Der Mann, der wirklich liebte
hopp - auf ex!! Ich hab nämlich Neuigkeiten für dich!«
»Ja … wenn ich nicht gefeuert bin … Bin ich dann womöglich«, er versuchte einen seiner trockenen Scherze und setzte das entsprechende Gesicht auf, »befördert?«
Die beiden Männer kippten den Whisky mit einem Schluck hinunter und schüttelten sich fast synchron.
»Ich hab mir das alles mal durch den Kopf gehen lassen«, begann Richard, stand auf und ging mit den Händen in den Hosentaschen zum Fenster, wo er wie beiläufig hinaussah. »Was du in den letzten drei Jahren geleistet hast, ist schier unvorstellbar. Du weißt, wie sehr wir deine Angela mögen und schätzen. Dass du sie in ihrem Zustand nach Hause geholt hast - toll! Wer hätte sich das sonst zugemutet - noch dazu mit drei kleinen Kindern. Wir alle hier haben den größten Respekt vor deiner Leistung.« Er sah sich zu Röhrdanz um, der abwartend auf seinem Stuhl saß. »Aber dass du deine Frau jeden Morgen drei Etagen hinunterschleppst und jeden Abend wieder rauf, das geht so nicht weiter. Du steigst aus deinem Auto wie ein Tattergreis.«
»Fahrstuhl haben wir leider keinen …«
»Deine Bandscheibe ist ein Fall für den Chirurgen.«
»Ich weiß. Aber ich kann unmöglich ins Krankenhaus, da würde ich ja für Wochen ausfallen …«
»Und dass du auf achtzig Quadratmetern hausen musst, mit vier Kindern und einer schwerstbehinderten Frau, kann ich auch nicht länger mit ansehen.«
Röhrdanz schwieg, fast schuldbewusst. Ganz zu schweigen von Frau Seidl, dachte er. Mit ihrem Besenstiel und ihren Drohungen, dem Vermieter einen Rauswurf nahezulegen.
Richard machte eine Pause. Dann sagte er langsam: »Und deshalb hat die Firma dir ein Haus gekauft.«
Röhrdanz schnappte nach Luft. Bevor er überhaupt begriffen hatte, was sein Chef da gesagt hatte, liefen ihm die Tränen über die Wangen.
»Ja Mensch, glaubst du denn, ich kann mir das noch länger ansehen? Du gehst mir doch kaputt«, brummte Richard, der selbst ein bisschen damit kämpfen musste, dass seine Stimme nicht zitterte. »Jeder andere hätte das Handtuch geworfen, die Frau ins Pflegeheim gegeben oder die Kinder ins Kinderheim. Oder aber er hätte den Job gekündigt und Sozialhilfe beantragt. Aber du beißt seit drei Jahren die Zähne zusammen, schläfst nur wenige Stunden pro Nacht, kümmerst dich um den Haushalt, die Kinder und kommst täglich zur Arbeit. Und die Mittagspause verbringst du bei Angela in der Reha.«
Röhrdanz saß schweigend da und zuckte nur mit den Schultern.
»Das Häuschen ist zwar keine Villa …« Richard nahm die Wanderung durch sein Büro wieder auf, weil er Röhrdanz Gelegenheit geben wollte, sich zu fassen. »Es ist ein
nettes Einfamilienhaus mit einem kleinen Garten, damit deine Kinder endlich mal an die frische Luft kommen. Die haben ja noch nicht viel von ihrer Kindheit gehabt.«
»Nein, ich weiß … Aber das Wichtigste ist doch, dass ihre Mutter zu Hause ist.«
»Ja, aber die müssen doch mal mit ihren Rädern fahren, im Sandkasten buddeln oder seilspringen - was Kinder eben so machen!«
»Die waren die ganze Zeit in der Wohnung«, musste Röhrdanz zugeben. »Eigentlich hocken sie immer bei Angela. Ich schaffe es doch nicht, auch noch mit ihnen spazieren zu gehen!«
»Das dachte ich mir. Aber die Kinder gehören an die frische Luft. Und Angela kannst du dann auf die Terrasse schieben. Pass mal auf! Wenn die an die Sonne kommt, macht ihre Genesung bestimmt Fortschritte.«
»Ach, Richard!« Röhrdanz fehlten die Worte. Er kramte hastig nach einem Taschentuch.
Richard räusperte sich. »Wie gesagt. Nix Dolles, aber ich hoffe, ich kann dir damit helfen.«
»Aber die Kosten …« Röhrdanz schluckte einen riesigen Kloß herunter.
»Mach dir darüber keine Gedanken. Du zahlst dasselbe, was du bisher an Miete gezahlt hast, und den Rest übernimmt die Firma.«
»Mensch Richard, wie kann ich dir bloß danken?«
»Indem du der Firma erhalten bleibst. Trotz allem holst du noch wichtige Aufträge für uns rein. Du arbeitest effektiv und gewissenhaft, und ich würde dich gern zum Verkaufsleiter befördern.«
Röhrdanz stand auf, nahm die Hand, die Richard ihm reichte.
»Du kannst dich auf mich verlassen, Mann.«
Richard lächelte. »Das weiß ich. Aber jetzt nimmst du dir erst mal ein paar Tage frei. Den Umzug spendiert dir die Firma. Ist schon alles organisiert.«
»Danke, Richard«, stammelte Röhrdanz immer wieder. »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll …«
»Musst nix sagen. Bist ja
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