Der Mann, der's wert ist
wird es ernst. Um ihn zu beruhigen, erklärte ich detailliert,
wie preiswert ich die beiden Zimmer renoviert hätte. Mein Vater reagierte total
kleinkrämerisch, holte Zettel und Kugelschreiber. Ob ich die Renovierung allein
bezahlt hätte? Das sei ein zu üppiges Weihnachtsgeschenk für Benedikt gewesen,
da hätte ich mich im Rahmen meiner Möglichkeiten vergriffen! Typisch mein
Vater, mit dem Rahmen der Möglichkeiten! Und was sagte er dann dazu, daß mir
Benedikt die Hälfte dieses Wahnsinnsautos zu Weihnachten geschenkt hatte?
Mein Vater klopfte mit dem
Kugelschreiber auf seinen Zettel. So, und wo war dann das restliche Geld
geblieben, wenn die Renovierung so billig war?
»Für Lebensmittel und so.«
»Soviel brauchen nicht mal wir
für Lebensmittel und so.«
Ich wurde wütend. Mein Vater
hatte keine Ahnung, wie sich alles summierte. »Ich hab auch insgesamt
eintausendvierhundert Mark Miete bezahlt.«
»Wieso bezahlst du Miete? Du
erzählst mir, daß du den ganzen Tag renovierst und putzt, wieso bezahlst du
dann Miete?«
»Benedikt hat auch an dich
Miete bezahlt, als wir in deiner Wohnung gewohnt haben, falls du das vergessen
hast.«
»Aber nicht so unverschämt
viel.« Mein Vater rechnete. »Du müßtest trotzdem Geld übrig haben.«
Alle Beruhigungsversuche waren
zwecklos. Im Gegenteil. Es könne ja nicht möglich sein, daß ich ein
verwahrlostes Haus renoviere, dafür noch Miete zahle und das Essen einkaufe!
Mein Vater brüllte: »Ich finanziere nicht den Haushalt deines Boyfriends!«
Immer war ich Papas Liebling,
aber jetzt war alles falsch, was ich sagte. Wahrscheinlich war er neidisch auf
unser Cabrio.
»Du läßt dich ausnützen!«
brüllte er. »Juristisch gesehen, gehört dir keine Schraube von seinem Cabrio!
Wenn es mal nicht mehr klappt, wie stehst du dann da?«
Ich erklärte ihm, so gut es
ging, daß Benedikt Schulden machen mußte wegen der Steuer und daß das Auto
praktisch ein Geschenk vom Finanzamt ist, aber mein Vater tobte, das sei
Blödsinn, und Benedikt müsse das Auto plus Kredit bezahlen. Und wenn schon
moderne Verhältnisse, dann bitte richtig. Dann für alles getrennte Kasse. —
Natürlich, für meinen Vater als Versicherungs-Juristen ist das Leben eine Kette
von Katastrophen. »Benedikt hat sogar einen Bausparvertrag für uns
abgeschlossen!« Das mußte meinem Vater mit seinem Versicherungsdenken doch
gefallen, das war spießig genug!
»Davon hast du nichts! Für sich
hat er den abgeschlossen! Und wenn er schon so eifrig am Steuersparen ist,
warum heiratet er dich nicht? Da könnte er so viel Steuern sparen, daß er dich
leicht finanzieren könnte, solange sich das bei Georg so hinzieht!«
»Ich will nicht heiraten, nur
um Steuern zu sparen.«
»Ich will auch mehr als nur
Steuern sparen«, sagte mein Vater, »ich will mein Geld sparen.«
Er wollte mich erpressen.
>Wer das Geld hat, hat die Macht<, sagt er immer. Aber um ihn nicht mehr
aufzuregen, sagte ich: »Wir haben schon darüber gesprochen.«
»Über was?«
»Na ja, übers Heiraten.«
»Aha«, sagte mein Vater etwas freundlicher.
»Aber so schnell geht das nicht, da hängt ein wahnsinniger Verwaltungskram
dran. Wir haben es dieses Jahr einfach zeitlich nicht mehr geschafft, ehrlich.«
»Aha«, sagte mein Vater
deutlich freundlicher. »Also, ich überweis dir fünfhundert Mark auf dein
Konto.« Wir atmeten gleichzeitig auf. Endlich Einigung. »Gib mir das Geld
einfach so, ich hab nämlich noch kein Konto eröffnet«, sagte ich froh.
Und das hätte ich wieder nicht
sagen sollen, mein Vater bekam wieder einen Wutanfall. Es könne nicht sein, daß
ich keine Zeit gehabt hätte, ein Konto zu eröffnen! Tausende monatelang in der
Tasche herumgetragen hätte! Ich sei unfähig, mit Geld umzugehen. Es genüge ihm
tatsächlich, das Kind eines unbekannten Schweden durchzufüttern, das Personal
eines gutverdienenden Architekten finanziere er nicht auch noch! Wenn ich ein
Konto hätte, solle ich ihm die Nummer geben, vorher keinen Pfennig.
Mein Vater lächelte
demonstrativ unerschütterlich, das macht er immer, wenn er beschlossen hat,
irgendein Erziehungsexempel zu statuieren. Damit waren erfahrungsgemäß weitere
Verhandlungen zwecklos. Mindestens drei Tage lang. Und so lange blieben wir
nicht. Benedikt mußte sofort nach den Feiertagen zurück zu seinem Wettbewerb.
»Okay, dann reden wir nicht
mehr darüber«, sagte ich cool. Wir heiraten nicht, um Steuern zu sparen.
Und wir heiraten auch nicht,
weil mein Vater mich
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