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Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
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ihres Lebens werden. Ich würde es Mercedes
noch heimzahlen.

59. Kapitel
     
    Sofort nach dem Kurs eilte ich
nach Hause, um Benedikt alles zu erzählen. Aber er war noch nicht zurück. Und
als er endlich kam, war er von seinem Volleyball-Training so müde, daß ich
beschloß, meine sensationellen Enthüllungen nicht kurz vor dem Einschlafen
verpuffen zu lassen.
    Und am Samstagvormittag rief
ich erst mal Rufus an — zugegeben auch aus Neugier, aber auch, damit ich
Benedikt die ganze Geschichte bieten konnte. Was hatte Frau Masur über Herrn
Lehmann gesagt?
    »Frau Masur war absolut
begeistert von Herrn Lehmann«, berichtete Rufus, »sie hat mir hundert Mark
Trinkgeld gegeben. Sie hat gesagt: Dieter Lehmann ist ein reizender Mann, ein
Glück, daß ich mir nichts aus reizenden Männern mache! — Aber bitte, die Chefin
soll nichts davon erfahren, Frau Masur meint, Bärbel hätte zu viele
Anwandlungen konservativer Moral.«
    Ich lachte: »Das war ein teurer
Abend für Frau Masur.«
    »Frau Masur fand das nicht, sie
hat gesagt: Endlich ein Mann, der mein Geld wert ist.«
    Sofort erzählte ich alles
haarklein Benedikt. Er war fassungslos. »Ich kann nicht glauben, daß Medi uns
eine solche Show vorgespielt hat.«
    »Es ist aber wahr.«
    »Ich werde jetzt sofort zu ihr
fahren und sie fragen, ob sie verrückt geworden ist.« Und er fuhr sofort los.
     
    Erst viereinhalb Stunden später
kam er zurück. Und dann ging er in sein Zimmer, ohne bei mir reinzuschauen! Was
war los? Ich ging hinüber. Er lag auf der Liege und wirkte seltsam verschlossen.
Ich setzte mich zu ihm. Er roch nach Alkohol. »Was ist denn?«
    »Nichts.«
    »Versuch nie, mich anzulügen,
du schaffst es nicht.«
    »Mach die Tür zu, ich muß dir
was sagen, was mir Medi erzählt hat.«
    Ich schloß die Tür.
    »Du mußt versprechen, daß du es
niemandem weitererzählst.« Ich versprach es hoch und heilig.
    Benedikt blickte zur Wand, die
an Noras Schlafzimmer grenzte, und flüsterte: »Medi hat Kontakt aufgenommen mit
unserem Vater. Sie hat ihm einen Brief geschrieben. Er hat geantwortet. Er
möchte uns wiedersehen. Wir werden zu ihm fahren.«
    »Was?« Nun war ich fassungslos
vor Überraschung. »Du triffst deinen...«
    »Pssst! Mutter darf auf keinen
Fall etwas davon erfahren. Sie würde sich endlos aufregen. Sie hat uns allein
großgezogen, sie will nicht, daß wir unseren Vater treffen.«
    »Verstehe.« Ich fand es echt
toll, daß Benedikt seinen Vater wiedersehen würde — bestimmt war sein Vater
nett, ein Mann, der Nora verlassen hatte, war mir von vornherein sympathisch.
»Ich finde das toll. Wann fahren wir hin?«
    »Herzchen, du kannst nicht
mitfahren, meine Schwester will das nicht. Und ich finde auch, nachdem wir
unseren Vater Jahrzehnte nicht gesehen haben, wäre das zuviel auf einmal.«
    Ja, es war zu verstehen, daß
ich nicht gleich beim ersten Wiedersehen dabei sein sollte. »Und was werdet ihr
Nora sagen?« flüsterte ich.
    »Ich sage ihr, ich wäre auf
einem Fortbildungsseminar der Firma. Medi sagt, daß sie mit ihrem
Herzallerliebsten verreist.«
    »Was hat Medi gesagt über Herrn
Lehmann? Hat sie zugegeben, daß er von Rent-a-Gentleman ist?«
    »Wir haben nicht darüber
gesprochen. Nachdem sie von unserem Vater erzählt hat, war ich völlig fertig.
Außerdem ist sie alt genug, um zu wissen, was sie tut. Mich geht das nichts
an.«
    »Über was habt ihr vier Stunden
geredet?«
    »Du kannst das nicht verstehen,
du hattest immer einen Vater, der für dich da war. Medi hat mir seinen Brief
gezeigt: Stell dir vor, der Alte fährt einen Porsche! Die Zahnarztwitwe, die er
geehelicht hat, ist selbst Zahnärztin und hat das Geld. Mit der hat er auch eine
Tochter. Wir müssen im Hotel wohnen, seine Frau hat ihm verboten, daß er seine
Kinder aus erster Ehe wiedersieht, hat er geschrieben.«
    »Und wann fahrt ihr zu ihm?«
    »Am Donnerstag nach Ostern, in
zweieinhalb Wochen. Das einzig Wichtige ist, daß es vor Mutter geheim bleibt.
Sie denkt sonst, wir hätten Geheimnisse vor ihr.«
    Ich mußte lachen, weil es so
unlogisch klang, aber die Logik von Familienmauscheleien entzieht sich immer
der normalen Logik. Und Mercedes entzog sich sowieso jeder Logik.
    »Das heißt, ich kann Ostern
nicht mit zu deinen Eltern. Ich kann nicht zwei Wochenenden hintereinander frei
machen.«
    »Aber Ostern ist sowieso frei.«
    »Verstehst du nicht: Ich werde
Ostern hier bleiben müssen und den Hotelentwurf machen. Ich muß ihn in meiner
Freizeit machen, der Faber hat das

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