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Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
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verlangen.«
    »Der Lehmann von
Rent-a-Gentleman, der sieht gut aus und ist nett, aber der war Mercedes auf
Dauer wohl zu teuer«, flüsterte ich.
    Mercedes sagte zu ihrem
sogenannten Herzallerliebsten: »Sogar Mutti geht mit auf den Bauherren- und
Architektenball, nur du hast wieder keine Zeit. Da muß ich einem meiner anderen
Verehrer die Gunst erweisen. Wehe, du bist eifersüchtig.«
    Was er als Antwort brummte,
konnten wir nicht verstehen, jedenfalls war’s nicht viel.
    Angela kam aus der
Umkleidekabine. Dieses Kanariengelb zu ihren blonden Haaren sah grausam aus,
noch grausamer war das Kleid. Es hatte ab Busenhöhe eine Chiffongardine, die in
der Mitte auseinanderklaffte wie ein sich öffnender Vorhang. Da kam Angelas
Bauch hervor. Die Verkäuferin nahm die beiden Gardinenstreifen, zog sie nach
hinten und knüpfte sie locker über Angelas Hintern zusammen. »So trägt man
das«, sagte sie. Nun war der Bauch noch besser zu sehen, und Angela, ganz
Schwangere, legte sofort ihre Hand auf den Bauch. Unter dem Chiffon war ein
kanariengelber Stretchanzug, zum Oberteil mit der Chiffongardine gehörten kniekurze
stretchenge Hosen. Eine Pampelmuse mit Schleier auf Stelzen.
    »Das ist hervorragendes
Material, das dehnt sich und dehnt sich und liegt trotzdem immer hautnah an«,
sagte die Verkäuferin, »das bringt Ihr Bäuchlein hervorragend zur Geltung.«
    »Meinst du, das gefällt Benni?«
fragte Angela Mercedes.
    Aha, er ist also nicht dabei,
dachte ich. Sonst nichts. »Bestimmt gefällt ihm das«, sagte Mercedes
schwärmerisch, »er freut sich ja so abgöttisch auf sein Kind.«
    »Das ist das Schönste an der
Schwangerschaft, daß man richtig dick sein darf«, sagte die Verkäuferin.
    »Ja, also das nehme ich«, sagte
Angela, »außerdem will ich das lange Rote anprobieren.«
    Kaum war Angela wieder in der
Umkleidekabine, drehte sich Mercedes um, direkt in unsere Richtung, zog eine Grimasse,
blies die Backen auf und hielt sich die Hand vor den Mund, als ob sie kotzen
müßte. Ihr Macker verdrehte die Augen in Richtung Angela und zeigte seine
widerliche Zunge.
    »Reizendes Paar«, zischte
Tanja.
    Die Verkäuferin reichte Angela
was bodenlanges Bordeauxrotes in die Kabine.
    »Das wird dir auch toll
stehen«, rief Mercedes mit Grimassen-Grinsen vor der Kabine.
    »Wenn wir schon hier sind«,
sagte ihr sogenannter Herzallerliebster, »ich brauche ein Geschenk für meine
kranke Frau.« Er ging zu dem Blusenständer links, nahm ein rüschenstrotzendes
Exemplar raus: »Die ist hübsch.«
    »Ist die nicht zu jugendlich
für deine Frau?« fragte Mercedes. »Die steht jeder«, sagte das alte Arschloch
mit Kennermiene. Mercedes sah aufs Preisschild: »Aber sehr, sehr teuer.«
    »Wenn ich mit dir einkaufen
gehe, muß ich auch meiner kranken Frau was mitbringen.« Er gab die Bluse der
Verkäuferin: »Die in Größe vierzig.« Dann sagte er zu Mercedes: »Jetzt sieh
mich nicht so frustriert an, such dir auch was aus, du sollst auch was haben.«
    »Er hat gar keine kranke Frau«,
flüsterte ich Tanja zu, »wahrscheinlich kauft er die Bluse für eine andere
Freundin. Aber Mercedes weiß gar nicht, daß er nicht verheiratet ist.«
    »Ich weiß«, zischte Tanja zurück,
»du hast mir die Geschichte erzählt und Rufus auch, ich erinnere mich.«
    »Was wähle ich denn?« jammerte
Mercedes. »Wie fändest du ein hautenges Paillettenkleid? Ich mit meiner Figur
könnte das tragen, ich bin schlank wie eine Gerte.«
    »Dann nimm es doch«, brummte
der sogenannte Herzallerliebste.
    Angela kam aus der
Umkleidekabine. Das bordeauxrote Kleid drapierte sich straff um ihren Busen,
und an der Hüfte spannten Drapierungen, nur der Bauch wölbte sich undrapiert
vor. »Süß«, rief die Verkäuferin, »solche Modelle finden Sie eben nur in der
Endlich-schwanger-Kollektion!«
    »Meinst du, das gefällt Benni?«
fragte Angela wieder.
    Tanja tat, als würde sie vor
Lachen in den Vorhang beißen. »Bestimmt, das ist ein ganz raffiniertes Modell,
das hat Pariser Chic«, sagte Mercedes, ihre Stimme klang etwas verzerrt. »Wäre
ich schwanger, würde ich das tragen.«
    Sogar Angela schien zu merken,
daß Mercedes log. »Ich weiß nicht recht«, sagte sie.
    »Dieses Modell können Sie auch
tragen, wenn Sie mal nicht schwanger sind, es paßt sich jeder Figur perfekt
an«, sagte die Verkäuferin.
    »Dann zieh du es an, wenn du es
so raffiniert findest«, sagte Angela zu Mercedes.
    »Ich?«
    »Probieren Sie ‘s. Sie werden
sehen, dieses Modell dehnt sich in alle

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