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Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
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ihn umarmte. Es ist alles egal, und
egal, was er sonst zu gestehen hat, ich bleibe bei ihm. In meinem Kopf
rotierten die Zukunftspläne, und ich flüsterte ihm ins Ohr: »Ich muß nicht
wahnsinnig viel Geld verdienen, ich will nur nie mehr abhängig sein von meinem
Vater. Und falls Frau Schnappensiep nicht einverstanden ist, mich als zweite
Geschäftsführerin zu bezahlen, dann werde ich versuchen, mich hier selbständig
zu machen. Wenn du mir dabei hilfst, werde ich es schaffen.« Ja, Rufus würde
mir dabei helfen.
    Rufus zerdrückte noch ein paar
Rosen. »Du mußt dich nicht sofort entscheiden, aber ich kann dir zwei
Möglichkeiten anbieten: Entweder verdienst du als Geschäftsführerin künftig
soviel wie bisher, oder wir beide machen halbe-halbe — das kann in den nächsten
Jahren etwas weniger sein, als du jetzt verdienst, aber auf lange Sicht wäre es
besser für dich.«
    »Hast du etwa schon mit Bärbel
Schnappensiep darüber geredet?«
    »Hab ich.« Rufus sah wieder zum
Himmel. »Sobald es wieder blitzt, mach ich dir das zweite furchtbare
Geständnis. Aber bis es blitzt...« Er küßte mich. Ich küßte ihn. Die Rosen
knirschten. Eine Donnerwoge schreckte uns auf.
    »Jetzt haben wir den Blitz
verpaßt«, sagte Rufus. Und dann flüsterte er: »Ich muß dir gestehen, Viola, ich
bin der Besitzer dieses Hotels.«
    Sein Mund war noch auf meinem
Mund, als ich rief: »DU!?«
    »Ich. Bärbel Schnappensiep ist
meine Schwester. Weißt du, ich hab mich die ganze Zeit gewundert, daß du’s
nicht gemerkt hast. Aber ich wollte es auch vor dir geheimhalten, und du hast
andere Sorgen gehabt, deshalb hast du es nicht gemerkt. Bärbel und ich haben
das Hotel von unseren Eltern geerbt, solche Hotels sind immer Familienbetriebe.
Anders geht das nicht. Und ich will das auch künftig nicht allein machen, sonst
verpachte ich es lieber, geh von hier weg und mach ganz was anderes, bei
München gibt es hochbedeutende Plattenkalk-Steinbrüche, vielleicht finde ich noch
das Fossil des Jahrhunderts...«
    »Dir gehört die Hälfte vom
Hotel?!«
    »Nein. Ich habe Bärbel mit
Tanjas und der Banken Hilfe ihre Hälfte abgekauft. Als Bärbel die
Kostenvoranschläge von Benedikt gesehen hatte, hat sie kapituliert.«
    »Warum hast du mir das nie
gesagt?« ,
    »Weil ich Angst hatte, daß du
mich dann nur als Hotelbesitzer siehst. Und denkst, ich wäre reich.«
    »Wenn dir das Hotel gehört,
bist du reich!« Ich starrte Rufus an, diesen wahnsinnig tollen Mann im Smoking,
der mir dieses tolle Abendkleid geschenkt hatte, mit dem ich in dieser
Fast-Vollmondnacht, umgeben von Donner und Blitz, auf diesem tollen Balkon
stand. »Alles ist nur ein kitschiger Traum.«
    »Ich kann dir beweisen, daß es
kein kitschiger Traum ist.«
    »Wie?«
    Es blitzte, donnerte, der erste
Regentropfen traf mich.
    »Ich kann dir einen
Computerausdruck geben als Beweis...«
    Es blitzte wie blöd.
    »...Viola, ich habe mehr als
eine Million Mark Schulden.«
    »Ist das wahr?«
    »Du weißt, was der Umbau gekostet
hat. Und Bärbel hat zwar aus Familiensinn weniger als üblich verlangt, aber
nicht zuwenig.«
    »Du hast eine Million
Schulden?«
    »Mehr.«
    »Eine Million Schulden«, ich
lachte, umarmte ihn, »aber Rufus, das macht doch nichts!«
    Mit einem Schlag goß es vom
Himmel. Wir flüchteten ins Zimmer. Dann waren endgültig alle Rosen zerdrückt.
     
     
     

98. Kapitel
     
    Es regnete und regnete.
Irgendwann fuhr ein Auto mit aufgedrehter Stereoanlage weg:
    »...Does he love me?
    I want to know!
    How can I tell, if
he loves me so?
    If you want to know,
if he loves you so...
    It’s in his kiss!
    That’s where it
is...«
     
    Harald hatte seine Musik
mitgenommen.
    Und das war richtig so. Mit
Rufus war es anders... keine ängstliche Ekstase. Keine chaotische
Unterwürfigkeit. Wir waren eine Ewigkeit entfernt von der nächsten Katastrophe.
    Und Rufus wußte, was er tat.
Und er war nicht rücksichtsvollbetulich. Und er sagte auch nicht »Du bist gut
im Bett«, wie es die Männer im Fernsehen und in Romanen immer sagen. Rufus
sagte: »Ich liebe dich. Von jetzt an schlafen wir immer in diesem Zimmer.«
    Und ich sagte: »Ich liebe dich.
Egal, wo wir zusammen schlafen.« Eigentlich war es zuviel Glück. Aber wer hätte
gesagt: Ich will nicht mehr — das ist zuviel Glück?!

99. Kapitel
     
    Unsere Umgebung reagierte total
unüberrascht: Als Rufus Hedderichs mitteilte, daß ich dem Hotel Harmonie als
Geschäftsführerin erhalten bleibe, verantwortlich für die Schönheit

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