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Der Mann, der seine Frau vergaß

Der Mann, der seine Frau vergaß

Titel: Der Mann, der seine Frau vergaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John O'Farrell
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leicht. »Auf unsere heutige superhippe Stadtrundfahrt wir werden euch zeigen ein paar von die wichtigste Statione von Vaughan sein Leben, was ist ziemlich cool, ja?« Linda lachte über seinen Schweizer/skandinavischen/pseudoamerikanischen Akzent. »Und wir werden euch geben etwas von die Historie um einige von die faszinierende Orte, die wir werde passieren.« Jetzt hörte er sich an wie Yoda.
    Es war zwar noch keine meiner früheren Wirkungsstätten in Sicht, trotzdem zeigte Gary mir erst ein Pub, in dem wir vor zehn Jahren einmal gewesen waren, und dann ein Sportgeschäft, wo er sich ein Paar Turnschuhe gekauft hatte, wenn auch ohne mich. Den ausländischen Akzent hatte er abgelegt, spielte aber nach wie vor den Reiseleiter. »Linker Hand siehst du ein Restaurant der weltberühmten Kette McDonald’s. Sowohl deine Eltern als auch deine Pauker hofften seinerzeit, dass du es mit deinen enormen Fähigkeiten dort eines Tages zum Filialleiter bringen würdest, aber ach, es hat nicht sollen sein, und so bist du stattdessen Geschichtslehrer geworden. Und hier vorne rechts ist die erste Schule, an der du unterrichtet hast! Da – na, klingelt’s?«
    Ich betrachtete das große viktorianische Gebäude, das kürzlich saniert und mit einem Brunnen, elektrischen Schiebetoren und Überwachungskameras ausgestattet worden war.
    »Da steht ›Luxuswohnungen‹.«
    »Ja, kurz nachdem du dort angefangen hattest, haben sie den Laden dichtgemacht.«
    »Ach, Gary – was bist du nur für ein ungehobelter Kerl! Du konntest nichts dafür, dass die Schule schließen musste. Es hatte mit der Kürzung des Bildungsetats zu tun, was ich im Übrigen unsäglich finde, schließlich sind Kinder unsere Zukunft.«
    Dann überquerten wir den Fluss, und Gary machte mich auf diverse Pubs aufmerksam, die wir gemeinsam frequentiert hatten. An Kirchen, Fitnessstudios und Bioläden hingegen fuhr er kommentarlos vorbei. Gary und Linda wunderten sich, weil ich manche Straßen wiedererkannte, andere aber nicht; wie es schien, verfügte ich zwar über eine vage Kenntnis der Londoner Brücken und Hauptstraßen, doch alles, was mit mir und meinem Leben zu tun hatte, blieb verschüttet. Wir fuhren erst eine pittoreske Schnellstraße entlang, dann durch einen graffitibeschmierten Tunnel und hielten schließlich vor einer riesigen modernen Gesamtschule.
    »Hier arbeite ich?«
    »Wow – es hat funktioniert! Du erinnerst dich! Bist eben doch ein cleveres Bürschchen.«
    »Nein – aber du hast gesagt, meine Schule wäre in Wandsworth, also habe ich ein bisschen im Internet gesurft und bin dabei auf die Wandle Academy gestoßen.«
    »Ach. Also: Hier unterrichtest du! Nicht gerade Hogwarts, was?«
    Der Betonbau wirkte in der Tat ein bisschen schäbig und bedrohlich. Der Eingang war vermüllt, und wie als ein Symbol für das Werden und Wachsen junger Menschen hatte die Schulleitung vor dem Portal zwei kleine Weißbirken gepflanzt. Die Schüler hatten sie abgeknickt, bevor sie hatten gedeihen können.
    Inzwischen glaubte ich begriffen zu haben, dass aus Garys abfälligen Bemerkungen über meine Arbeit und die Schule so etwas wie neidvoller Respekt sprach – dass wir diesen Umgangston seit jeher pflegten und ich lernen musste, genauso gut austeilen wie einstecken zu können.
    »Bin ich nur ein einfacher Lehrer oder Jahrgangsstufenleiter, du Sackgesicht?«
    »Was?«, sagte Gary mit leicht gekränkter Miene.
    »Habe ich einen Titel?«
    »Aber warum hast du mich Sackgesicht genannt?«
    »Äh – tut mir leid. Ich dachte, so sprächen wir miteinander.«
    »Du kannst jemanden doch nicht einfach ›Sackgesicht‹ nennen, du Sackgesicht! Du gehörst zum Establishment, du bist einer von denen , Mann.«
    »Und wie lange unterrichte ich hier schon?«
    »Ach, ewig«, sagte Linda. »Seit mindestens zehn Jahren.«
    Ich hatte Gewissensbisse, weil ich eigentlich auf der anderen Seite des Zaunes hätte stehen müssen und sich meine Schüler vermutlich fragten, wo Mr. Vaughan wohl abgeblieben war.
    »Aber meine Kinder gehen nicht hier zur Schule?«
    »Spinnst du? Dafür kennt Maddy die Lehrer hier etwas zu gut.«
    »Sie gehen auf eine Schule in eurer Nähe«, erklärte Linda. »Dillie hat gerade die Grundschule hinter sich gebracht. Da wird Baby auch mal hingehen, nicht, Gary?«
    » Das Baby.«
    Ich konnte mich an diese Freunde, ihren Charakter oder ihre Lebensgeschichte zwar nicht erinnern, aber die Anstandsregeln, die es zu befolgen galt, hatte ich nicht vergessen.
    »Und … äh

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