Der Mann, der's wert ist
mit einer schlaffen Karotte?«
»Hör auf, Tanja«, zischte
Detlef.
Herr Wöltje sagte ganz ruhig:
»Sie als Bankkauffrau müßten das doch wissen! Die Mädels von heute wollen nicht
nur das eine, die wollen auch das andere«, er rieb vor Tanjas Augen die Finger aneinander,
als zähle er bündelweise Geldscheine. »Ich kann diesem Mädel einen anderen
Lebensstil bieten als ein Taschengeld-Bubi. Die Sandy trägt Klamotten, da
lecken sich die anderen Girls in ihrem Alter alle zehn Finger nach. Davon
abgesehen, bezahle ich der Sandy das Apartment. Kostet auch eine Kleinigkeit.«
»Verstehe«, sagte Tanja, »für
die Miete eines Einzimmerapartments haben Sie sich eine Privatnutte gekauft.
Das ist billig. Sie wollen Sandy doch bestimmt nicht heiraten, oder?«
Jetzt war Herr Wöltje
stinksauer: »Hör’n Sie mal zu. Ich habe einmal geheiratet, ein zweites Mal mach
ich das nicht mit. Ich kann mir doch gar keine Scheidung leisten! Früher, da
war man so blöde, da hat man keine sauberen Eheverträge gemacht. Von jeder
Mark, die ich verdient habe, bekäme meine Frau die Hälfte. Ich bin doch nicht
verrückt! Aber wenn mein Sohn nächstes Jahr Abitur hat, dann muß sie sich einen
Job suchen. Wenn ich das Studium meines Sohns finanziere, kann ich nicht auch
noch eine Made im Speck ernähren. Dann ist damit Schluß. Dann wird der Gemahlin
der Geldhahn abgedreht.« Er machte eine Handbewegung, die offen ließ, ob er den
Geldhahn zudrehte oder den Hals der Gemahlin.
»Dann versteh ich erst recht
nicht, warum Sie nun Ihre Freundin finanzieren, noch dazu ganz freiwillig.«
»Sandys Eltern sind
spießig-katholisch. Nur weil Sandy gedroht hat, daß sie sonst kein Abitur
macht, durfte sie von zu Hause ausziehen, ohne daß sie ihr die Unterstützung
gestrichen haben. Und Sandy wohnt jetzt offiziell allein in dem Apartment,
damit ihre Eltern keinen Ärger mit dem Papst bekommen. Ihre Eltern wollen nicht
verstehen, daß es auch für Sandy günstiger ist, wenn ich mich nicht scheiden
lasse.«
»Jetzt wollen Sie Sandy für den
Rest Ihres Lebens als Geliebte aushalten?«
»Ich bin doch nicht verrückt!«
rief Herr Wöltje. »Ich hab nichts dagegen, daß Frauen berufstätig sind. Es muß
sich nur in natürlichen Grenzen halten. Daß die Frau nur die Möbel abwohnt,
fangen wir erst gar nicht wieder an.«
Die Stimmung war brenzlig.
Benedikt sagte: »Jetzt trinken wir darauf, daß jeder nach seiner Fasson
glücklich werden darf.« Angela erklärte, Tanja würde das zu eng sehen, sie
persönlich hätte schon Freunde gehabt, die viel älter waren als sie, aber im
Herzen kleine Jungs geblieben seien, andererseits seien ihre jüngeren Freunde
unwahrscheinlich erwachsen. — Mir erschien vor allem die große Zahl von
Freunden, die Angela andeutete, unwahrscheinlich.
Detlef sagte tieftraurig zu
Angela: »Tanja ist nur deshalb so aggressiv, weil ich nicht genug verdiene.«
Sofort gab’s wieder Ärger.
Tanja behauptete, ihr sei völlig egal, wieviel Detlef verdiene, davon hätte sie
sowieso nichts. Aber sie sei nicht bereit, neben ihrem Acht-Stunden-Hobby als
Bankkauffrau abends noch als Putzfrau zu arbeiten. Und Detlef verdiene wahrhaftig
genug, um seine Hemden in die Wäscherei zu geben und sie damit nicht zu
belästigen.
Angela erklärte, es sei nicht
gut, Hemden in die Wäscherei zu geben, da würden sie maschinell gebügelt, und
das gebe Falten und Luftblasen am Kragen, sie fände das sehr unästhetisch.
»Man kann sie auch in der
Wäscherei von Hand bügeln lassen«, sagte Tanja.
Darauf erklärte Angela, daß sie
im Grunde viel lieber Hemden bügeln würde, als im Büro zu schuften. Leider sei
das nicht möglich, denn eine so billige Arbeitskraft wie sie fände ihr Daddy
sonst nirgendwo.
»Ich geh jetzt heim«, sagte
Tanja und stand auf.
Da kam Sandy. Sie hatte
schulterlange blonde Haare. Ihre Haut war makellos wie die Haut eines Fotomodells
für Naturkosmetik. Und sie sah deutlich erwachsener aus, als man sich eine
Achtzehnjährige vorstellt. Herr Wöltje hatte nicht zuviel versprochen. Gerhard
Krift, der bisher nur schweigend rumgehockt hatte, pfiff anerkennend. Tanja
setzte sich wieder. Sandy küßte Herrn Wöltje leicht auf die Wange. Herr Wöltje
küßte sie auf den Mund: »Daß ihr Frauen immer so unpünktlich seid.« Sandy sagte
sehr charmant zu Benedikt: »Ich möchte Ihnen alles Gute zum Geburtstag
wünschen, Herr Windrich.«
Angela war die einzige, die
Sandy nicht anstarrte — Finger für Finger schien sie ihre Ringe
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