Der Mann, der starb wie ein Lachs
trat in den Eingang, der etwas streng roch, war das Schweiß? Alte Wollsocken, Arbeitshandschuhe aus steifem, trockenem Ziegenleder, ein Schneeoverall, der den Sommer über dort hing, ungewaschen. Sie ließ die Haustür offen stehen, obwohl so die Mücken hereinkamen, und ging weiter in die unerhört große Küche. Ein gemauerter, mit Holz befeuerter Backofen fing ihren Blick ein, weiß gekalkt und mit geschlossener Luke. Das Haus musste vom Anfang des letzten Jahrhunderts stammen. Ein massiver Kieferntisch von der Sorte, wie man sie in der Müslireklame zu sehen bekommt. Unbehandelte Küchenstühle mit hohen, geraden Rücken, abgelaugte Kiefernbohlen, klein karierte Gardinen aus den Siebzigern, so gut wie keine Blumentöpfe. Das Geschirr stapelte sich neben dem Abwaschbecken. Ein Schneidebrett roch nach Fisch. Therese öffnete die Kühlschranktür, und dort lag der Lachs. Filetiert, mit Grobsalz und weißem Pfeffer in einer Glasform. Nur die fettesten Teile, den Rest musste er eingefroren haben. Bevor Sonny ihn unterbrochen hatte. Das Fleisch war überraschend blass. Wildlachs, nicht zu vergleichen mit diesem Krabbenschalenrot der norwegischen Gezüchteten.
Therese packte das glatte Fischstück mit den Fingern und drehte es im Salz um. Schnell wischte sie sich die Hand an Haushaltspapier ab und fühlte sich lächerlich. Warum habe ich das gemacht?, dachte sie, es sollte mich doch gar nicht interessieren, soll er doch seinen blöden Lachs selbst einlegen.
In der Kühlschranktür standen kleine, hochgezogene Flaschen und Dosen, und mit wachsender Verwunderung las sie darauf: Mango Chutney, Rice Vinegar, Sambal Djeroek, Sambal Manis, Wasabi-Paste, Hoisin-Sauce. Lebten die Junggesellen in Pajala nicht eher von Würstchen und Schnaps? In der Speisekammer fand sie neben Weizenmehl und Makkaroni Reisnudeln, eingelegten Ingwer, Couscous, Bonitoflocken und eine große braune Haschischplatte in einer Plastiktüte. Ihr Puls ging schneller. Scheiße, sie hatte keine Handschuhe. Mit zwei Gabeln hob sie die Tüte auf die Arbeitsplatte, sperrte sie auf und roch. Schnupperte. Sog den entfernten Duft nach Meer ein.
Kein Hasch. Irgendeine Art japanischer Algen. Wo kriegte er das alles nur her?
Therese ging wieder zurück auf den Flur und fand eine knarrende Treppe, die sich in einer halben Drehung zum ersten Stock hinaufwand. Dort oben war es deutlich wärmer, die Sonne brannte aufs Dach und ließ die Luft abgestanden und stickig erscheinen. Ein kleineres Zimmer mit Schrägdach wurde als Rumpelkammer benutzt, ein massives Regal mit Langlaufskiern, Schneeschuhen, einem Paar Skibindungen in einem Pappkarton, Fußballstiefel mit abgelaufenen Stollen, ein Luftgewehr mit Krampen aus Metall. In einer Ecke befand sich ein Ausguss mit einer Fotolaborausrüstung, Plastikschüsseln und Dosen verschiedener Größe. Der Belichtungsapparat war mit einer Plastikhülle bedeckt. Er hatte Fotos an die Wand gepinnt, unsauber beschnitten, verschiedene Naturmotive mit Kiefernsilhouetten, der Fluss in Nebelschleiern; ein Elch, der auf weite Entfernung aufgenommen worden war, er trank aus einem Sumpf, war extrem vergrößert und grobkörnig. Keine größere künstlerische Qualität, soweit sie das beurteilen konnte. Da gefiel ihr das Bild einer Katze besser, die in einen Rucksack gekrochen war, nur ihr Kopf ragte heraus, ein schwarzer, wachsamer Fellkopf mit einem weißen Sahnefleck über einem Auge.
Das andere Zimmer war sein Schlafzimmer. Es war größer und gemütlicher, kühle Luft und Licht sickerten durch das Insektenfenster herein. Das Bett war schmal und klotzig, es schien hausgemacht zu sein. Die nicht glatt gezogenen Laken sahen gräulich aus, als wären sie zusammen mit Teilen gewaschen worden, die abgefärbt hatten. Staubmäuse huschten über den Boden, als sie hineinging. Junggesellendreck. Sie erkannte das Muster von einigen männlichen Polizeikollegen in ihren Vororts-Zweizimmerwohnungen wieder. Nicht vollkommen vermüllt, aber ein gründlicher Durchgang mit dem Staubsauger höchstens einmal im Monat. Der Fußboden so selten gewischt, dass er leicht an den Strümpfen klebte. Aber er hatte trotz allem versucht, das Schlafzimmer gemütlich herzurichten, das war zu erkennen. Rotviolette Tapeten, wie sollte man diesen Farbton beschreiben, wie Blaubeeren, die in Milch zermust worden waren? Ein dicker Teppich, eine billige persische Imitation, eine große Ikealampe aus Reispapier, ein Schreibtisch, überladen mit Steinen, einfach Steine,
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