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Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
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du, was das bedeutet?«
fragt sie mit sonnigem Lächeln. »Was soll das bedeuten?«
    »Es wird ein Weihnachtsbaby.
Mutti ist außer sich vor Glück — Weihnachten ist sie Oma!«
    Vor drei Wochen: An diesem
Abend hatte ich mit Rufus Rindsrouladen gemacht — und Benedikt mit Angela ein
Weihnachtsbaby. »Es ist nicht wahr!« schrei ich leise.
    »Doch. Diesmal hat sich das Ei
eingenistet. Mein Frauenarzt sagt zwar, ich müßte notfalls mit einem
Kaiserschnitt rechnen, ich mit meinen schmalen Becken, aber Mutti meint, das
hätte ihr damals der Arzt auch gesagt, als sie mit mir schwanger war, aber
dann...«
    »Glaubst du etwa, Benedikt
heiratet dich jetzt? Nur weil du schwanger bist?«
    Sie macht ein Schmollmaul:
»Daddy erlaubt es nicht.«
    »Wieso erlaubt er es nicht?«
    Mit Schmollmaul sagt sie: »Darüber
möchte ich nicht sprechen.« Ich bin sprachlos. Dann brüll ich sie an: »Du
willst nicht drüber sprechen, weil du lügst. Es ist alles Lüge!«
    »Daddy hat Angst, Benedikt
hätte es auf mein Geld abgesehen und daß er nur in die Firma einheiraten will.«
    »Das ist nicht wahr!«
    »Das sag ich Daddy auch. Aber
Daddy sagt, ich kann auch ein Baby haben, ohne zu heiraten. Das hätte ich gar
nicht nötig.« Plötzlich schnieft sie: »Daddy ist sogar so gemein, daß er
Benedikt rausschmeißen will, wenn wir heiraten.« Sie schnieft wieder. »Aber ich
kriege ihn noch rum.«
    »Aber Benedikt kriegst du nicht
rum!«
    »Bei uns war es Liebe auf den
ersten Blick. Schon als er kam und sich bei uns beworben hat, hat er mir gleich
so verschmitzt in die Augen gesehen.« Sie zieht neckisch an einem Zöpfchen.
    Und da entdecke ich an ihrer
rechten Hand, als einen von acht Ringen, diesen Rubinreif. Ein Rubin am andern.
Der Ring, der eigentlich mein Ring werden sollte.
    »Verschwinde, verschwinde
sofort aus meinem Zimmer! Aus meinem Leben. Hau ab.«
    »Ich muß sowieso gehen.« Sie
stemmt sich von unserm Bett hoch. »Kannst du mich rausschleusen, ohne daß ich
noch mal mit seiner Mutti reden muß?«
    Ich lache höhnisch: »Niemand
kann dieses Haus verlassen, ohne daß es seine Mutter merkt. Erzähl ihr doch
dein Märchen!«
    »Wir haben ausgemacht, daß es
Benni seiner Mutti selbst sagt. Sein Vater weiß es jetzt schon.«
    »Du lügst.«
    »Benni hat mich angerufen. Und
Benni meint, wenn sein Vater mit seinem Porsche bei meinem Daddy aufkreuzt,
wird mein Daddy bestimmt weich.«
    »Habt ihr auch ausgemacht, daß
du es mir sagst?«
    »Benni meinte, ich als Frau
könnte dir besser verständlich machen, was es bedeutet, ein Kind zu bekommen.
Und daß es für ihn unendlich viel bedeutet, Vater zu werden. Also, jetzt weißt
du es. Tschüsilein.« Sie geht.
    Ich bleibe, ohne mich zu
rühren, an der Tür meines Zimmers stehen. Sie knarrt die Treppe hinunter.
    Sofort kommt Nora aus dem
Wohnzimmer: »Liebes Fräulein Faber, möchten Sie einen Kaffee mit mir trinken,
oder bevorzugen Sie Tee wie meine Tochter Mercedes? Ich blättere gerade in
meinen Fotoalben...«
    »Ich hab keine Zeit, ich hab
jetzt wieder einen Termin mit meinen Daddy. Aber wir sehen uns bestimmt bald
wieder.«
    Und an der Tür sagt Angela noch:
»Ist es nicht wunderbar, daß wieder Frühling ist? Wie sich überall neues Leben
regt...«
    Es ist eine Lüge.
    Alles ist tot.
    Ich bin auch tot.
    Wäre ich nicht tot, würde ich
ja heulen.
    Aber ich heule überhaupt nicht.
     
     
     

69. Kapitel
     
    Ich saß erstarrt auf dem Stuhl,
auf dem ich gesessen hatte, als Angela ihre Geschichte erzählte.
    Ich saß erstarrt in Benedikts
Zimmer. Nichts, nichts bewies, daß Angelas Geschichte wahr war.
    Ich wollte zu einer
Telefonzelle, Benedikt anrufen, aber ich war nicht fähig, diese Treppen
runterzugehen, diese Türen zu öffnen, ich war erstarrt.
    Aber schließlich, es war längst
dunkel, siegte mein gesunder Menschenverstand, der mir bewies, daß das alles
nicht wahr sein konnte, und ich ging zur Telefonzelle. Und Benedikt war sofort am
Autotelefon.
    Er kam gerade von seinem Vater,
fuhr gerade ins Hotel zurück. Und Benedikt sagte: »Viola, ich kann es
verstehen, wenn du die Konsequenzen aus dieser Geschichte ziehst.«
    »Was meinst du? Was soll ich
tun?«
    »Ich meine, das bringt dir
nichts, wenn du bei meiner Mutter zu Hause sitzt und dich quälst. Es ist
bestimmt nicht deine Schuld.«
    »Hast du Angela den Ring
geschenkt, den Rubinring?«
    »Den hat sie sich heimlich
gekauft. So ist sie eben. Ich konnte nichts machen.«
    »Es ist nicht wahr! Es ist alles
nicht wahr, auch nicht,

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