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Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
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den Rest der Welt draußen vor der Tür.
    »Ich kannte eine, die erbte
nach dem Abitur von ihrer Großmutter viel Geld und hat sich jahrelang solche
Klamotten gekauft. Die hat immer behauptet, diese Klamotten seien eine
Investition, um einen Mann zu finden, der künftig das Zeug bezahlt. Natürlich
hat sie keinen gefunden, der dazu Lust hatte. Jetzt ist sie pleite. Unlängst
hat jemand gesehen, wie sie bei Woolworth ein Paar Gummistiefel kaufte.«
    »Und was machen wir jetzt?« Ich
hatte keine Lust mehr. Aber Tanja blieb entschlossen, was Kaufbares zu finden.
    Tatsächlich fanden wir in der
übernächsten Boutique ein Kostüm, mit weißem Wollrock und schwarzweißer Jacke —
an mir wirkte es zu streng, an Tanja sah es super aus. Es kostete immerhin
achthundert Mark, aber Tanja sagte, nichts sei so teuer wie Berufskleidung für
Frauen. Und ihr sei schon Vorjahren aufgefallen, daß es zwar billige
Abendkleider gibt, die nicht billig aussehen, auch billige Partykleider, die
viel hermachen, aber kein billiges Kostüm, das nicht billig aussieht. So
gesehen, und im Vergleich zu dem Investment-Kostüm, war es günstig. Und auch
dieses Kostüm konnte man jahrelang tragen.
    Während Tanja bezahlte,
entdeckte ich neben der Kasse einen Karton voll schwarzer Kleiderbügel, die man
umsonst mitnehmen durfte, und wir brauchten im Hotel dringend unzählige
Kleiderbügel. Ich finde es unmöglich, wenn in einem Schrank zu wenig
Kleiderbügel sind. Weil Tanja das teure Kostüm gekauft hatte, schenkte man mir
eine große Tüte für die Gratis-Kleiderbügel.
    Hochzufrieden verließen wir den
Laden, und da sah ich auf einem Ständer vor der Tür einen dunkelblauen Blazer,
dramatisch reduziert. So was kann man immer brauchen, geradezu ständig bei
Elisabeth. Tanja sagte, falls ich ihn nicht kaufe, würde sie ihn nehmen.
    Also gingen wir wieder rein,
ich probierte ihn ohne Pullover, er paßte einwandfrei. Die Verkäuferin erzählte
den üblichen Senf dazu, daß ich den Blazer auch mal zu einem Rock tragen könnte
oder auch mal mit einer Bluse drunter, ehe sie auch noch sagen konnte, daß der
Blazer auch zu Jeans passen würde, sagte ich: »Ist gekauft«, gab ihr den
Blazer, ging in die Kabine zurück, um meinen Pullover wieder übers T-Shirt zu
ziehen, da hörte ich eine bekannte Stimme fragen: »Ich hab in einer Anzeige
gelesen, daß Sie die Endlich-schwanger-Kollektion führen. Ist die neue
Winterkollektion schon da?«
    Es war die Stimme einer Vorstadt-Nutte.
    »Sicher, meine Dame.«
    Mit einem Ruck riß ich den
Vorhang der Kabine zu. Als ich wieder denken konnte, sah ich vorsichtig an der
Seite raus, tatsächlich, es war Angela! Und nicht nur sie! Neben ihr stand
Mercedes, neben Mercedes ein Mann — das alte Arschloch, der mir im Hotel zehn
Mark für eine schnelle Nummer geboten hatte! Der mit seinem Ehering und der
erfundenen Ehefrau.
    Benedikt M. Windrich war nicht
zu sehen.
    »Ich brauche ein
Umstandsabendkleid«, sagte Angela. Sie trug einen Jogginganzug, der eine
Leihgabe von Nora hätte sein können, hätte nicht groß über dem Bauch gestanden:
»Baby an Bord«. Angela war fett wie Drillinge an Bord. »Umstandsabendkleider da
drüben«, sagte die Verkäuferin. Angela, Mercedes und Macker folgten ihr.
    Ich zischte Tanja, die vor der
Kabine wartete, durch den Vorhangspalt zu: »Die Blonde da, die Schwangere, das
ist doch Angela! Und die Dürre, Dunkelhaarige ist Mercedes!«
    »Ach du liebe Güte, ja, das ist
Angela!« rief Tanja leise und kam in die Kabine. Tanja guckte links vom Vorhang
raus, ich rechts. Angela kam wieder, gefolgt von der Verkäuferin, die etwas
Kanariengelbes auf einem Bügel trug, Mercedes und Macker hinterher. Angela ging
in die Kabine auf der andern Seite des Raums, uns direkt gegenüber.
    »Ich hab sie ewig nicht mehr
gesehen, meine Güte, wie sieht die denn aus!« zischte Tanja. »Wieso ist sie
blond geworden? Reicht es nicht, daß sie schwanger ist?!«
    Mercedes und ihr Macker, das
alte Arschloch, standen nur drei Meter von uns entfernt vor Angelas Kabine.
    »Das ist der Typ, der früher
immer im Hotel wohnte«, flüsterte ich Tanja zu, »der, den Rufus rausgeworfen
hat, als er mir zehn Mark für eine schnelle Nummer geboten hat. Mercedes hat
ihn immer als ihren Herzallerliebsten bezeichnet, aber damals, als sie uns den
Lehmann vorführte, dachte ich, sie hätte sich mit dem hier verkracht.«
    »Ach, das ist nicht der
Leihmann?« flüsterte Tanja. »Na klar, wie der aussieht, da kann man keine
Leihgebühr

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