Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
Vom Netzwerk:
find out what
you want to knohohow...
    if it’s love
    if it really is...«
    Rufus ließ mich los: »Moment,
ich muß die Tür zumachen.«
    Die Musik verstummte nicht ganz,
wurde aber weniger penetrant. Rufus kam auf den Balkon zurück, stellte sich
wieder zwei Meter von mir entfernt auf die andere Seite. »Viola, du hast dich
entschieden, zurückzugehen. Du hast recht, du kannst hier nicht als Putzfrau
bleiben. Putzfrau ist keine Perspektive. Aber ich möchte nicht, daß du
weggehst.« Es donnerte. »Also muß ich auch endlich deutlich werden, auch wenn
ich mir damit das Risiko einer Ablehnung einhandle. Ich wollte dich also
fragen, ob du bleiben willst, und deshalb wollte ich dich fragen...«
    Es donnerte. Rufus sah zum
Himmel, »...jetzt könnte es doch endlich blitzen.«
    Ich sah auch zum Himmel. Nein,
es blitzte nicht. Eine Wolke fetzte am Fast-Vollmond vorbei. Ich atmete nicht,
ängstlich hielt ich die Luft an — wußte ich auf seine Frage eine Antwort?
»Viola, möchtest du meine Geschäftsführerin werden?«
    »Deine Geschäftsführerin? Wie
kommst du denn auf die Idee?«
    »Ich schaffe es nicht ohne
dich. Ich will es ohne dich nicht schaffen.«
    Es blitzte.
    »Endlich«, sagte Rufus,
»endlich die richtige Atmosphäre für meine Geständnisse. Viola, ich muß dir
zwei Geständnisse machen.» Er schluckte.
    Ich schluckte auch. Zwei
Geständnisse?
    »Erstens, Viola: Ich bin
farbenblind.«
    »Du bist farbenblind?!«
    »Ich bin ziemlich grünblind.
Ich kann dir ein ärztliches Gutachten zeigen.«
    »Und was bedeutet das?«
    »Ich kann Grün oft nicht von
Rot oder Braun oder Grau unterscheiden, aber so schlimm ist es nicht, ich komm
damit gut durchs Leben, ich bin kein Invalide. Bitte, frag mich jetzt nicht wie
alle Leute, ob ich überhaupt Auto fahren darf — natürlich, ich weiß doch, daß
die rote Ampelphase immer oben ist. Das ist kein Problem. Aber wenn ich das
Hotel allein weiterführe, sieht es bald wieder aus wie früher. Du hast einen
Stil hierhergebracht, der mich, der alle begeistert. Ich habe schon immer Leute
mit deinem Geschmack bewundert, nicht nur aus meiner Unfähigkeit heraus...« Es
blitzte wieder. Rufus stoppte seine Rede. Es donnerte. »Ach, es hat keinen Sinn
drumrumzureden... von dem Abend an, als wir uns kennenlernten, habe ich
gehofft, daß eines Tages, wenn es zwischen dir und diesem Benedikt zu Ende ist,
daß ich dann bei dir Chancen haben könnte...«
    »Wie konntest du damals denken,
daß es zwischen mir und Benedikt enden könnte?«
    »Es war so eine Ahnung von
Anfang an. Es hat mich irgendwie gerührt, als ich dich in deinem abgeschabten
Mantel sah und ihn mit seinem großen BMW, und als du dann bei uns angefangen
hast zu putzen, da dachte ich immer mehr...«
    »Wenn du wirklich farbenblind bist,
wie konntest du dann sehen, daß mein Mantel abgeschabt war?«
    »Bei Blau habe ich keine
Probleme. Und außerdem: Manchmal sieht man die Dinge klarer, wenn man sie nicht
so bunt sieht.«
    Ich lachte laut: »Du bist
farbenblind! Welche Farbe haben deine Unterhosen?«
    Rufus wurde etwas rot, das war
sogar auf dem dunklen Balkon zu merken, er betastete erschreckt seine
Smokinghose, ob der Reißverschluß offen war. Ich wurde auch rot, unmöglich von
mir, in dieser Situation Rufus nach seinen Unterhosen zu fragen. Es war mir nur
so rausgerutscht. Einfach so, weil man mit Rufus eben über alles reden konnte.
»Wie kommst du darauf?« fragte Rufus, als er gemerkt hatte, daß seine Hose
nicht offen war. »In deiner Küche hab ich mal deine Unterhosen gesehen, die
waren so rosagrau, und da hab ich mich gefragt, warum ein Mann freiwillig
solche Unterhosen trägt.«
    »Rosagrau? Ich dachte, sie sind
hellgrün. Die Verkäuferin sagte, es sei ein sehr schönes Apfelgrün.
Wahrscheinlich hab ich sie auch mit was Braunem, das ich für Grün hielt,
verfärbt.« Rufus löste sich einen Schritt von seinem Balkongitter. »Könntest du
es ertragen, mit einem Farbenblinden zusammenzusein?«
    »Ach, Rufus«, ich umarmte ihn,
»das macht doch nichts, wenn du farbenblind bist!«
    »Bleibst du bei mir?«
    »Ja.«
    Ja, ich hatte mich entschieden.
Rufus braucht mich. Und ich brauche einen Mann wie Rufus. Für ihn war ich nicht
nur eine Stufe seiner Karriereleiter, oder nur als Aushilfs-Muse angenehm —
Rufus wollte mich als Geschäftsführerin, Rufus wollte mit mir zusammenarbeiten...
»Ja, ich bleibe bei dir.«
    »Ist das wahr?«
    »Ja.«
    Die Rosen des Luxuskleids
knirschten, als Rufus mich umarmte. Als ich

Weitere Kostenlose Bücher