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Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry

Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry

Titel: Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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fragte Percy Coogan atemlos. Der Hilfsinspekor betachtete ihn nicht. Er hielt seine Blicke auf Evelyn Bloom geheftet.
    „Das ist eine Überraschung“, sagte er in ernstem Ton. „Sie erzählten mir doch erst gestern, daß Sie diese Männer gar nicht kennen. Nun sitzen Sie mitten unter ihnen. Ich muß feststellen, daß Sie lügen, Mrs. Bloom.“
    Die unglückliche Frau wollte sich verteidigen, aber sie fand keine Zeit dazu. Hilfsinspektor Kirk ließ sie einfach nicht zu Wort kommen.
    „Ich erwarte Sie morgen früh im Yard“, sagte er schroff. „Sie müssen Ihre Aussagen zu Protokoll geben. Hoffentlich sagen Sie dann endlich einmal die Wahrheit.“
    Er machte eine kurze Pause, sah die sechs Männer der Reihe nach an, dann nahm er wieder Evelyn Bloom aufs Korn.
    „Wenn ich dürfte, wie ich wollte“, zischelte er drohend, „dann würde ich Sie morgen im Yard gleich dabehalten. Meines Erachtens gehören Sie in Untersuchungshaft. Der Verdacht gegen Sie nimmt immer größeren Umfang an. Wer mit den Freunden Joseph Hattans verkehrt, der hat nicht die geringste Absicht, sich zu bessern.“
    Evelyn Bloom erwachte erst aus ihrer Betäubung, als der Hilfsinspektor sich längst entfernt hatte. Sie blickte sich verwirrt um, als hätte sie eben einen schweren Traum durchlebt. Mit brüchiger Stimme bestellte sie sich ein Glas Wein.
    „Der geht scharf ran“, knurrte Percy Coogan finster. „Ich fürchte, er wird seine Drohungen wahrmachen. Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich mich irgendwo verkriechen. Auf keinen Fall würde ich seiner Vorladung Folge leisten.“
    Evelyn Bloom ließ müde die Schultern sinken.
    „Wo soll ich hingehen?“ fragte sie ratlos. „Jetzt in der Nacht werde ich kaum ein geeignetes Quartier finden.“
    „Ich“, sagte Percy Coogan prahlerisch, „bin der einzige hier, der eine eigene Wohnung hat. Drei Zimmer, Küche und Bad. Sie können heute Nacht bei mir bleiben, wenn Sie wollen. Morgen früh suchen Sie sich dann etwas anderes. Einverstanden?“
    Evelyn Bloom zögerte. In früheren Zeiten hätte sie dieses Angebot glatt abgelehnt. Aber an diesem Abend war sie schon viel zu verwundet und gedemütigt, um sich lange zu sträuben. Es war ja schließlich gleich, wo sie blieb.
    „Gut“, sagte sie nach einer Weile. „Es ist ja nur diese eine Nacht. Morgen früh werde ich mich in einer kleinen Pension einmieten.“
    Sie trank ihren Wein und bestellte sich zwei weitere Gläser. Sie trank nicht, weil es ihr schmeckte, sondern weil sie sich betäuben wollte. Es hatte keinen Sinn, immer an Oliver, Joseph Hattan und die Polizei zu denken. Sie mußte darüber hinwegkommen.
    Tatsächlich sah die Welt für sie nach dem fünften Glas schon viel heller aus. Die Sorgen und Ängste verdämmerten. Es blieb nur eine leise Schwermut zurück.
    Ihr Blicke schweiften gleichgültig durch den Raum. Sie sah nichts mehr deutlich. Der Alkohol begann zu wirken. Das Lokal versank hinter rosaroten Schleiern. Sie sah ein Mädchen hinter dem Büfett. Eine rassige Schönheit mit schwarzen Locken und glutvollen Augen. Sie schien frisch aus dem Süden importiert. Die Sonnenbräune der heißen Zonen stand noch unverblaßt in ihrem Gesicht.
    „Das ist Nadja Orban“, murmelte Percy Coogan grinsend. „Sie hilft manchmal in dieser Kneipe aus. Wenn ich nicht irre, war Joseph immer hinter ihr her. Ich weiß aber nicht, ob sie ihn abblitzen ließ. Bei dieser Sorte von Weibern weiß man nie genau Bescheid.“
    Evelyn Bloom kümmerte sich nicht um das Mädchen. Ihre Eifersucht war gestorben. Sie hatte überhaupt nur noch wenig Empfindungen.
    „Ich bin müde“, sagte sie gähnend. „Könnten wir nicht endlich gehen?“
    Percy Coogan war sofort dazu bereit. Er warf seinen Freunden einen vielsagenden Blick zu. Gleich darauf verließ er neben Evelyn Bloom die Sidney Bar.
    Draußen regnete es. Ein stürmischer Herbstwind heulte durch die Straßen. Es war verdammt ungemütlich.
    Fröstelnd verkroch sich Evelyn Bloom in ihren Mantel. Sie wurde auf einmal wieder unsicher. Scheu hielt sie sich von Percy Coogan entfernt. Ihre schleppenden Schritte wurden immer langsamer.
    „Es ist nicht weit“, sagte der hagere Mann an ihrer Seite.
    „Wir sind gleich da.“
    Das Haus, in dem Percy Coogan wohnte, war so grau und brüchig wie alle ändern. Es lag zwischen dem Hoxton Canal und dem Wenlock Basin. Der herbe Geruch des fauligen Wassers drang bis in den Hausflur herein. Die Wände waren feucht, die Türen verschimmelt. Durch die zerbrochenen

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