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Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
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sofort hinzulegen. Ich räumte den Tisch ab, spülte, räumte alles auf
und machte mir weitere Sorgen: Morgen kam der Umzug, und wir wußten noch nicht,
wohin mit unserem Bett und allen Sachen. Ich machte mir einen Kaffee und hatte
die Erleuchtung. Wir würden zusammen im Spielzimmer wohnen! Vorläufig jedenfalls.
Jetzt, da die Spinnweben an den Fenstern verschwunden waren, war es nett hier.
Unser Bett paßte knapp zwischen das alte Sofa und die Wand. Den Blumenständer
und die Kisten konnte man in den Keller stellen. Das vergammelte Sofa würde ich
mit einer schönen weißen Baumwolldecke zudecken. Und bis Medi ihr Zimmer räumte
oder bis Benedikts Zimmer renoviert war, würden wir hier schlafen, weitab von
Nora. Ich mußte sofort Benedikt im Büro anrufen.
    »Architektenbüro Faber, Faber«,
meldete sich die rauchige Stimme einer Hollywood-Diva.
    »Hier auch Faber, Viola Faber.«
    »Hällouh«, sagte die Diva
gelangweilt — es war meine Cousine Angela persönlich.
    »Hallo Angela, lange nicht
gesehen. Wie geht’s, wie steht’s?« sagte ich munter.
    »Wir wursteln uns so durch«,
sagte sie gelangweilt.
    »Ich wurstele mich auch so
durch, ich warte auf den Umzug.«
    »An deiner Stelle würde ich
mich bei dem super Wetter in die Sonne legen.«
    Als ich ihr erzählte, daß ich
dazu überhaupt keine Zeit habe, weil ich Fenster putze und deshalb Benedikt was
fragen wollte, lachte sie. Ihr Lachen klang schadenfroh. Aber dann sagte sie
mit völlig veränderter Stimme, wie ein kleines Mädchen: »Herr Windrich, Ihre
Freundin will was von Ihnen.«
    »Was gibt’s?« fragte Benedikt
etwas ungeduldig, »ich muß gleich auf die Baustelle.«
    »Was hältst du davon, wenn wir
unser Bett im Spielzimmer aufbauen?«
    »Du kommst auf Ideen«, rief
Benedikt. »Besprich das einfach mit Mutti, ob das geht. Ich muß jetzt auf die
Baustelle.«
    »Also bis bald, tschüs«, ich
schickte ihm schnell drei Küßchen durchs Telefon. Benedikt schickte kein
Küßchen zurück. Klar, wenn Angela mithört.
    Was sollte ich mit Nora
besprechen? Konnte sie dagegen sein, daß wir unten schlafen und sie allein
oben? Ich überlegte: Wenn ich von meinem Vater etwas wollte, gab es immer nur
drei Möglichkeiten:
    1. sagt er »Ja« — alles in
Ordnung.
    2. sagt er »Nein«, muß man
überlegen, wie man dieses Nein in Ja umwandeln kann.
    3. sagt er »Weiß nicht«, muß
man sich fragen, was dieses Weiß nicht bedeutet. — Bei Nora würde es bedeuten,
daß Benedikt selbst entscheiden sollte. Und Benedikt konnte jedes Nein von Nora
in ein Ja verwandeln. — Damit kannte ich die Lösung meines Problems: Ich würde
Nora sagen, daß Benedikt es so wollte. Wenn man die Lösung kennt, ist jedes
Problem ganz einfach.
     
    Am Nachmittag war ich endlich
fertig mit Fensterputzen und setzte mich total erledigt in den Garten. Kaum saß
ich, kam Nora. »Ich habe mit Benedikt telefoniert«, sagte ich, »er meint, es
wäre das beste, wenn wir unser Bett vorläufig im Spielzimmer unterbringen.«
    Völlig überraschend sagte Nora:
»Benedikt hat mir noch gar nicht gesagt, was du für ein Sternzeichen bist.«
    »Zwilling.«
    »Und Benedikt ist Skorpion —
paßt das zusammen? Ich bin auch Skorpion, in unserer Familie ist niemand Zwilling,
wir sind durchweg aktive Persönlichkeiten.« Sie seufzte: »Ich muß jetzt
Benedikts restliche Hemden bügeln.«
    »Ich wollte jetzt das
Küchenfenster putzen«, sagte ich matt. Eigentlich wollte ich baden. Und ich
hatte Hunger. Ich sah aus dem Küchenfenster und sah am Abendhimmel eine Pizza
wie eine Fata Morgana.
    Als Benedikt kam, war ich immer
noch als Putzfrau verkleidet. Nora begrüßte ihn mit der Nachricht, sie hätte
alle seine Hemden gebügelt, und ich mit der Nachricht, daß ich wieder den
ganzen Tag Fenster geputzt hatte.
    »Wie aufregend«, sagte er, »und
ich hab heute ein Fenster entdeckt, das war verkehrt rum eingebaut, das hättest
du sehen sollen.«
    »Verkehrt rum?«
    »Man konnte es nur von außen
öffnen. Und das im dritten Stock. Keiner der Holzköpfe hat es gemerkt. Das
hätte einen Ärger gegeben. Der Faber war heilfroh, daß ich es gemerkt habe.«
Benedikts Mutter lachte schallend und klatschte begeistert in die Hände.
    »Benedikt, ich würde so gerne
Pizza essen gehen«, sagte ich und sah ihn dabei besonders lieb an.
    »Heute?«
    »Ja, ich würde gern mal hier
raus«, sagte ich, obwohl Nora daneben stand.
    »Da bin ich auch dafür«, sagte
seine Mutter. »Mir ging es heute nachmittag gar nicht gut, ich konnte

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