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Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
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Wir verschwinden in eine
kulturfreie Zone.«
    »Ich will nach Hause«, sagte
Tanja, »ich will morgen schön sein. Da gehe ich nämlich zu einer Ausstellung im
Französischen Bankenzentrum.«
    Michael sah in sein Filofax:
»Richtig, da ist morgen abend Ausstellungseröffnung. Da gibt es immer
vorzügliche Kanapees und Champagner vom Feinsten. Da geh ich auch hin. Und ich
kann dir garantieren, daß es dir dort gefallen wird. Weißt du, was ausgestellt
wird?«
    »Historischer Schmuck aus
Frankreich. Bei meinem Juwelier hing das Plakat, und als ich sagte, daß mich
das interessiert, hat er mir eine Karte zur Eröffnung geschenkt.«
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte
Rufus.
    — Zwischen wie vielen Männern
stand Tanja? Ich blickte überhaupt nicht mehr durch. Rufus, Detlef und ein
Juwelier? Aber das ging mich auch alles nichts an.
    »Schöner, fremder Mann«, sangen
die Quietschenden Titten — ausnahmsweise ernsthaft und innig.
    »Ich gehe jetzt«, sagte ich,
»ich mach mich sofort morgen früh an die Entwürfe.«
    »Sollen wir dich zum Bus
bringen?« fragte Rufus besorgt wie üblich.
    Nicht nötig. Ich sah meinen Weg
klar vor mir.

67. Kapitel
     
    Im Morgengrauen hämmerte es an
meine Tür. Als es mir gelungen war, ein Auge zu öffnen, sah ich Nora im orange
Jogginganzug vor dem Bett. Aufgeregt rief sie: »Angela Faber rief gestern abend
an, die Tochter von Benedikts Chef!«
    »Sie ist meine Cousine«, flüsterte
ich verschlafen. Mußte mir Nora mitten in der Nacht erklären, wer Angela Faber
ist?! Und ich kein Nachthemd an. Ich zog die Bettdecke an den Hals. »Sie kam
gerade aus dem Urlaub zurück, deshalb hatte sie völlig vergessen, daß Benedikt
auf Fortbildungsseminar ist, sie hat sich sehr, sehr freundlich entschuldigt.«
    So was Blödes! Wenigstens war
Angela clever genug gewesen, Nora nicht zu sagen, daß Benedikt gar nicht auf
einem Fortbildungsseminar der Firma war. Oder war sie noch blöder und hatte
tatsächlich geglaubt, sie hätte es vergessen? Durchaus möglich bei Angelas
Spatzenhirnchen!
    »Ich mußte ihr sagen, daß deine
Bekannten mit diesem Hotel Benedikt hinters Licht geführt haben und keinen
Pfennig für die Neugestaltung ausgeben können. Die wollten nur gratis an
Benedikts Ideen kommen. Ich hoffe nur, daß der Junge deswegen keinen Ärger
bekommt mit seinem Chef, und deshalb kommt das Fräulein Faber heute nachmittag
um fünfzehn Uhr vorbei.«
    »Warum kommt sie hierher?
Benedikt kommt erst morgen abend von seinem Vater...bildungsseminar.« Uff! Sie
hatte nichts gemerkt.
    »Sie will mit dir selbst reden,
Benedikts Chef wünscht das.« Sollte ich jetzt schuld sein, daß das Büro den
Auftrag nicht bekam? Wenn jemand daran schuld war, dann Onkel Georg! Wenn ihm
Projekte unter drei Millionen zu popelig waren, hätte er das vorher sagen
müssen. Nicht erst Benedikt ins Messer laufen lassen. »Dann soll sie kommen!«
sagte ich wach und wütend.
    »Es ist so schade, daß auch
Medi verreist ist. Medi würde gerne das Fräulein Faber kennenlernen.«
    Macht nichts. Ganz im
Gegenteil: Dafür würde Angela nun mich kennenlernen.
    Ich stand sofort auf und
begann, mein Zimmer aufzuräumen. Ausgerechnet Angela war mein erster Gast hier.
Sollte sie nur kommen — hier konnte sie sehen, wie toll ich mit ganz wenig Geld
ein Zimmer einrichten konnte. Jeder würde mein Zimmerchen schöner finden als
die langweilige Möbelausstellung in ihren Räumen. Sie hatte keine Chance: Knapp
und klar würde ich ihr sagen, daß von meiner Seite kein weiteres Interesse an
einem Arbeitsverhältnis bei ihrem Daddy bestand, den Job konnte er sich
sonstwohin stecken. Und wenn ihrem Daddy das Hotelprojekt zuwenig Profit
brachte, dann sollte er gefälligst ohne zu klagen auf den Auftrag verzichten.
Statt seine Pseudo-Sekretärin Angela zum Meckern herzuschicken!
    Beim Aufräumen fiel mir ein,
daß Angela das ganze häßliche Haus sehen würde, die ganze gammelige Einrichtung
— was würde sie denken beim Anblick von Noras hochwertiger Wohnzimmervitrine?
Diese Peinlichkeit mußte ich Benedikt ersparen. Angela durfte nur mein Zimmer
und Benedikts Zimmer sehen. Ich mußte sie vor Nora abpassen, sie sofort nach
oben bringen. Ich betete, daß Nora nichts vermasselte. Ich putzte die
Flurtreppe und das Klo — falls Angela aufs Klo gehen wollte, konnte ich ihr das
schlecht verweigern.
    Außerdem kaufte ich Blumen.
Blumen sind der beste Beweis für gepflegte Häuslichkeit. Edle Tulpen für mein
Zimmer und einen elend teuren riesigen

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