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Der Mann, der wirklich liebte

Der Mann, der wirklich liebte

Titel: Der Mann, der wirklich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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wobei sie besorgt über ihre Brillenränder schaute. »Was Ihre Frau geschafft hat, grenzt ohnehin an ein Wunder.«
    »Wem sagen Sie das«, antwortete Röhrdanz, wobei er hinter Angelas Rollstuhl trat und ihr von hinten die Hände auf die Schultern legte. »Wem sagen Sie das.«

29
    »Oliver, kannst du mal Patrick zu dir ins Badezimmer holen?«
    Im Radio lief leise Musik. Es roch nach Gulasch mit Zwiebeln. Die Fensterscheiben waren von innen beschlagen. Wäre nicht der dicke, klobige Rollstuhl mit der unbeweglichen massigen Frau darin, wäre es ein ganz normales Familienidyll gewesen. Die Küchenuhr an der Wand tickte. Es war kurz nach sechs. Freitagabend. Wochenende. Die Oma hatte Philip gebracht, und der hatte wieder vor Angst geweint, als er seine Mutter mit weit aufgerissenen Augen im Rollstuhl sah. Deshalb hatte Röhrdanz Denise und ihn erst mal in die Badewanne abkommandiert. Dort spritzten und planschten die Kinder unter Olivers Aufsicht und ließen eine Schwimmente quietschen. Gelächter.
    Röhrdanz stand in der kleinen Wohnküche am Herd, auf dem die Nudeln vor sich hin köchelten, hob den Deckel des Gulaschtopfs, rührte das Essen um und putzte sich geschäftig die Hände an seiner altmodischen Küchenschürze ab. Er hatte etwas vor.
    Etwas Bestimmtes. Dazu musste Patrick aus der Küche verschwinden, denn den Kleinen durfte man keine Sekunde aus den Augen lassen.
    »Kannst du nicht auf ihn aufpassen? Ich bin gerade
dabei, Philip und Denise die Haare zu waschen.« Oliver klang so routiniert wie eine dreifache Mutter.
    »Hol den Kleinen einfach dazu«, rief Röhrdanz in den Flur. »Ich muss hier mal was mit Angela ausprobieren.«
    Kurz entschlossen nahm Röhrdanz seinen Jüngsten, ging ins Bad und drückte ihn seinem großen Halbbruder Oliver in den Arm. »Du kannst ihn ja gleich mitbaden. Aber vorsichtig, hörst du. Guck erst mal, ob das Wasser nicht zu heiß ist.«
    »Also drei so Winzlinge … ich garantiere für nix!«
    In der Küche stieß Angela klagende Laute aus.
    »A-la!« Das hieß wohl »schade«. Oder »gefährlich«?
    Sie liebte es, ihren Jüngsten auf dem Schoß zu haben, ihn zärtlich zu berühren, seine warme, weiche Haut zu fühlen und seine Nähe zu spüren. Sie konnte ihren kleinen Sohn riechen, wie sie auch die anderen beiden Kinder fühlen, riechen und hören konnte. Das gab ihr die Kraft und den Durchhaltewillen, der für alle ihre kleinen, aber verblüffenden Fortschritte verantwortlich war. Nur ein Lächeln, dachte Röhrdanz, das will sich immer noch nicht einstellen. Ihr Blick ist nach wie vor starr. Kein Wunder, dass Philip sich vor ihr fürchtet und lieber zu seiner Oma will. Aber je schneller wir Fortschritte machen, desto eher können wir Philip wieder zu uns holen.
    Aus dem Badezimmer hörte man den Vierjährigen unwillig plärren, wahrscheinlich war ihm Seife in die Augen gekommen. Denise, die Siebenjährige, tröstete ihn, und es kehrte wieder Ruhe ein.
    »So, Liebes.« Auf diesen Moment hatte Röhrdanz gewartet.
»Jetzt werden wir mal vom Gulasch probieren. Das kann ich nämlich inzwischen richtig gut.«
    Röhrdanz gab eine kleine Portion Gulasch und etwas Sauce in den Mixer, mit dem er früher die Babynahrung püriert hatte. Der Mixer lärmte so, dass er nicht mehr mitbekam, was im Bad vor sich ging.
    Röhrdanz kippte das pürierte Fleisch auf einen Unterteller, nahm einen Eierlöffel zur Hand und schob den Küchenstuhl ganz nahe an Angelas Rollstuhl heran.
    »Bitte sag mir ganz ehrlich, was da noch an Gewürzen fehlt.«
    Röhrdanz pustete vorsichtig, hielt sich den Löffel erst einmal selbst an die Lippen und schob dann ganz behutsam das pürierte Gulasch in Angelas offen stehenden Mund.
    »So, Liebste. Und jetzt sag deinem alten Herrn mal, wie dir dieses Gulasch schmeckt.«
    Angela rollte mit den Augen, arbeitete mit ihrer Zunge und schaffte es, den Bissen in den Rachen zu schieben. Der Schluckreflex trat in Kraft. Es war geschafft. Sie hatte den ersten Bissen Gulasch nach drei Jahren heruntergeschluckt! Ihre Augen waren zwar zur Decke gerichtet, aber sie strahlten!
    »A - la!«
    »Lecker?«
    »Ah!«
    »Angela! Du spachtelst ja schon wieder wie ein Bergarbeiter nach acht Stunden Schicht!«
    Röhrdanz schob den zweiten Löffel hinterher. Vielleicht ein bisschen zu eifrig. Vielleicht ein bisschen zu
schnell. Angela konnte sich nicht wehren. Sie konnte nicht »Stopp« sagen, oder »Nicht so hastig!« Zunge und Kehlkopf vollführten einen schnellen Tanz.
    »Das war zu heiß,

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