiges tun?«, zischte Hani.
    »Ich bin stolz darauf. Ich bin stolz auf die Operation mit dem Amerikaner.«
    »Damit beleidigst du alle Muslime. Ich sollte dir dafür ins Gesicht treten. Du hast Schande über die umma gebracht.«
    »Ich schäme mich nicht. Ich bin stolz. Ich habe es zum Besten der umma getan, und diese Operation mit dem Amerikaner war ein großer Sieg für uns. Sie zeigt, dass wir alles schaffen können.«
    Hani tat, als könne er seinen Zorn nicht mehr länger zügeln, und schlug Süleyman so heftig ins Gesicht, dass dem Syrer das Blut aus der Nase spritzte. Dann verfluchte er ihn noch einmal, stand auf und ging. Hinter der Spiegelglasscheibe schaltete ein Helfer die Kamera aus. Jetzt hatten sie alles, was sie brauchten.
    Einer von Hanis Männern kam in den Raum und nahm Ferris die Fesseln ab. Ferris stand auf, beugte sich über Süleyman und lächelte ihn von oben herab an, und da wurde dem Syrer auf einmal klar, was hier gespielt wurde. Ein Ausdruck tiefer Verzweiflung erschien auf seinem Gesicht.
    »Du hast verloren«, sagte Ferris.
    Süleyman schrie gequält auf – das letzte Aufheulen eines gebrochenen Geistes. Er war am Ende. Er hatte zugegeben, mit einem CIA-Mann zusammengearbeitet zu haben. Das war noch schlimmer als der Tod.
     
    In Beirut stieg Ferris in ein Taxi und sagte dem Fahrer, dass er nach Damaskus wolle. Das Taxi war ein Subaru und komfortabel genug für die dreistündige Fahrt über den Berg Libanon.
    Eigentlich hatte er ein Sammeltaxi nehmen wollen, doch Hani hatte ihm davon abgeraten. Er fand,

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