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Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
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größer
wirken. Die Idee, alles weiß zu machen, verwarf ich sofort, das hat wirklich
jeder, das war mir als Innenarchitektin zu unoriginell.
    Ich rief Benedikt im Büro an,
was er dazu meinte. Als mich Angela durchstellte, sagte sie wieder: »Herr
Windrich, Ihre Freundin will was von Ihnen.«
    Benedikt sagte, im Moment hätte
er andere Probleme zu lösen, ich solle später wieder anrufen.
    Wenn man vor schwierigen
Entscheidungen steht, ist es am besten, eine Weile an ganz was anderes zu
denken. Ich griff zu einer Illustrierten. Aus einem exklusiven Tatsachenbericht
erfuhr ich, daß der Aga Khan, der gottgleiche Herrscher der Ismaeliten, nie
eine Ausgabe gescheut hatte, um seine Frau, die Begum, glücklich zu machen.
Weil Margeriten die Lieblingsblumen der Begum sind, ließ der Aga Khan einmal
Hunderte von Gärtnern eine ganze Nacht lang unter dem Schlafzimmerfenster der
Begum ein Margeritenfeld anpflanzen. Am Ende des exklusiven Tatsachenberichts stand:
»Er tat es, nur um des Morgens ein einziges Lächeln auf ihr Gesicht zu
zaubern.« — Daneben ein Foto der Begum, im goldenen Sari deutete sie mit
dezentem Lächeln auf einen goldenen Tisch, auf dem eine goldene Vase stand,
proppenvoll mit Margeriten. — Margeriten gefallen mir auch, ich hätte nie
gedacht, daß ich den gleichen Geschmack habe wie die Begum. Ich sah mir das
Bild genauer an: Die Begum hatte Parkettfußboden.
    Ich rief Benedikt noch mal an.
Er sagte, wir sollten das abends ausdiskutieren. Und es sei nicht so gut, wenn
ich ihn so oft im Büro anrufe. Wir einigten uns darauf, daß ich ihn ohne
weiteres zweimal pro Woche anrufen könnte. Und er würde mich immer anrufen,
wenn der Chef und Angela weg wären. Und weil Benedikt gerade allein im Raum
war, schickte er mir drei Küßchen durchs Telefon.
    Im Radio kamen die
Vierzehn-Uhr-Nachrichten, da knarrte die Treppe, Nora war zurück.
    »Hallo, guten Tag, Nora«, sagte
ich fröhlich.
    »Guten Tag.« Sie schien
erstaunt, als hätte sie vergessen, mich hier vorzufinden.
    »Soll ich den Tisch decken?«
Ich hatte Hunger.
    Es stellte sich heraus, daß ich
vergessen hatte, daß Nora an den Unterrichtstagen entweder mit Medi oder allein
bei dem preisgünstigen Griechen aß. Es lohne sich nicht, für eine Person zu
kochen. Meinte sie mich oder sich mit dieser einen Person? Dann erklärte Nora,
daß sie nachmittags Wert auf absolute Mittagsruhe lege, sie müsse sich vom
Schülerstreß erholen. Außerdem müsse sie Hefte korrigieren. Mit ihrer großen
Aktentasche, verschwand sie gähnend in ihrem Zimmer.
    Ich stellte das Radio ab, holte
mir ein Fertigmenü aus der Tiefkühltruhe und aß in meinem Zimmer. Das konnte
mir nur recht sein. Lieber allein beim Essen alte Illustrierte lesen als mit
Nora über frische Tomaten plaudern!
    Ich griff zu einem Heft, auf
dem stand: »So machte Onassis seine Jackie glücklich.« Grundsätzlich
interessiere ich mich zwar überhaupt nicht für Regenbogenpressegeschreibe, aber
wenn man zufällig ein Heft in die Hand bekommt... außerdem fragt man sich heute
noch, warum die schicke Jackie den dicken Onassis geheiratet hat.
    Ich las: »Um die verwöhnte
Präsidentenwitwe zufriedenzustellen, mußte Aristoteles Onassis tief in sein
Portemonnaie greifen. Schon der ermordete Präsident Kennedy hatte geklagt, daß
für seine Frau nur das Teuerste gut genug sei und Jackie nie mit ihrem
Taschengeld auskäme. Onassis mußte die gleiche Erfahrung machen — entsprachen
die Geschenke, mit denen er Jackie überhäufte, nicht ihrem Geschmack, sprach
sie tagelang kein Wort mit ihm. Jackie schloß sich in ihre Privatkabine auf
seiner Luxusjacht Christina ein. Augenzeugen berichten, daß der verzweifelte
Reeder oft nächtelang an Jackies Kajütentür klopfte — ohne Erfolg!
    In seiner Verzweiflung gab
Onassis einen Dauerauftrag an den teuersten Juwelier der Welt, Tiffany in New
York. Tiffany, der Juwelier der Reichen und der Schönen, sollte jeden Monat ein
Kollier an Jacqueline Onassis schicken, jedes Stück im Wert von mindestens
einer Million!
    Für die kapriziöse Jacqueline,
in deren Adern auch französisches Blut fließt, hatte sich der milliardenschwere
Reeder eine besondere Überraschung ausgedacht: Er befahl den Juwelieren, für
jedes Kollier jeweils die Edelsteine zu verwenden, die zum Sternzeichen des
Monats gehören.«
    Darunter war eine Tabelle mit
Sternzeichen und Edelsteinen, der zu entnehmen war, daß Jackie Ende Januar ein
Kollier aus Aquamarinen bekam, weil der Aquamarin zum

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