Der Mann, der's wert ist
die
schwarzen und weißen Fliesen mitgebracht hat. In die neuen Bäder sollen, wie in
die alten, schwarzweiße Schachbrettfußböden, die überstehen alle Trends. Ja, er
hat sie. Im Flur entdecke ich einen Karton mit der Aufschrift: »Schmuckkacheln.
Dessin: Alt-Holland.«
»Was ist das?«
Es sind Kacheln mit blauen
Windmühlen drauf.
»Ihr Chef hat uns gesagt, wir
können alle Restposten verarbeiten, die wir haben.«
»Das habe ich gesagt, aber ich
habe die Restposten, die in Frage kommen, ausgesucht. Windmühlen waren nicht
dabei.«
»Die Frau von unserem Chef hat
die auch in der Küche und ist sehr zufrieden damit.«
Der Handlanger sagt: »Ohne Bier
diskutiere ich das nicht.« Ich bringe den Männern Bier, sie versprechen, die
Kacheln am Abend mitzunehmen, damit kein weiterer Schaden mit den Windmühlen
angerichtet wird.
Rufus sagt den Handwerkern, sie
hätten bei allen Fragen mich zu fragen. Sie nehmen es zur Kenntnis. Ich male
ein großes Schild, klebe es unten an die Eingangstür:
Bauleitung: Viola Faber
Zimmer 1 im 1. Stock
Heimlich fotografiere ich das
Schild.
In der gleichen Woche kommen
auch die Maurer. Nur kann mit der Fassadenrenovierung nicht begonnen werden,
weil die neuen Fensterscheiben fehlen. Die Maurer fangen also im Haus an. Ich
staune, wie schnell alles losgeht, Rufus lobt sich: »Man muß eben wissen, wo
man gute Handwerker herbekommt.« Ich muß Rufus auch loben.
Die drei Dauergäste und zwei
Stammgäste, die noch unbedingt hier wohnen wollen, haben wir in den ersten
Stock umquartiert. Walkwoman macht die Zimmer sauber, sie versorgt auch die
Handwerker mit Bier und hilft, Zimmer für Zimmer zu entrümpeln.
Herrn Hedderichs Schwiegersohn
soll alle Möbel, die wir nicht mehr wollen, der Caritas zurückbringen, er sagt,
die wollte die Caritas nicht geschenkt, wir müßten für den Abtransport zahlen.
Als Rufus sauer wird, nimmt er sie doch umsonst mit. Bei der Gelegenheit wird
auch der Keller entrümpelt, da sind tatsächlich noch acht sehr gute Stühle,
vermutlich aus der Originalausstattung des Hotels, wieder mindestens
zweitausend Mark gespart! Herr Hedderich will die Stühle abschmirgeln und
polieren, das macht er leidenschaftlich gern.
Ich muß unbedingt Teppiche und
Tapeten besorgen. Was unsere Malerfirma im Angebot hat, ist zu spießig oder so
teuer, daß es billiger zu beschaffen sein müßte. Das Wichtigste sind die
Teppiche, weil die das Teuerste sind. Wieder suche ich die Einkaufsparadiese
ab. Die Reste, die ich bereits ausgewählt hatte, sind glücklicherweise noch da.
Außerdem entdecke ich einen rostroten Teppich mit einem Muster aus dunkleren
Quadraten und einem klassischen Mäanderrand. Fast reine Wolle, nur 280 DM für
vier Meter auf drei Meter. Er ist so spottbillig, weil er seitlich einen ein
Meter langen Brandfleck hat. Ich kenne alle Zimmermaße schon auswendig, dieser
Teppich würde genau in Zimmer 2 oder 10 oder 19 passen. Nur im Eingangsbereich
würde ein Quadratmeter fehlen. Da könnte man die Dielen abschleifen und
versiegeln lassen.
»Über den Fleck müssen Sie was
drüberstellen«, erklärt der Verkäufer.
Auf die Idee bin ich auch schon
gekommen. Ich werde ein Bett drüberstellen. Auf diesem rostroten Teppich werden
alte aufpolierte Stühle gut aussehen, wenn man die Polster mit einem
afrikanischen oder provenzalischen Muster bezieht, etwas in Braun, Rot,
Schwarz, Weiß. Fehlt nur die Tapete. So ein Teppich braucht in einem
Hotelzimmer unbedingt eine Tapete, sonst wirkt das Zimmer dumpf und witzlos.
Die Teppiche werden geliefert.
Um die Tapeten zu besorgen, leiht mir Rufus den Kombi. Ich kaufe schlichte
Streifentapeten in Blau-weiß, Grün-weiß, Gelb-weiß und ein blau-weißes
Biedermeiermuster und weiße Strukturtapete. Außerdem lasse ich matten blauen
Acryllack passend zur Streifentapete mischen, damit soll ein Nachttischschränkchen
gestrichen werden. Das Schränkchen hat zwar eine Marmorplatte, aber das Holz
ist so schäbig, daß das Schränkchen nicht antik, sondern nur gammelig wirkt. In
mattem Blau wird es rustikalen Charme entfalten. Allerdings darf man lackierte
Möbel nur sehr sparsam einsetzen, sonst entsteht der Eindruck eines billig
renovierten Kinderzimmers. In einem grün-weißen Zimmer sollen zwei Stühle
mattgrün gestrichen und grün-weiß-gestreift bezogen werden. Insgesamt habe ich
jetzt Tapeten für acht Zimmer und Teppiche für sechs.
Ich bezahle alles mit
Blanko-Verrechnungsschecks, die Rufus bereits unterschrieben
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