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Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
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sofort ein paar gute
Adressen bei Ihrem Chef, sonst beschwer ich mich über Sie! Verstanden!«
    Ich raste runter zu Rufus.
    »Dieser Typ aus Zimmer 4, ich
meine den, der heute in Zimmer 12 ist, hat mir zehn Mark geboten, um mit mir
eine schnelle Nummer zu machen. Da hab ich ihn angebrüllt. Und er hat gebrüllt,
ich soll ihm sofort ein paar gute Adressen beim Chef besorgen, sonst beschwert
er sich über mich. Was will er für Adressen?«
    »Na was für Adressen — Nutten
natürlich.«
    »Hast du solche Adressen?«
    »Natürlich. Jedes Hotel kennt
Adressen von Puffs.« Rufus griff zum Telefon und wählte 112: »Hier ist die
Geschäftsführung, ich möchte Sie bitten, unser Personal nicht zu belästigen.
Einschlägige Adressen entnehmen Sie bitte der Tagespresse.« Rufus knallte den
Hörer auf.
    Es klingelte sofort wieder.
»Nein, wir haben keine Damen, die zu Sondertarifen fürs Hotel tätig sind.« Ich
hörte nicht, was der aus Zimmer 12 sagte. Rufus sagte: »Ich muß es Ihnen wohl
deutlicher sagen: Ich kann Ihnen durchaus untersagen, eine Dame mit aufs Zimmer
zu nehmen! Bitte schön.« Rufus legte auf.
    »Du kannst es ihm verbieten?«
    »Weil der Typ zu geizig ist,
ein Doppelzimmer zu nehmen. Wenn einer ein Doppelzimmer nimmt, kann man nichts
machen.«
    »Ehrlich?«
    »Ja. Sonst dürften wir nur an
gesetzlich verheiratete Personen und nur an miteinander verheiratete Personen,
Doppelzimmer vermieten. Jeder, der ein Doppelzimmer bezahlt, darf jemand
mitnehmen, es ist ja für zwei Leute bezahlt. Oft wohnen zwei Männer in einem
Doppelzimmer, da muß ich auch nicht prüfen, ob das Arbeitskollegen sind, oder
Vater und Sohn, oder Vater und Strichjunge.«
    »Und wenn einer ein
Doppelzimmer zum Einzelzimmertarif hat und bringt jemand mit?«
    »Dann muß er die Differenz
nachzahlen. Oder Herrn Hedderich oder mich mit Trinkgeld bestechen.«
    »Läßt du dich bestechen?«
    »Wenn das Trinkgeld den
Preisunterschied abzüglich Frühstückskosten ausgleicht, lassen wir uns
bestechen.«
    »Läßt du dich auch von Nutten
bestechen, daß du Leute zu ihnen schickst?«
    »Niemals. Stell dir vor, ich
schicke einen perversen Killer, der wie alle Perversen ganz normal aussieht, zu
einer einschlägigen Manuela oder Ramona, und dann killt er sie. Ich kann nicht
für die Männer garantieren. Wir geben den Leuten allenfalls Prospekte von den
großen, überwachten Bordellbetrieben. Der frühere Geschäftsführer hat auch
Puff-Eintrittskarten verkauft, um sich ein paar Mark dazu zu verdienen, ich
mach das nicht.«
    »Kostet es Eintritt, in einen
Puff zu gehen?«
    »In einigen. Damit nicht jeder
nur reinrennt und rumgafft. Wenn die Männer erst Geld für den Eintritt
ausgegeben haben, geben sie noch mehr aus, damit es sich lohnt.« Rufus öffnete eine
Schublade unterm Rezeptionstresen. »In jedem Hotel wird ständig nach
sogenannten Adressen gefragt, hier sind einige Prospekte.«
    In der Schublade lagen neben
Stadtplänen orange und pink Flugblätter mit altmodischen Zeichnungen nackter
Mädchen.
    »69 supersexy Girls erwarten
Dich!« stand auf den orange Zetteln, »Süß oder scharf — für jeden Geschmack die
Richtige« auf den pinkrosa Zetteln. Unten stand in dicken Buchstaben: »Wir
machen die Liebe zum risikolosen Genuß. Unsere Girls unterliegen ständiger ärztlicher
Kontrolle.«
    Aha. Neben den grellfarbigen
Zetteln lagen außergewöhnlich edle Faltprospekte, grauer Büttenkarton,
dunkelaltrosa bedruckt. »Und was ist das?«
    »Hab ich neulich erst
bekommen«, sagte Rufus.
    Auf der Vorderseite des
Prospekts stand in feiner englischer Schreibschrift:
    Die ganze Welt ist eine Bühne,
    (William Shakespeare)
     
    Ich klappte den Prospekt auf —
auf der linken Seite stand:
    Rent-a-Gentleman
    »Das ist ein Begleitservice für
Damen. Was Seriöses. Der Mann, der mir die Prospekte brachte, war sehr nett.«
    Auf der rechten Prospektseite
las ich:
    »Sehr verehrte gnädige Frau,
liebe Dame,
    es ist eine typische
Erscheinung unserer hektischen Zeit, daß gerade Damen mit gehobenem Lebensstil
zunehmend häufiger den Zeitmangel der Herrn ihrer Kreise beklagen müssen. Schon
manche Dame mußte auf einen mit Sehnsucht erwarteten Ball verzichten, weil ihr
Begleiter geschäftlich verhindert war. Was tun? Rent-a-Gentleman kann Ihnen
helfen.
    Oder ist Ihr Partner, wie so
viele Männer, tanzunwillig? Unsere Gentlemen sind begeisterte Tänzer, die alle
Standardtänze hervorragend beherrschen. Als besonderen Service können wir Ihnen
Herren bieten, die

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