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Der Mann, der seine Frau vergaß

Der Mann, der seine Frau vergaß

Titel: Der Mann, der seine Frau vergaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John O'Farrell
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widersprach sein Enkelsohn entschieden, und plötzlich wirkte er wie fünfundzwanzig. »Es gibt nichts Wichtigeres als dich.«
    Die Woche ging viel zu schnell vorbei. Am letzten Tag putzte ich das ganze Haus, schob einen Auflauf in den Ofen und packte meine Sachen. Plötzlich ging die Haustür auf, und da stand Maddy. Sie schloss die aufgeregten Kinder in die Arme, während ich unschlüssig im Flur herumstand. Sie hatte ihnen Geschenke und Bilder von süßen kleinen Hunden in italienischen Damenhandtaschen mitgebracht und mir ein unergründliches Lächeln und ein Hallo.
    »Boah, ist das sauber hier. Wir sollten Fotos machen und sie meiner Mutter schicken.«
    Da ich für eine ganze Kompanie gekocht hatte, blieb ich zum Abendessen. Danach hatten Maddy und ich Gelegenheit, uns ungestört zu unterhalten.
    »Und? Wie war dein Urlaub?«
    »Na ja … Erst saß ich sehr bequem in einer Gondel, dann sehr unbequem in einem Billigflieger. Das hebt sich gegenseitig auf.«
    »Also, hier war es sehr schön. Die Kinder sind wahnsinnig witzig und clever und interessant und überhaupt …«
    »Ja, das haben sie von ihrer Mutter.«
    »Warum sie die Simpsons lieber sehen als All-Star Mr & Mrs , ist mir allerdings ein Rätsel.«
    »Pass auf – ich habe nachgedacht«, begann sie. »Was du vor Gericht gesagt hast … Wir müssen uns nicht unbedingt scheiden lassen, wenn du nicht willst.«
    Ich stand auf und stieß vorsichtig die Küchentür zu.
    »Seit deinem Gedächtnisverlust bist du so umgänglich, dass ich mich gefragt habe, ob wir uns nicht doch wie erwachsene Menschen benehmen und zu einer gütlichen Einigung gelangen können. Wenn wir nicht so viel Geld für Anwälte ausgeben würden, könnten wir das Haus vielleicht behalten.«
    »Damit du mit den Kindern darin wohnen kannst ohne mich?« Ich hatte geistesabwesend den Hund gestreichelt, doch jetzt spürte ich, wie sich meine Fingerspitzen in sein Fell krallten.
    »Also, ich mache dir folgenden Vorschlag. Die Kinder bleiben hier, sie behalten ihre Zimmer, sie behalten Woody und können weiterhin mit ihren Freunden zur Schule gehen. Aber du und ich teilen uns die Kosten für ein kleines, billiges Apartment, wo wir abwechselnd wohnen, wenn wir nicht gerade hier bei den Kindern sind.«
    Der Hund grunzte wohlig, als ich die Finger in seiner Mähne vergrub.
    »Und wenn ich in die Gartenlaube ziehe? Oder ins Gästezimmer?«
    »Ich möchte das Leben der Kinder auf keinen Fall unnötig durcheinanderbringen. Wenn sie erwachsen sind und auf eigenen Füßen stehen, können wir das Haus ja immer noch verkaufen und uns überlegen, wie wir den Erlös am besten teilen. Aber die nächsten sieben, acht Jahre hätten wir beide ein zweites Zuhause …«
    Insgeheim musste ich zugeben, dass es sich um einen wohldurchdachten, konstruktiven Vorschlag handelte. Ich würde die Wochenenden hier mit den Kindern verbringen. Dillie konnte ihr wunderschönes Kinderzimmer behalten, und Jamie konnte seine Hausaufgaben nach wie vor in der Gartenlaube machen, während Woody zu seinen Füßen lag und döste.
    »Sprich einen Teil der Zeit würdest du hier wohnen«, sagte sie lächelnd, »und den Rest der Zeit Ralph und ich.«
    »Was?«
    Der Hund wandte den Kopf und starrte mich grimmig an, weil ich aufgehört hatte, ihn zu kraulen.
    »Dann war das also Ralphs Idee?«, fragte ich und spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg. Der vernachlässigte Hund stieß ein Bellen hervor. »Nein, Woody, aus!«
    »Nein, nicht direkt … Ich meinte doch bloß, falls Ralph und ich eines Tages zusammenziehen möchten. Natürlich nur, wenn die Kinder damit einverstanden sind.«
    »Mit anderen Worten, du verzichtest großzügig auf die Scheidung, um Geld zu sparen, und ich soll in einem Wohnklo in den Slums vergammeln, während Ralph es sich in meiner Hälfte des Doppelbetts gemütlich macht?«
    »Nein – darum geht es ganz und gar nicht …«
    Wieder bellte der Hund.
    »Nein, aus, Woody! Böser Hund«, sagte ich und stieß ihn weg. »Du bist sehr böse, und ich will keinen Mucks mehr von dir hören.«
    »Du drehst mir die Worte im Mund herum – Ralph hat gesagt, wir sollten nichts überstürzen …«
    »Na wunderbar, Ralphs Wort in Gottes Ohr! Ich finde es unglaublich, dass du allen Ernstes versuchst, mir das Ganze als Maßnahme zum Wohl der Kinder zu verkaufen, während es in Wahrheit darum geht, dass dein neuer Stecher an der Miete sparen will!«
    Der Küchenstuhl stürzte um, als ich aufstand und ins Wohnzimmer ging, um meinen

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