Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann, der sich in Luft auflöste

Der Mann, der sich in Luft auflöste

Titel: Der Mann, der sich in Luft auflöste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
Vom Netzwerk:
Möchten Sie vielleicht mitkommen?«
    »Warum nicht.«
    »Bestens! Dann treffen wir uns um zwei vor dem Eingang. Auf Wiedersehen.«
    »Wiedersehen.«
    Martin Beck blieb noch eine Weile sitzen und dachte nach. Das Gespräch war unangenehm und beunruhigend gewesen. Die plötzliche Veränderung in Szlukas Haltung schwächte diesen Eindruck keineswegs ab. Stärker denn je hatte er das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte.
    Gleichzeitig wurde ihm seine eigene Ohnmacht immer offenkundiger.
    Gegen halb zwölf leerten sich das Foyer und das Restaurant allmählich, und Martin Beck ging auf sein Zimmer. Nachdem er sich ausgezogen hatte, stand er eine Weile am offenen Fenster und sog die warme Nachtluft ein. Ein reich mit roten, grünen und gelben Lichtern illuminierter Raddampfer glitt vorüber. Auf dem Achterdeck tanzten Leute, und einzelne Takte der Musik wehten vom Wasser herüber.
    Auf der Terrasse vor dem Hotel saßen noch immer etliche Leute. Unter ihnen ein großer Mann in den Dreißigern mit dunklem, gewelltem Haar.
    Er hatte ein Glas Bier vor sich stehen und war offensichtlich zwischendurch zu Hause gewesen, um den blauen Anzug gegen einen hellgrauen zu wechseln.
    Martin Beck schloss das Fenster und ging ins Bett. Er lag im Dunkeln und dachte: Wenn die Polizei schon nicht sonderlich an Alf Matsson interessiert ist, so ist sie es umso mehr an Martin Beck.
    Es dauerte lange, bis er einschlief.

10
    Martin Beck saß an der steinernen Balustrade vor dem Hotel im Schatten und nahm ein spätes Frühstück ein. Es war sein dritter Tag in Budapest, und er versprach mindestens so warm und schön zu werden wie die vorangegangenen. Die Frühstückszeit neigte sich dem Ende zu; er und ein älteres Paar, das schweigend ein paar Tische entfernt saß, waren die einzigen Gäste. Auf der Straße und am Kai waren ziemlich viele Leute unterwegs, meist Mütter mit Kindern und niedrigen, stromlinienförmigen Kinderwagen, die wie kleine weiße Panzer aussahen.
    Den großen Dunkelhaarigen mit dem Holzstöckchen sah er nirgends, was aber nicht heißen musste, dass er nicht mehr überwacht wurde. Die Polizei verfügte mit Sicherheit über genügend Personal für Ablösungen.
    Ein Kellner kam und räumte seinen Tisch ab.
    »Frühstück nicht gut?«
    Er blickte betrübt auf den unangetasteten Salamiteller. Martin Beck versicherte, das Frühstück sei sehr gut gewesen. Als der Kellner verschwunden war, holte er eine Ansichtskarte hervor, die er am Hotelkiosk gekauft hatte. Darauf war ein Raddampfer zu sehen, der die Donau aufwärtsfuhr, und im Hintergrund eine der Brücken. Die Verkäuferin hatte ihm die Karte frankiert, und er überlegte eine Weile, an wen er sie schicken sollte. Schließlich adressierte er sie an Gunnar Ahlberg, Polizeipräsidium, Motala, schrieb einen Gruß und steckte sie wieder in die Tasche.
    Er hatte Ahlberg im Sommer vor zwei Jahren kennengelernt, als man im Götakanal eine tote Frau gefunden hatte. Sie waren während der halbjährigen Ermittlung gute Freunde geworden und seitdem in lockerem Kontakt geblieben. Damals waren ihm die Ermittlungen und die Suche nach dem Mörder zu einer persönlichen Angelegenheit geworden. Es war nicht nur der Polizist in ihm, der dafür gesorgt hatte, dass er monatelang an nichts anderes mehr denken konnte als an diesen Fall.
    Jetzt saß er hier in Budapest mit einem Auftrag, für den er nur mit größter Mühe Interesse aufbringen konnte. Martin Beck kam sich lächerlich nutzlos vor, wie er so dasaß. Er hatte noch einige Stunden Zeit bis zu seiner Verabredung mit Szluka, und das einzig Konstruktive, was ihm zu tun einfiel, war, die Karte an Ahlberg einzuwerfen. Es ärgerte ihn, dass er, bevor Szluka ihn danach gefragt hatte, nicht selbst auf den Gedanken gekommen war, zu überprüfen, ob Matsson seine Rückreise schon gebucht hatte. Er holte den Stadtplan hervor und fand an einem Platz in der Nähe des Hotels eine Filiale der Fluggesellschaft. Dann stand er auf, durchquerte das Restaurant und das Foyer, warf die Karte in den roten Briefkasten vor dem Hoteleingang und machte sich auf den Weg in die Innenstadt. Der Platz, an dem sich Geschäfte und Reisebüros befanden, war groß und sehr belebt. An den Tischchen eines Straßencafes saßen bereits viele Leute und tranken Kaffee. Vor dem Cafe entdeckte er eine Treppe, die unter die Erde führte. »Földalatti« stand auf einem Schild, und er nahm an, dass es Toilette bedeutete. Ihm war warm, und er fühlte sich verschwitzt, deshalb

Weitere Kostenlose Bücher