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Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
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der Panik
hatte ich meine Tüte stehenlassen. Die Verkäuferin kam mit der Tüte zu mir,
weil ich das Gefühl hatte, daß man mich von der Kasse aus beobachtete, sagte
ich: »Ich nehm den Blazer doch«, und wollte mit ihr zurück zur Umkleidekabine.
    Nun hielt sie mich eindeutig
für bekloppt. »Der Blazer liegt bereits an der Kasse«, sagte sie, »kommen Sie
bitte mit.«
    Mit gesenktem Kopf stellte ich
mich an den Packtisch neben der Kasse und versuchte, Angela und Mercedes nicht
zu sehen. Die Verkäuferin sagte zu der, die gerade Angelas Dinosaurier-Anzug
einpackte: »Das ist die Kundin mit dem reduzierten Blazer, packen Sie der den
Kleiderbügel dazu, die Kundin hat Verwendung dafür.« Ich nickte nur.
    »Ach, das ist ja die...«, rief
Angela. Meinen Namen sprach sie nicht aus, als hätte sie ihn vergessen.
    »Ach ja, die...«, sagte
Mercedes, die sich demonstrativ auch nicht an meinen Namen erinnerte.
    »Hallo«, sagte ich, aber meine
Stimme war nicht mehr, was sie mal gewesen war.
    »Geben Sie ihr meine Bügel
dazu«, sagte Angela, »wir haben zu Hause nur Designerbügel aus reinem Plexiglas.«
    »Meinen bitte ebenfalls«,
echote Mercedes, »ich verwende ausschließlich Edelholzbügel.«
    »Gerne, meine Damen«, sagte die
Verkäuferin, legte die Bügel beiseite und überreichte dem Herzallerliebsten den
Kreditkartenbeleg: »Wenn Sie so freundlich sind und hier unterschreiben.«
    Er nahm den Beleg mit spitzen
Fingern, schnörkelte ihn durch die Luft bis vor die Nase von Mercedes:
»Unterschreib du, ich will gar nicht wissen, was du mich wieder kostest. Der
Schreck kommt früh genug mit der Abrechnung.«
    Kichernd unterschrieb Mercedes.
»Ach, du bist mein Herzallerliebster«, sagte sie, als sie ihm den Beleg
zurückgab. Dann betrachtete sie mich mit ungemein belustigter Miene: »Wie man
sieht, bist du immer noch als Staubsaugerpilotin aktiv.«
    Ihr herzallerliebstes Arschloch
lachte dröhnend.
    »Wie aufregend«, sagte Tanja
plötzlich sehr laut, »gerade waren wir Zeugen einer Straftat. Echter
Kreditkartenbetrug.«
    »Wieso?« fragte die Verkäuferin
pikiert. »Wie kommen Sie auf die Idee, ich habe die Karte durchgezogen, sie ist
nicht gestohlen gemeldet oder gesperrt.«
    »Es war trotzdem
Kreditkartenbetrug«, sagte Tanja, »und Sie als Verkäuferin müßten genau wissen,
warum. Wenn eine Frau den Beleg zur Scheckkarte eines Mannes unterschreibt,
dann unterschreibt ganz offensichtlich nicht der Inhaber der Karte. Folglich
ist es Betrug, Urkundenfälschung.«
    Die Verkäuferin sah noch
pikierter auf die Kreditkarte. »Was Sie sagen, ist mir selbstverständlich
bekannt«, sagte sie hoheitsvoll. »Da auf dieser Kreditkarte jedoch der Name
einer Dame steht, konnte ich davon ausgehen, daß alles seine Richtigkeit hat.«
    Verschwörerisch lächelnd fragte
sie Mercedes: »Sie sind doch Frau Mercedes Windrich? Das ist doch Ihre Karte?«
    »Selbstverständlich«, sagte
Mercedes, und dann fauchte sie Tanja an: »Wie können Sie es wagen, mir eine
Straftat zu unterstellen! Ich werde Sie anzeigen!«
    »Ach so, Sie haben ihm zum
Bezahlen vorher Ihre Karte gegeben! Sie haben uns so geschickt eine Straftat
vorgespielt, daß es tatsächlich so aussah, als wolle der Herr Ihre Einkäufe
bezahlen. Ich hatte mich schon gewundert.«
    Angela keuchte wie ein
sterbender Dinosaurier: »Mir wird schlecht. Ich muß an die frische Luft.«
    »Gehen wir«, sagte Mercedes und
hakte Angela unter.
    Das herzallerliebste Arschloch
trug die Tüten. »Dazu sind wir Männer ja da«, sagte er zur Verkäuferin,
allerdings ziemlich kleinlaut.
    »Viel Spaß mit den Einkäufen«,
sagte die Verkäuferin und begleitete das Trio zur Tür. Wieder an der Kasse,
fragte sie mich giftig: »Und wie bezahlen Sie?«
    »Bar.« Ich kann es mir leisten,
bar zu bezahlen, ich muß keinen Mann aushalten, dachte ich. Und ich wunderte
mich, wie egal mir plötzlich meine Vergangenheit war. Die arme Angela, ihr
Vater verbot ihr die Heirat, obwohl sie schwanger war. Der arme Benedikt war
nun erst recht von seinem Chef abhängig. Und Mercedes konnte einem sowieso nur
leid tun: Angela konnte sie nicht schröpfen, im Gegenteil, es würde sie den
letzten Pfennig kosten, Angelas Hofdame spielen zu dürfen. Aber das war mir
alles so egal.
     
    Vor dem Laden fragte Tanja, wie
ich mich nach dieser denkwürdigen Begegnung fühlte.
    »Besser als vorher.« Es war
wahr.
    »Freut mich«, sagte Tanja.
    »Aber hast du keine Angst, daß
dein Detlef Ärger mit Angela bekommt, weil du

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