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Der Mann, der wirklich liebte

Der Mann, der wirklich liebte

Titel: Der Mann, der wirklich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Lähmungen der Artikulationsorgane nach wie vor nicht verbal verständlich machen. Wir fangen also mit anderen Kommunikationswegen wie der Buchstabentafel an - aber das kennen Sie ja schon -, danach arbeiten wir zum Wiedererlangen der Verbalsprache mit komplexeren Geräten. Aber erst einmal geht es darum, die Einatmung zu vertiefen und die Ausatmung zu verlängern. Artikulatorisch ist für Ihre Frau das Üben der Verschlusslaute und der Gaumensegelfunktion zunächst das Wichtigste.«
    »Alles klar«, sagte Röhrdanz und kratzte sich am Kopf.
    »Noch Fragen?«
    Röhrdanz schaute fasziniert auf Dr. Roths spitzes Kinn. »Fürs Erste nicht.«
    »Na, dann sehen wir uns morgen früh um acht.«
    Dr. Roth schüttelte Röhrdanz die Hand, wobei er ihm nicht ins Gesicht sah.

27
    »Schau, mein Schatz, Patrick ist frisch gebadet und hat gerade sein Breichen bekommen …«
    Behutsam legte Röhrdanz den Kleinen neben seine Frau. »Hier, so kannst du ihn spüren. Philip ist wieder bei deiner Mutter. Ich hoffe, dass dir das recht ist. Er hat sich ja schon an Helga gewöhnt.«
    Röhrdanz spürte seinen Rücken, als er sich wieder aufrichtete, um zurück zum Bügelbrett zu gehen. Seine Bandscheibe meldete sich. Er ignorierte den Schmerz. »Aber Denise und Patrick bleiben natürlich hier. Genau wie du. Jetzt bist du wieder zu Hause. Freust du dich?«
    Er wusste, dass das Angelas einzige Chance war. Das schier Übermenschliche, das das Schicksal Angela abverlangt hatte, verlangte er sich nun selbst ab. Für drei Kinder da sein, eine schwerstbehinderte Frau pflegen und dann noch täglich seinem Job nachgehen.
    Normalität musste Einzug halten.
    »Sag mal, dieses Dampfbügeleisen zischt zwar wie der Teufel, spuckt aber immer so schwarze Krümel aus … Habe ich das richtige Wasser eingefüllt? Du hast immer destilliertes Wasser genommen, aber ich wusste nie, wozu das gut sein sollte …«
    Alltag. Was immer »Normalität« in diesem Wahnsinn bedeutete.

    Angela »wohnte« endlich wieder zu Hause. Reglos lag sie im Bett, starrte an die Decke und rührte sich nicht.
    »Ich hab das destillierte Wasser gefunden«, rief Röhrdanz vom Bügelbrett, das er sicherheitshalber im Flur der Wohnung aufgestellt hatte, um Angela samt dem Kleinen im Auge behalten zu können.
    »Das stand ja auf der Waschmaschine!« Er bügelte mit Vehemenz den Kragen seines Bürohemdes. »Übrigens meint Helga, Philip hätte heute zum ersten Mal ›Mama‹ gesagt! Sie hat ihm gleich erzählt, dass Mama zu Hause im Bett liegt und schläft und dass sie die OMA ist! Das hat er auch ganz schnell kapiert.«
    Der Winzling fing an zu krähen, Röhrdanz stellte das Bügeleisen auf die Abstellfläche, wischte sich die Hände am Hosenboden ab und hob den Kleinen aus Angelas Bett.
    »Ich glaube, der braucht jetzt mal eine neue Windel. Hast du es gerochen?« Er hielt den kleinen feuchten Popo vor Angelas Nase. »Schätze, da ist was Großes drin. Was meinst du?«
    Angela antwortete nicht. Sonst hätte sie vielleicht gesagt: »Der hat schon seit zwei Stunden die Hosen voll, aber er ist so geduldig und lieb, dass er jetzt erst anfängt zu weinen.«
    Aber sie konnte es nicht. Sie konnte nur weinen. Das war das Einzige, das ihr Gehirn ihr noch gestattete.
     
    R öhrdanz kümmerte sich um die Kinder, so gut er konnte. Er war inzwischen ein geschickter Hausmann, jeder Handgriff ging ihm routinemäßig von der Hand.

    Morgens um sechs weckte er die Kinder, nachdem er Angela bereits versorgt hatte.
    Dann half er Denise beim Anziehen, ertrug geduldig ihre Launen, wickelte und fütterte Patrick, wobei ihm Oliver half, machte Frühstück und brachte die beiden Kleinen zu Helga, wo Philip immer noch wohnte. Helga hatte viel Arbeit mit den drei Kleinkindern, aber sie war ihm eine große Hilfe und liebte ihre Enkel.
    Röhrdanz und Oliver wuschen Angela gerade in ihrem Bett und zogen ihr einen Trainingsanzug an. Es war nicht einfach, die bewegungsunfähige Frau zu drehen. Rücken und Hinterteil bedurften besonderer Aufmerksamkeit und Pflege.
    Röhrdanz stellte sich manchmal vor, wie es gewesen war, als Angela morgens leichtfüßig aus dem Bett gesprungen und unter die Dusche gehüpft war. Wie sie sich vor dem Fenster angezogen hatte. Wie sie ihre leichten, duftigen Sommerkleider aus dem Schrank geholt und auf das Bett geworfen hatte: »Dieses oder dieses?«
    »Du siehst in beiden hinreißend aus.«
    »Nein, du sollst es mir sagen!«
    »Na gut, das da!« Röhrdanz hatte eines der Fähnchen

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