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Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
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Sie turnierreif vom Pasodoble bis zur Polka übers Parkett
schweben lassen. Und oft ist es preiswerter, einen Gentleman komplett mit Frack
oder Smoking bei Rent-a-Gentleman zu buchen, statt einen ohnehin tanzunwilligen
Partner, der nur einen veralteten oder zu eng gewordenen Gesellschaftsanzug
besitzt, neu einzukleiden.
    Ob Frack, Bluejeans oder
Badehose, ob elegant, leger oder sportiv: Unsere Gentlemen besitzen für jede
Gelegenheit die perfekte, modische Garderobe.
    Warum also ohne männliche
Begleitung zum Pferderennen gehen? Warum allein ins Theater? Oder zur Party? Zu
unserem Kundinnenkreis zählen viele Damen, die der Erfolg einsam werden ließ,
wir sorgen dafür, daß Sie in einer fremden Stadt, nachdem Sie tagsüber Ihren
neuesten geschäftlichen Triumph errungen haben, am Abend nicht allein im
Restaurant sitzen.
    Liebe, gnädige Frau, greifen
Sie zum Telefon neben sich, lassen Sie sich unverbindlich beraten.
Individuelle, diskrete Absprachen sind Teil unseres Service.
    Rent-a-Gentleman: Die beste
Wahl, wenn Sie einen Herrn an Ihrer Seite wünschen.
    Bitte beachten Sie: Aus
Diskretionsgründen führen wir keine Kundenkartei und akzeptieren keine
Kreditkarten. Unsere Gentlemen respektieren Ihre Intimsphäre, bitte
respektieren auch Sie die Intimsphäre unserer Gentlemen.«
     
    »Kennst du die Männer von der
Firma?«
    »Nein. So vornehme
Damen-Kundschaft steigt nicht bei uns ab. Jedenfalls wurde ich noch nie von
einer Frau nach Adressen gefragt.«
    »Ich wüßte gerne mehr über die
Intimsphäre von diesem Typen aus Zimmer 4, beziehungsweise 12. Wie lang bleibt
er?«
    »Wie üblich eine Nacht.«
    »Bist du sicher?« "X.
    Rufus sah in seinem Buch nach.
»Ja.«
    »Ich versteh das nicht, er will
Freitag abend zu Benedikts Schwester kommen, und Donnerstag fährt er weg, kommt
er Freitag wieder?«
    »Würde mich wundern, er wohnt
fünfhundert Kilometer entfernt.«
    »Vielleicht hat er Mercedes in
der Zwischenzeit abgesagt. Oder er hat noch eine Freundin hier, und bei der
übernachtet er morgen und Freitag bei Mercedes.« — Ich mußte es herausfinden.
»Ich putze weiter«, sagte ich zu Rufus und fuhr wieder in den zweiten Stock.
    Eine Weile stand ich im Flur
und überlegte. Schließlich nahm ich allen Mut zusammen und klopfte an Zimmer
12.
    »Herein«, rief das Arschloch.
    Ich blieb an der Tür stehen.
Meine Stimme zitterte, als ich fragte: »Was machen Sie am Freitag abend? Haben
Sie da schon was vor?«
    »Sieh mal einer an!« rief das
Arschloch, »die schöne Spröde hat es sich überlegt!«
    »Was machen Sie Freitag abend
ab acht?«
    »Da wollte ich längst zu Hause
sein, mein Kammerkätzchen, aber wenn du mich nett bittest, wird sich da was machen
lassen. Am Freitag ist wohl dein Freund verreist?« Er hatte den Nerv, seine
fetten Backen und Lippen zu einem Kußmaul zusammenzuziehen. So erotisch wie ein
toter Schweinskopf im Metzgerladen.
    »Sie sind also diesen
Freitagabend nicht mehr in der Stadt?«
    »Doch, das ließe sich machen,
du bekommst sicher von deinem Chef ein nettes Doppelzimmerchen gratis. Oder
wohnst du hier im Hotel, mein Kätzchen?«
    Nun wußte ich genug. »Ich bin
nicht Ihr Kätzchen!« schrie ich. Ich knallte ihm die Tür vor der Nase zu.
    Er riß die Tür wieder auf: »Du
hysterische, wetterwendische Ziege!« brüllte er durchs Treppenhaus. »Ich werd
beim Chef dafür sorgen, daß du rausfliegst! Fristlos.«
     
     
     

54. Kapitel
     
    Rufus hatte sein Gebrüll
gehört.
    Wir warteten, daß er unten an
der Rezeption anrief, um meine fristlose Entlassung zu fordern. Er rief aber
nicht an. Vielleicht wollte er sich schriftlich über mich beschweren? »Weiß er,
daß Frau Schnappensiep hier die Chefin ist?«
    »Nein. Ich kann es ihm aber
gerne sagen, dann kann er auch meine fristlose Kündigung fordern«, sagte Rufus
und lachte.
    Am nächsten Morgen, ich putzte
im dritten Stock, kam Rufus: »Jetzt hat er sich über dich beschwert, du seist
schlampig und frech. Ich hab ihn rausgeschmissen.«
    »Du hast ihn rausgeschmissen?
Wie hast du das gemacht?«
    »Ganz einfach, ich hab mich
geweigert, ihm wie sonst eine Rechnung zu schreiben, die höher ist als das, was
er bezahlt hat. Als er deshalb rumgemeckert hat, hab ich ihm ein paar Adressen
gegeben — von anderen Hotels. Der kommt nicht wieder.«
    Ich war Rufus endlos dankbar:
»Hoffentlich erfährt Frau Schnappensiep nichts davon.«
    »Das kann ich verantworten«,
sagte Rufus. »Wenn ich die Kosten berechne an Personal, Frühstück und Heizung

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