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Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
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daß
wir euch nicht verwechseln«, lachte Benedikt, »oder darf ich dich weiterhin
duzen?«
     
    Nach dem Essen sah Benedikt die
Nachrichten. Nora ebenfalls, als Lehrerin muß sie immer auf dem laufenden sein.
Ich räumte den Tisch ab, spülte, räumte das Service und das Besteck in den
Wohnzimmerschrank. Ich war stolz, daß Benedikt merkte, wie gut ich mich schon
eingelebt hatte. »Bleib nur sitzen, ich mach das schon, Nora«, hatte ich lässig
gesagt.
    Dann kam ein Krimi, den Nora
auch sehen wollte, weil ihre Schüler auch jeden Krimi sahen. Nach dem Krimi
wollte Benedikt ins Bett. Es war ein anstrengender Tag für ihn gewesen. Nora
wollte auch ins Bett, es war auch für sie ein anstrengender Tag gewesen. Konnte
ich Benedikt vor seiner Mutter sagen, daß ich eine Weile mit zu ihm ins Zimmer
gehen wollte? Ich traute mich nicht. Diese Frau, die seit mindestens
fünfundzwanzig Jahren mit keinem Mann mehr geschlafen hatte, was würde sie
denken, wenn ich nicht mal zwei Nächte allein schlafen wollte? Würde sie mich
für sexbesessen halten? Also wartete ich, bis Benedikt und endlich auch sie
oben in ihren Zimmern verschwunden waren.
     
    Ganz leise schlich ich die
Treppe hinauf. Ich war fast oben, da kam Nora aus ihrem Schlafzimmer und sah
mich an wie eine Lehrerin, mit Querfalten auf der Stirn.
    »Ich wollte Benedikt nur etwas
fragen«, sagte ich verlegen wie ein Schulkind. Und als müßte ich Ausreden
erfinden: »Vielleicht soll ich ihm noch etwas besorgen.« Dann wurde ich rot und
stotterte: »Ich meine morgen, vielleicht soll ich was für ihn einkaufen.«
    »Ich meine, er braucht jetzt
seinen Schlaf«, sagte Nora und schloß ihre Tür wieder.
    Sicher, aber er brauchte auch
seine Streichel-Einheiten und ich auch. Für seine Mutter war das schwer zu
verstehen. Sie war jenseits von Gut und Böse, wie man so sagt. Traurig — aber
ein typisches Frauenschicksal. Wir würden seine Mutter ganz behutsam an unsere
Art zu leben gewöhnen. Ein Glück, daß sie nicht so verbohrt ist, dachte ich,
als ich an Benedikts Tür klopfte.
    Eine Stunde blieb ich bei ihm.
Wir saßen nur zusammen auf dem Bett. Durch die Wand hörten wir Nora in ihrem
Schlafzimmer rascheln. Das bedeutete, daß sie auch uns würde rascheln hören.
Also raschelten wir nicht.
    Flüsternd fragte ich Benedikt:
»Soll ich zu deiner Schwester Medi Mercedes sagen?«
    Er flüsterte zurück: »Ist mir
völlig egal. Das ist kein Problem, das wir diskutieren müssen, Herzchen, das
löst sich von allem.« Dann planten wir, wo wir unser breites Bett aufstellen
sollten, und entschieden, daß es in Medis Zimmer stehen sollte, also in meinem
künftigen Zimmer. »Dann hört uns deine Mutter nicht«, flüsterte ich.
    »Dann hört uns meine Mutter
nicht«, sagte Benedikt ganz laut und lachte.
    Alles, was wir sonst beredeten,
konnte seine Mutter ruhig mithören. Benedikt sagte, ich dürfte seinen Schrank
ausmisten, und zwar gnadenlos.
    »Bis morgen, beim Frühstück«,
verabschiedeten wir uns laut.
     
    Ich schaffte es tatsächlich, am
nächsten Morgen im Morgengrauen aufzustehen und Brötchen zu holen. Als ich
wiederkam, duftete es in der Küche nach Kaffee. Ich ging in Benedikts Zimmer.
Auf seinem Schreibtisch stand das Tablett mit Thermoskanne, Brot und Frühstücksei.
    »Guten Morgen, Herzchen«, sagte
Benedikt, »ich dachte, du schläfst selig, Nora hat mir das Frühstück
raufgebracht, um dich nicht zu wecken.«
    Sie hatte nicht gemerkt, daß
ich längst wach und zum Bäcker gegangen war. Trotzdem war es blöde, daß Benedikts
Mutter das Frühstück für ihn machte. Ich war leicht sauer.
    »Herzchen, du sagst einfach
meiner Mutter, wie wir es machen wollen. Sag ihr, daß ich immer mit dir
zusammen frühstücken will«, sagte Benedikt. Das versöhnte mich.
    Ich begleitete Benedikt vor die
Haustür, küßte ihn zum Abschied.
    »Ruf mich mal an.«
    »Sofort, wenn ich angekommen
bin, schreib ich dir eine Postkarte.« Benedikt küßte mich.
    Ich winkte ihm hinterher.
    Im oberen Stockwerk ging ein
Fenster auf, Benedikts Mutter winkte ihm auch hinterher: »Alles Gute für deinen
zweiten Arbeitstag!«
     
    Obwohl ich knallmüde war und
nicht wußte, was ich tun sollte, klappte ich meine Klappcouch zusammen, räumte
meine Sachen aus dem Blickfeld. Schließlich setzte ich mich in den Garten und
genoß die Septembersonne.
    Erst nach zehn kam Nora, heute
im grauen Jogginganzug. Sie hängte ein Dutzend Hemden zum Trocknen auf: »Ein
Glück, daß mir der Junge heute morgen sagte, daß

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