Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
Vom Netzwerk:
optische Vergewaltigung.
Glaubte sie im Ernst, ich hätte es nötig, für sie einen so teuren Blumenstrauß
zu kaufen?!
    »Die Blumen sind nicht für
dich«, sagte ich, »ich wollte sie gerade in die Vase stellen«, ich stopfte sie
vor Angelas Augen in die Vase, »Benedikt hat sie mir geschickt.« — Welch
geniale Ausrede!
    »Benedikt hat dir Blumen
geschickt?« rief Nora. »Aber warum sollte der Junge dir Blumen schicken?«
    »Es gibt die merkwürdigsten
Anlässe, um Blumen zu schicken«, sagte Angela affig.
    Nora sagte nichts mehr.
    Das war meine Chance, zu
verhindern, daß Nora Angela ins Wohnzimmer abschleppte. »Wir gehen hinauf in
mein Zimmer«, befahl ich und ging hoch.
    Angela folgte mir ohne
Widerspruch, sie sagte zu Nora: »Ich hab leider keine Zeit.«
    Großartig, wie das geklappt
hatte. Ich schloß laut die Tür meines Zimmers hinter uns, Nora sollte nicht auf
die Idee kommen, uns zu stören.
     
    Angela ließ sich aufs Bett
plumpsen, so als gehöre das Zimmer ihr und ich sei der Besucher. Sie sah sich
einmal um: »Ist ja ein winziges Zimmer.«
    Wollte sie etwa auch noch mein
Zimmer kritisieren? Ich blieb ganz cool: »Der Kaffee ist jetzt kalt, weil du so
spät gekommen bist.«
    »Ich will sowieso keinen
Kaffee«, sagte Angela, »ich bekomme nämlich ein Babylein.«
    »Du?!« Ich war total verblüfft.
»Du? Schwanger?« Ich konnte nicht anders, ich mußte auf ihren Bauch starren,
ihr Stretch-Overall saß wie angepappt, schwanger sah ihr Bauch nicht aus, und
nirgendwo zeichnete sich ein Slip unter dem engen Ding ab - mich überkam die
Erwartung, gleich zwischen den Zähnen des Reißverschlusses ein Schamhaar von
Angela zu entdecken. Ich riß mich zusammen, auch zu geschmacklosen Töpfen
gehört schließlich ein Deckel. »Oh, das freut mich echt«, sagte ich betont
erfreut.
    »Ich glaub nicht, daß du dich
echt freust, daß ich ein Babylein bekomme«, sagte Angela und machte einen
Barbie-Puppen-Schmollmund.
    »Echt, du!« sagte ich noch
betonter erfreut. Und eigentlich war das wirklich erfreulich für mich — wenn
sie ein Kind bekam, würde sie demnächst aus der Firma ihres Daddys
verschwinden, und dann...
    »Benedikt ist der Vater.«
    »Benedikt? Welcher Benedikt?«
sage ich, und in meinem Mund ist plötzlich ein Geschmack, als hätte ich
Aluminium gegessen. »Ich kenne deinen Benedikt nicht.«
    »Es gibt nur einen Benedikt«,
sagt sie.
    »Das ist nicht wahr, ich kenne
mehrere, die Benedikt heißen, zum Beispiel...«, und plötzlich ist auch in
meinem Bauch ein Geschmack, als hätte ich Aluminium gegessen.
    »Es gibt nur einen Benedikt«,
sagt sie, »für dich oder für mich.«
    »Kannst du mal aufhören,
solchen Schwachsinn zu quatschen!« brülle ich sie an. »Das hast du wohl
geträumt, daß Benedikt mit dir...«, mir fehlt das Wort. »Wann soll denn das
gewesen sein?«
    Sie lächelt sonnig. »Zum
Beispiel am 24. Dezember.«
    »Du bist verückt. Du lügst. Am
24. Dezember war nämlich zufällig Weihnachten.«
    »Da hat Benedikt mich besucht.
Da hat er den Wagen geholt. Und zur Feier haben wir ein Sektilein getrunken,
und Benni meinte, Sekt und Sex...«
    »Und deine Eltern!« schrei ich,
»wo waren die?«
    »Liebe Viola«, sagt Angela
affig-eisig, »ich bin dreißig Jahre alt, — besser gesagt jung, da dürfen mich
meine Eltern schon mal allein zu Hause lassen. Aber wenn du es ganz genau
wissen willst...«
    »Ich will es ganz genau
wissen!«
    »Meine Eltern waren zur Weihnachtsbescherung
mit ihrem Rotary-Club in einem Waisenheim und haben den Waisenkindern echte
Steiff-Teddybären geschenkt.«
    »Es ist unglaublich«, ich kann
nur noch flüstern.
    »Ich hab’s auch kaum geglaubt«,
sagt Angela, »so ein Steiff-Teddy kostet ein kleines Vermögen, aber der
Rotary-Club läßt sich nie lumpen. Und Daddy hat mit der Zeitung abgesprochen,
daß ausdrücklich erwähnt wird, daß echte Steiff-Teddys gespendet wurden, also
hat es sich vom Renommee her doch gelohnt.«
    »Deine Scheiß-Steiff-Teddys
interessieren mich nicht!«
    »Du hast doch gesagt, du willst
es ganz genau wissen.«
    »Und sogar wenn Benedikt
irgendwann mal, aus Versehen, dich im Suff...«
    »Werd bitte nicht ausfallend«,
sagt sie, als hätte ich eine Majestät beleidigt. »Ich bin keineswegs gleich beim
ersten Mal schwanger geworden. Erst beim dritten Mal.«
    »Und wann soll das gewesen
sein?«
    »Wenn du es so genau wissen
willst: am 23. März.«
    »Was war das für ein Tag?«
    »Freitag vor drei Wochen.«
    Da war ich im Kochkurs.
    »Weißt

Weitere Kostenlose Bücher