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Der Mann, der niemals lebte

Titel: Der Mann, der niemals lebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ignatius David
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dort ein Weilchen durch die Geschäfte, um sicherzugehen, dass er nicht verfolgt wurde, und ging dann zu Fuß zum Minervatempel im Park der Villa Borghese, der an einem kleinen See in der Nähe des Zoologischen Gartens lag. Vor dem Tempel stand ein stämmiger Mann, so fest im Boden verankert, als trage er Stiefel aus Beton. Das musste »Tony« sein. Sein richtiger Name war Jim – so stellte er sich zumindest vor. In Jeans, Polohemd und einem Pullover mit V-Ausschnitt hätte er genauso ausgesehen wie Millionen anderer junger Männer auch, wäre da nicht dieser durchdringende Blick gewesen, mit dem er ständig die Umgebung sondierte.
    Ferris gab ihm die Hand und musterte ihn eingehend. »Kennen wir uns?«, fragte er ihn.
    »Möglich, Sir, aber nicht sehr wahrscheinlich.«
    »Balad«, sagte Ferris. »Anfang des Jahres. Sie waren für die Task Force 145 im Einsatz. Ich war draußen in der Roten Zone unterwegs. Bis ich zusammengeschossen wurde.«
    »Ist ja irre, Sir. Dann sind wir ja so was wie Kriegskameraden.«
    Jetzt, wo sie festgestellt hatten, dass sie beide in der Hölle Irak gedient hatten, verstanden sie sich blendend. Soldaten hielten normalerweise nicht allzu viel von CIA-Agenten, zumal, wenn sie vor dem Wechsel zur Agentur nicht beim Militär gewesen waren. Doch bei Ferris war das anders. Er war im Irak gewesen und hatte dabei fast ein Bein verloren.
    »Was waren das denn für Sicherheitsprobleme, von denen Sie am Telefon gesprochen haben?«, fragte Ferris.
    »Die spinnen, die Italiener.« Jim schüttelte verlegen den Kopf. »Stellen Sie sich vor, einer meiner Jungs ist in einen Verkehrsunfall geraten. War nicht seine Schuld, die Italiener fahren einfach ganz anders als wir. Jedenfalls haben die Polizisten ihn gefragt, wo er wohnt und was er dort macht, und dann haben sie die Carabinieri zu unserer sicheren Wohnung bei der Universität geschickt, die danach natürlich nicht mehr sicher war. Deshalb mussten wir in eine Übergangsunterkunft: umziehen.«
    »Und die ist wo?«
    »Im Cavalieri Hilton, auf dem Monte Mario.«
    »Liebe Güte! Das kostet doch fünfhundert Dollar die Nacht.«
    »Da liegen Sie noch zu niedrig, Sir.« Jim ließ ein halbes Lächeln sehen. »Aber für den weltweiten Krieg gegen den Terror dürfen wir eben keine Kosten und Mühen scheuen. Ist außerdem ’ne gute Tarnung, das Hotel – mit dem Pool, den Mädchen und allem. Da fallen so ’n paar Amerikaner gar nicht weiter auf, Sir.«
    Ferris lachte schallend. »Wie lange seid ihr Jungs denn schon hier? Und hören Sie doch bitte mit dem ‹Sir› auf.«
    »Seit einem Monat. Bis jetzt haben wir nur für die Kommunikation gesorgt und unsere Tarnung aufgebaut, was wir jetzt ja wohl gründlich vermasselt haben. Der Colonel sagt, den eigentlichen Plan kriegen wir von Ihnen. Er meint, was Sie da machen, ist so inoffiziell wie sonst was, aber der General zu Hause in MacDill hat’s abgesegnet, und wir sollen einfach machen, was uns gesagt wird. Ich hatte nicht das Gefühl, dass der Colonel genau weiß, worum’s geht. Das hat ihn auch nicht gerade glücklich gemacht. Er klang, als bekämen Sie’s vorn und hinten reingeschoben, Sir.«
    »Gehen wir ein Stück«, sagte Ferris. Er beschloss, nicht weiter zu versuchen, Jim von dem »Sir« abzubringen. Für Jim und sein kleines Team war er, Ferris, schließlich so eine Art Großmeister. Sie gingen bis zu einer Bank, von der aus man eine weite Sicht über den See hatte und die Wege gut überblicken konnte, die von dort zu dem kleinen Zoo führten. Ferris lud Jim ein, sich zu setzen.
    »Also, passen Sie auf. Wir führen eine hochsensible Operation gegen die Leute durch, die für die Autobomben in Europa verantwortlich sind. Das ist kein offizieller Einsatz der CIA, sondern von einer eigenen, kleinen Unterabteilung. Mein Boss hat das Ganze mit Ihrem Boss geklärt, mehr brauchen wir beide nicht zu wissen. Alles klar?«
    »Klar. Aber worum geht es genau?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Aber ich erwarte zweierlei von Ihnen. Erstens, dass Sie jederzeit bereit sind zuzuschlagen, falls sich eine unserer Zielpersonen zeigt. Wie viele Leute umfasst Ihr Team?«
    »Mit mir fünf, Sir.«
    »Gut. Sie müssen jederzeit ausrücken können, sobald wir einen unserer bösen Buben aufspüren. Sie müssen Ihre Ausrüstung, Ihre Waffen, alles, ständig griffbereit haben. Haben Sie einen solchen Zugriff schon mal durchgeführt?«
    Der Special-Forces-Mann nickte, und die Muskeln an seinem Hals strafften sich, als er den

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