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Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry

Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry

Titel: Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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hörten“, bohrte Hilfsinspektor Kirk hartnäckig weiter. „Sie sind angeblich nicht erwacht. Sie vernahmen keinen Ton von der Tragödie. Dabei ist das gräßliche Geschehen sicher nicht ohne Lärm abgelaufen.“
    „Ich habe die Wahrheit gesagt“, flüsterte Evelyn Bloom tonlos. „Ich habe nichts gehört. Ich bin auch nicht schuld an dem Tod meines Mannes. Verlassen Sie bitte meine Wohnung!“
    Sie war überrascht, daß Hilfsinspektor Kirk wirklich ging. Sein Pulver war fürs erste verschossen. Er wußte nicht mehr weiter. Er hatte keine Handhabe gegen diese Frau. Und mit einem Mörder, den man gehenkt hatte und der nachher noch in dieser Wohnung gewesen sein sollte, konnte man wahrhaftig nicht viel Staat machen.
    Deshalb zog er es vor, schweigsam das Feld zu räumen. Er verließ die Wohnung und schlug ärgerlich die Tür hinter sich zu. Dann verhallten seine Schritte auf der Treppe.
    Evelyn Bloom blieb voller Angst und Unruhe zurück. Wie ein giftiger Stachel hatten sich die Worte des Hilfsinspektors in ihre Seele gebohrt. Sie hatte auf einmal wieder Angst. Sie sah überall Gespenster. Sie wußte nicht mehr, ob Joseph Hattan nun tot war, oder ob er noch lebte. Sie wußte überhaupt nichts mehr. Ihr Kopf schmerzte unerträglich. Der Tag zog sich endlos hin. Eine Ewigkeit schien ihr vergangen zu sein, bis schließlich der Abend dämmerte. Und dann dauerte es immer noch unendlich lange, bis es Zeit zum Schlafengehen war. Nie hätte es Evelyn Bloom gewagt, in dem gemeinsamen Schlafzimmer zu übernachten. Sie wäre dort gestorben vor Angst. Sie hätte nicht ruhig atmen können in dieser drückenden Atmosphäre. Sie zog sich deshalb in das Gästezimmer zurück, sperrte die Tür ab und legte überdies noch den Riegel vor. Hastig begann sie sich auszukleiden. Der Spiegel warf das verführerische Bild ihres makellosen Körpers zurück. Aber sie hatte heute keinen Blick dafür. Müde und mutlos legte sie sich zu Bett. Sie löschte das Licht und versuchte einzuschlafen. Früher war ihr das nie schwer gefallen. Doch heute konnte sie nicht zur Ruhe kommen. Sie horchte ständig in die stille Wohnung hinein. Sie fürchtete, daß der Mörder Olivers noch einmal kommen würde. Die Furcht vor ihm würgte ihr fast den Atem ab.
    Es dauerte Stunden, bis sie endlich in einen unruhigen Halbschlaf fiel. Aber schon ein paar Minuten später war sie wieder wach. Entsetzt richtete sie sich in den Kissen auf.
    Schlagartig überfiel sie die Gewißheit, daß sie nicht mehr allein in der Wohnung war. Sie hatte die Flurtür gehen hören. Sie vernahm die Schritte eines Mannes. Schwere, kräftige Schritte. So laut war Oliver auf getreten. Er hatte nie leise gehen können. Auch nachts nicht, wenn er einmal spät heimgekommen war. Evelyn Bloom horchte in atemloser Furcht auf diese Schritte. Gruselgeschichten aus ihrer Kindheit fielen ihr ein, wonach ein Mensch, der eines gewaltsamen Todes gestorben war, in den ersten Nächten keine Ruhe finden konnte und immer wieder zu seinen Angehörigen zurückkehrte. Dieses törichte Märchen schien hier in Erfüllung gehen zu wollen.
    Evelyn Bloom hörte, wie die Tür des Schlafzimmers geöffnet wurde. Die Schritte gingen von einem Raum in den ändern. Sie wanderten ruhelos auf und ab. Zuletzt kamen sie auf die Tür ihres Zimmers zu. Eine Hand faßte nach der Klinke, drückte sie leise nach unten. Dann ein heiseres Flüstern.
    „Evelyn? Bist du da? Gib Antwort!“
    Evelyn Bloom machte mit zitternden Händen Licht. Wie gebannt starrte sie auf die Klinke. Ihr Herz pochte wie ein Hammer gegen die Rippen. Heiß und ungestüm schoß das Blut durch ihre Adern.
    „Wer ist da?“ fragte sie mit brüchiger Stimme.
    „Ich“, klang es dumpf von draußen herein.
    „Wer ist ich?“
    „Joseph Hattan.“
    Mit einem erstickten Aufschrei sprang Evelyn Bloom von ihrem Lager auf. Stöhnend preßte sie beide Fäuste an die Schläfen. Sie fürchtete irrsinnig zu werden.
    „Mach auf!“ klang es durch die Tür. „Laß mich ein!“
    Von Furcht und Grauen geschüttelt, floh Evelyn Bloom zum Fenster. Sie riß es weit auf. Sie wäre lieber in die Tiefe gesprungen, als daß sie die Tür geöffnet hätte.
    „Was hast du denn?“ fragte die Stimme draußen weiter. „Warum öffnest du nicht? Bist du nicht allein? Hast du einen neuen Freund bei dir?“
    Ein irres Schluchzen brach von den Lippen Evelyn Blooms. Sie wandte das leichenblasse Gesicht der Tür zu.
    „Ich rufe um Hilfe“, stammelte sie in würgender Furcht. „Ich

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