Der Mann, der's wert ist
euch immer über
Geld gestritten«, sagte Rufus.
»Genau. Aber es gibt ein
altbewährtes Mittel gegen einen geizigen Partner — man heiratet ihn. Da lernt
er dann ganz nebenbei, daß Gemeinsamkeit auch finanzielle Gemeinsamkeit
bedeutet. Geiz ist ein Problem, das sich sehr gut durch die Ehe lösen läßt.«
»Du willst heiraten!« rief ich.
»Deshalb?!«
»Es ist sehr viel klüger, einen
Geizhals zu heiraten, als mit einem großzügigen Mann unverheiratet
zusammenzuleben«, sagte Tanja und lächelte tückisch. »Die großzügigen Männer
geben ihr Geld nur für sich selbst großzügig aus.«
»Aha«, sagte Rufus, »spricht sonst
irgendwas für Detlef, wenn man fragen darf?«
»Einiges. Erstens habe ich eine
Neigung zu Architekten. Ein Architekt ist mir lieber als ein Banker. Ich habe
selbst einen unkreativen Beruf, das wird mir im Doppelpack zuviel. Ein Juwelier
hätte mir auch gefallen, aber das war ja nichts.«
»Also lieber einen sparsamen
Architekten als einen sexuell unverträglichen Juwelier«, sagte Rufus.
»Irgendeinen Fehler hat jeder«,
sagte Tanja. »Außerdem ist zu bedenken, daß Geizhälse durchaus ihr Gutes haben:
Das ist die einzige Sorte Männer, die wirklich voll dafür ist, daß Frauen
berufstätig sind — wenn’s auch nur aus Angst ist, daß sie sonst alles allein
bezahlen müßten. Detlef wird mir nicht in den Ohren liegen, ich soll mal kurz
für zehn, zwanzig Jahre in meinem Beruf pausieren, damit er Karriere und Kinder
unter einen Hut bekommt. Da wird man sich gegebenenfalls eine gemeinsame Lösung
einfallen lassen. Anders werde ich meinen Beitrag zur Überbevölkerung der Welt
nicht leisten.«
»Hervorragend, deine Lebensplanung
nach dem Prinzip der Risiko-Minimierung«, sagte Rufus.
»Ich wär ja blöde, würde ich
ausgerechnet bei der Wahl eines Ehemanns ein Risiko eingehen. Bekanntlich ist
gerade bei diesem Artikel der Umtausch mit viel Zeit und Kosten verbunden. Aber
ganz im Ernst, so geizig ist Detlef nun auch nicht. Er ist nur wie alle Männer,
er versucht, möglichst viel umsonst zu bekommen. Und je mehr sie umsonst
bekommen, desto mehr verlangen sie umsonst. Den Männern ist kein Argument zu
blöd, um ihr Geld zu schützen: Mal darf man aus Liebe keine Ansprüche an sie
stellen, mal um zu beweisen, wie emanzipiert man ist.«
»Und was sagt Detlef zu deinen
Heiratsabsichten?« Auch Tanjas Träume mußten einen Haken haben.
»Detlef kam selbst auf die
Idee. Er weiß jetzt, was er sich ohne mich nicht leisten kann. Aber dieses Jahr
heiraten wir nicht mehr. Ich dachte, nächstes Jahr im Mai, da möchte ich eine
große Hochzeitsreise machen.«
Rufus lachte: »Liebe Tanja, du
wirst wie üblich alles nach deinen Wünschen regeln.«
»Ich kann’s immer noch nicht
begreifen, daß du zu Detlef zurückkehrst.« Ich konnte es wirklich nicht
begreifen.
Tanja sagte total cool: »Würden
sich die Frauen mehr um ihre eigenen Interessen kümmern, müßten sie nicht
soviel über die Männer jammern. Das ist meine Überzeugung. Und deshalb kann ich
Detlef heiraten.« Plötzlich winkte sie Richtung Eingang vom Gartenlokal. Detlef
war gekommen. »Was ich schnell noch sagen wollte«, flüsterte Tanja
verschwörerisch, »ich finde, es hat keinen Zweck, wenn die Frauen endlos über die
Männer jammern, wir müssen eben lernen, mit dem vorhandenen Material zu
arbeiten.«
Das vorhandene Material und
Tanja begrüßten sich wie Frischverliebte.
Zu mir sagte Detlef: »Schön, dich
wiederzusehen«, dann vertiefte er sich sofort mit Rufus, den er bisher nur aus
Tanjas Berichten gekannt hatte, in ein ewiges Gespräch über Möglichkeiten und
Kosten eines Dachausbaus im Hotel. Er erwähnte Benedikt und Angela mit keinem
Wort. Ich wußte, was das bedeutete: Es hatte sich nichts verändert. Benedikt
wurde immer noch Vater von Angelas Kind. Was hätte sich auch ändern können?
»Wie findest du das glückliche
Paar?« fragte Rufus auf dem Heimweg.
»Irgendwie ganz überzeugend.«
Obwohl das alles zu vernünftig
war, um die wahre Liebe zu sein. Oder war die wahre Liebe zwischen den beiden
nur für eine Weile verschüttet gewesen?
Wo war der Unterschied zwischen
wahrer Liebe und Berechnung?
Auch für Detlef hatte es ein
Zurück gegeben. Aber Detlef war in der Zwischenzeit nicht der künftige Vater
eines Kindes einer anderen Frau geworden. Schließlich sagte ich nur: »Das
vorhandene Material ist eben von recht unterschiedlicher Qualität.«
89. Kapitel
Das Metropolen-Magazin
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