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Der Mann, der sich in Luft auflöste

Der Mann, der sich in Luft auflöste

Titel: Der Mann, der sich in Luft auflöste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Sowjetunion, Rumänien, Jugoslawien und Osterreich. Und du kannst ausreisen, wie du willst: mit dem Flugzeug, dem Zug, dem Auto oder dem Schiff.«
    »Mit dem Schiff? Aus Ungarn?«
    »Auf der Donau. Von Budapest aus erreichst du mit einem Tragflächenboot in wenigen Stunden Wien oder Bratislava.«
    »Und man kann radeln, gehen, schwimmen, reiten oder kriechen«, sagte Kollberg.
    »Ja, vorausgesetzt, du benutzt einen Grenzübergang.«
    »Und nach Osterreich und Jugoslawien reist man ohne Visum?«
    »Das kommt darauf an, was für einen Pass man hat. Hast du beispielsweise einen schwedischen oder deutschen oder italienischen Pass, brauchst du kein Visum. Mit einem ungarischen Pass kannst du ohne Visum in die Tschechoslowakei oder nach Jugoslawien reisen.«
    »Es ist aber kaum anzunehmen, dass er das getan hat.«
    »Nein.«
    Sie gingen zum Kaffee über. Kollberg betrachtete immer noch die Stempel in dem Pass.
    »Die Dänen haben nicht gestempelt, als du in Rastrup angekommen bist«, sagte er. »Nein.«
    »Dann gibt es also keinen Beweis dafür, dass du nach Schweden eingereist bist.«
    »Nein«, sagte Martin Beck.
    Einen Augenblick später fügte er hinzu: »Andererseits sitze ich hier.«
    In der vergangenen halben Stunde waren eine ganze Menge Gäste eingetrudelt, und im Pub wurden schon die Tische knapp. Ein Mann Mitte dreißig kam herein und setzte sich an den Tisch mit dem roten Zettel, erhielt einen Krug Bier und blätterte zerstreut in seiner Abendzeitung. Ab und zu schaute er nervös zur Tür, als ob er auf jemanden wartete. Er trug einen Bart und eine dicke runde Hornbrille und war mit einem braunkarierten Tweedblazer, einem weißen Hemd, einer braunen Hose und schwarzen Schuhen bekleidet. »Wer ist das?«, fragte Martin Beck.
    »Weiß nicht, die sehen alle gleich aus. Außerdem gibt es etliche Randfiguren, die nur hin und wieder auftauchen.«
    »Molin ist es jedenfalls nicht, den kenne ich.«
    Kollberg musterte den Gast aus den Augenwinkeln.
    »Gunnarsson vielleicht.«
    Martin Beck dachte nach.
    »Nein. Den habe ich auch schon gesehen.«
    Eine Frau betrat das Lokal. Sie war rothaarig und ziemlich jung, trug einen ziegelroten Jumper, einen Tweedrock und grüne Strümpfe. Sie verhielt sich ganz ungezwungen, ließ den Blick übers Lokal schweifen, bohrte in der Nase. Dann setzte sie sich an den Tisch mit dem roten Zettel und sagte:
    »Tag, Pelle.«
    »Tag, Süße.«
    »Pelle«, wiederholte Kollberg. »Dann ist es Kronkvist. Und sie ist Pia Bolt.«
    »Warum tragen die alle einen Bart?«
    Martin Beck fragte das sehr gedankenvoll, als habe er lange über das Problem nachgegrübelt.
    »Vielleicht sind es falsche Barte«, sagte Kollberg ernst.
    Er schaute auf die Uhr.
    »Bloß um uns das Leben schwerzumachen«, fügte er hinzu.
    »Wir fahren am besten zurück«, sagte Martin Beck. »Hast du Stenström gesagt, dass er kommen soll?«
    Kollberg nickte. Als sie gingen, hörten sie den Mann, der Pelle hieß, der Serviererin zurufen:
    »Babs! Einen Schnaps!«
    Etliche Leute lachten.
    Im Polizeipräsidium war es sehr still. Stenström saß im Büro und legte Patiencen.
    Kollberg beobachtete ihn kritisch und sagte:
    »Fängst du jetzt schon damit an? Was machst du erst, wenn du alt bist?«
    »Dasitzen und dasselbe denken wie jetzt: Warum sitze ich hier?«
    »Du musst ein paar Alibis überprüfen«, sagte Martin Beck. »Gib ihm die Liste, Lennart.«
    Stenström bekam die Liste. Er warf einen flüchtigen Blick darauf.
    »Jetzt gleich?«
    »Ja, heute Abend.«
    »Molin, Lund, Kronkvist, Gunnarsson, Bengtsfors, Pia Bolt. Wer ist Bengtsfors?«
    »Das ist ein Tippfehler«, sagte Kollberg mürrisch. »Soll Bengt Fors heißen. Das T auf meiner Maschine verhakt sich immer mit dem S.«
    »Soll ich das Mädchen auch vernehmen?«
    »Gern, wenn es dir Spaß macht«, erwiderte Martin Beck. »Sie sitzt im Tennstopet.«
    »Kann ich offen mit ihnen reden?«
    »Warum nicht? Routineuntersuchung im Fall Alf Matsson.
    Mittlerweile wissen doch sowieso alle, worum es geht. Übrigens, wie kommen die im Rauschgiftdezernat voran?«
    »Ich habe mit Jacobsson gesprochen«, sagte Stenström. »Sie haben die Fäden bald entwirrt.
    Sobald die Junkies wussten, dass Matsson aufgeflogen ist, haben sie gequatscht. Mir kommt da übrigens ein Gedanke. Matsson hat an ein paar richtig kaputte Typen direkt verdealt und sich schamlos bezahlen lassen.«
    Er verstummte.
    »Ja, und?«, fragte Kollberg.
    »Könnte es nicht sein, dass eines dieser armen Schweine, die er

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