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Der Mann, der sich in Luft auflöste

Der Mann, der sich in Luft auflöste

Titel: Der Mann, der sich in Luft auflöste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Kontakt zur Polizei aufzunehmen. Sie kam von sich aus. Die Erfahrung aus 23 Dienstjahren hatte ihn gelehrt, einen Polizisten am Gang zu erkennen.
    Der Mann in dem grauen Anzug zog eine Visitenkarte aus der Brusttasche und legte sie an die Tischkante. Martin Beck warf einen Blick darauf und erhob sich gleichzeitig aus dem Sessel.
    Auf der Karte stand nur ein Name. Vilmos Szluka.
    »Gestatten Sie, dass ich mich setze?«
    Der Mann sprach englisch. Martin Beck nickte.
    »Ich bin von der Polizei.«
    »Ich auch«, erwiderte Martin Beck.
    »Das ist mir bekannt. Kaffee?«
    Martin Beck nickte auch dazu. Der Mann von der Polizei hob zwei Finger in die Höhe, und praktisch postwendend eilte ein Kellner mit zwei Gläsern herbei. Dies war offensichtlich ein Volk von Kaffeetrinkern.
    »Mir ist weiterhin bekannt, dass Sie hier sind, um gewisse Nachforschungen anzustellen.«
    Martin Beck reagierte nicht gleich darauf. Er rieb sich die Nase und überlegte. Dies wäre selbstverständlich der richtige Augenblick, zu sagen: Ganz und gar nicht, ich bin als Tourist hier, aber ich versuche, einen Freund ausfindig zu machen, den ich gerne treffen möchte. Vermutlich wurde das von ihm erwartet.
    Szluka schien es nicht besonders eilig zu haben. Er nippte mit offenkundigem Behagen an seinem doppelten Espresso, der wievielte es nun auch sein mochte. Martin Beck hatte ihn an diesem Tag schon mindestens drei trinken sehen. Der Mann trat höflich, aber formell auf.
    Sein Blick war freundlich und dennoch sehr berufsmäßig.
    Martin Beck überlegte noch immer. Sein Gegenüber war zwar Polizist, aber soweit er wusste, gab es auf der ganzen Welt kein Gesetz, das dem einzelnen Bürger auferlegte, der Polizei die Wahrheit zu sagen.
    Bedauerlicherweise. »Ja«, sagte Martin Beck. »Das stimmt.«
    »Wäre es dann nicht naheliegend gewesen, sich zuerst an uns zu wenden?«
    Martin Beck zog es vor, nicht darauf zu antworten. Nach ein paar Sekunden Pause spann der andere diesen Gedankengang selbst weiter.
    »Für den Fall, dass wirklich etwas passiert wäre, was eine Ermittlung erforderlich gemacht hätte«, sagte er. »Ich habe keinen offiziellen Auftrag.«
    »Und bei uns ist keine Anzeige eingegangen. Lediglich eine sehr vage gehaltene Anfrage. Mit anderen Worten, es scheint nichts vorgefallen zu sein.«
    Martin Beck schüttete den Kaffee in sich hinein, er war unerhört stark.
    Das Gespräch tendierte dazu, unangenehmer zu werden als erwartet. Aber er hatte keinerlei Grund, sich in einem Hotelfoyer von einem Polizisten abkanzeln zu lassen, der es nicht einmal für nötig hielt, seinen Dienstausweis zu zeigen.
    »Trotzdem glaubte die Polizei Grund zu haben, Alf Matssons Sachen zu durchsuchen.«
    Das sagte er auf gut Glück. Doch es verfing.
    »Davon weiß ich nichts«, erwiderte Szluka kühl. »Können Sie sich übrigens ausweisen?«
    »Können Sie es?«
    Er bemerkte eine blitzschnelle Veränderung in den braunen Augen. Der Mann war bestimmt nicht ungefährlich. Szluka griff in die Innentasche seines Sakkos, zog eine Brieftasche heraus und schlug sie auf, rasch und lässig. Martin Beck sah gar nicht hin, sondern zeigte seine am Schlüsselring befestigte Dienstmarke.
    »Das ist kein gültiger Ausweis«, sagte Szluka. »Bei uns bekommt man in den Spielzeugläden alle möglichen Abzeichen.« Der Einwand war nicht ganz unberechtigt, und Martin Beck hielt es nicht für wert, diese Frage weiter zu diskutieren. Er holte seinen Ausweis hervor. »Bitte sehr. Mein Pass liegt an der Rezeption.« Der andere studierte den Ausweis lange und gründlich. Als er ihn zurückgab, fragte er: »Wie lange beabsichtigen Sie zu bleiben?«
    »Mein Visum ist bis Ende des Monats gültig.« Szluka lächelte zum ersten Mal in diesem Gespräch. Dieses Lächeln kam kaum von Herzen, und es war nicht schwierig, sich auszurechnen, was es bedeutete. Der Ungar schlürfte seinen letzten Schluck Kaffee, knöpfte sein Sakko zu und sagte: »Ich möchte Sie nicht abhalten, auch wenn ich es selbstverständlich tun könnte. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, ist Ihre Tätigkeit mehr oder weniger privater Natur. Ich gehe davon aus, dass sie es auch bleibt und nicht dem allgemeinen Interesse oder dem eines einzelnen Bürgers zuwiderläuft.«
    »Sie können mich ja gern weiterhin beschatten.« Szluka schwieg. Sein Blick war kalt und abweisend. »Was glauben Sie eigentlich, was Sie hier tun?«, fragte er.
    »Was glauben Sie?«
    »Ich weiß es nicht. Es ist schließlich nichts vorgefallen.«
    »Nur,

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