Der Mann, der's wert ist
Restposten kaufen
könnt. Bei Hagen und von Müller gibt es ständig reduzierte Möbel, Tapeten und
Teppiche, die müssen nämlich immer eine große Auswahl anbieten können, obwohl
die Leute alle doch nur das gleiche kaufen. Für ein Hotel kannst du da einiges
finden. Und ich kann dir sagen, wo du Extra-Rabatte rausholen kannst. Wir gehen
zusammen hin und handeln alles runter, als wären wir Multimillionäre.« Ich als
Großeinkäuferin in diesem Nobelladen... welch erregende Vision!
»Und den Transport macht die
Firma zum Selbstkostenpreis. Unser Chef macht das, um mit seinem
internationalen Kundenkreis angeben zu können.«
»Aber vielleicht ist das doch
alles zu teuer?«
»Wir gehn auf jeden Fall mal
hin. Es wird mir ein Vergnügen sein. Wenn du nichts kaufen willst, sagst du wie
ein reicher Macker: Ich mit meinen Beziehungen bekomme das anderswo billiger.«
»Halt mir die Daumen, daß es
klappt«, sagte ich zum Abschied.
»Natürlich klappt das. Du
kannst das.« Und Elisabeth rief mir hinterher: »Wir haben lange genug von der Hoffnung
gelebt, jetzt geht’s los.«
62. Kapitel
Es war richtig romantisch, von
Benedikt nachts um elf am Bahnhof abgeholt zu werden. Er kam direkt aus dem
Büro, war erschöpft, aber glücklich, alles war fertig.
»Hast du die Entwürfe
mitgebracht?«
»Nein. Ich will dich doch auch
bei der Präsentation damit überraschen. Sie sind super. Ich hab eine völlig
neue Struktur in den alten Kasten gebracht. Du wirst staunen.«
»Und du bist ehrlich fertig?«
»Herzchen, ich schwöre es!«
Benedikt küßte mich.
Ja, es war wahr.
»Ich habe mit den Entwürfen
fast ein Wunder vollbracht.«
Ja, es war bestimmt wahr.
Wir fuhren durch die Nacht, ich
hatte meine Hand auf Benedikts Knie gelegt und träumte von der Zukunft. Ich
hatte noch gar nicht kapiert, was plötzlich zwischen uns piepte, da hatte
Benedikt schon den Hörer des Autotelefons am Ohr. »Oh, Angela«, lachte er in
den Hörer, »wie passend, daß du mich gerade jetzt anrufst. Ich habe gerade
Viola vom Zug abgeholt.«
Es war nicht zu verstehen, was
Angela redete. Benedikt sagte: »Wann kommt ihr zurück? Bis dahin ist alles
geklärt.« Dann sagte er: »Ja, wenn es sein muß, mach ich das.« Und: »Schönen
Gruß an den Chef, wie ist das Wetter bei euch?« Und: »Keine Ahnung, wie das
Wetter hier war, ich hab das Büro nicht verlassen.« Und dann sagte er: »Bitte,
Angela, sag es deinem Daddy noch mal: Ich fahr Donnerstagnachmittag weg, Montag
sehen wir uns wieder, tschüsilein.«
»Schönen Gruß an dich soll ich
ausrichten«, sagte Benedikt, als er aufgelegt hatte.
»Was will sie mitten in der
Nacht? Warum ruft sie dich im Auto an?«
»Wo soll sie mich sonst
anrufen? Ich bin im Büro nicht ans Telefon gegangen. Es hat den ganzen Tag
gebimmelt. Das war sie garantiert auch.«
»Und was will sie?«
»Der Faber wollte wissen, wann die
Entwürfe vorgelegt werden. Außerdem muß ich nächste Woche umdisponieren, ich
muß Bauleitungsvertretung machen, verlangt der Chef.«
»Warum ruft er dich nicht
selbst an?« Ich konnte es kaum fassen.
»Der Chef erläßt seine Befehle
per Sekretärin. Und die Tag- oder Nachtzeit ist denen völlig egal. Wenn’s nach
denen ginge, hätte man kein Privatleben.«
Ich war beunruhigt. »Wenn du ab
nächste Woche was anderes machst, wer macht dann das Hotelprojekt?«
»Die Bauleitung mach ich nur
vertretungsweise. Aber die Entwürfe müssen der Schnappensiep präsentiert
werden, ehe ich wegfahre.«
»Mittwoch ist Frau
Schnappensiep bestimmt da.« Ich war wieder etwas beruhigt, ich hatte eine
weitere Verzögerung befürchtet. Wie abhängig man war von den Launen eines
Chefs! Auch Benedikt wirkte nach Angelas Anruf nicht mehr fröhlich. »Hm«,
brummte er vor sich hin.
»Was denkst du?«
Er seufzte: »Es muß doch
möglich sein, das Autotelefon zu hundert Prozent von der Steuer abzusetzen,
schließlich brauche ich es nur für geschäftliche Zwecke.«
»Kannst du nicht mal abschalten
und an was anderes denken?« Benedikt lachte, fuhr an den Straßenrand, schaltete
den Motor ab und zog mich an sich.
Ich fühlte mich glücklich wie
ein Teenager. Ich mit diesem Mann! In diesem Auto! Und dann fragte Benedikt:
»Soll ich dir mal die neue Kassette Vorspielen, die ich extra fürs Auto gekauft
habe?« Und was war es?
»Freude, schöner
Götterfunken...«
Ich war die Königin aller
Teenager!
63. Kapitel
Rufus war während der
Osterfeiertage einmal mit seinem Freund
Weitere Kostenlose Bücher