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Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
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an Lydia Bauernfeind mit ihrer alten
Yves Saint Laurent-Tüte vorbeifahren, ich würde Benedikt bitten anzuhalten,
würde per Knopfdruck das Fenster öffnen und so gelangweilt wie Angela sagen:
»Hällouh.«
    Nun sang Marilyn Monroe »Diamonds
are a girl’s best friend...« ich kannte natürlich den Song, aber nicht diese
Kassette. Hatte sie Angela mit dem Auto verkauft?
    »...and I prefer a man, who
gives expensive jeweis...«
    Ja, das war Angelas Lied. Nicht
mein Lied. Nicht unser Lied. Ich klappte die Sonnenblende runter und
betrachtete im Schminkspiegel die Veilchenohrringe aus Plastik. Wenn man es
nicht wußte, konnte man das Straßsteinchen in der Blüte für echt halten. Aber
darauf kam es sowieso nicht an. Und wie die Herzogin im Werbefernsehen, die
Topfkratzer geschenkt bekam, sagte ich: »Mal was anderes als immer nur
Brillanten.«

24. Kapitel
     
    Benedikt hätte am liebsten in
seinem neuen Auto übernachtet. »Weißt du, was dieses Cabrio der Sonderklasse
mit dieser Ausstattung normalerweise kostet?« fragte er, als wir endlich doch
in unserem Bett lagen.
    Ich hatte keine Ahnung.
    »Über hunderttausend!«
    »Das kann nicht wahr sein.«
    »Angela hat mir die Rechnung
gezeigt. Und rat mal, was ich dafür zahle?«
    Ich hatte keine Ahnung.
    »Knapp sechzigtausend!«
    »Warum hat sie es dir so billig
gegeben?«
    »Sie hatte keine andern
Interessenten. Im Winter kauft keiner ein Cabrio. Aber sie wollte es aus
steuerlichen Gründen unbedingt noch dieses Jahr verkaufen, und sie hat schon
einen neuen Wagen bestellt.« Und dann gestand Benedikt, daß er einen Kredit
aufgenommen hatte, um das Cabrio zu finanzieren. Aber steuerlich war es absolut
ideal, daß er einen so teuren Wagen gekauft hatte, er konnte sogar die
Kreditzinsen von der Steuer absetzen und bekam ihn dadurch praktisch vom
Finanzamt finanziert. Und alle reichen Leute machen es so.
    »Und was ist mit unserem alten
BMW?«
    »Der wird prompt entsorgt. Den
nehmen wir morgen mit, wenn wir zu deinen Eltern fahren. Ich hab schon mit Niko
telefoniert. Stell dir vor, Niko meint, er könnte bei den derzeitigen
wahnsinnigen Gebrauchtwagenpreisen leicht acht- bis zehntausend Mark für uns
rausholen.«
    Jetzt war ich auch begeistert —
das neue Auto war die Lösung meines Problems, ich hatte ja das alte Auto zur
Hälfte bezahlt: »Dann bekomme ich für meine Hälfte vom alten Auto so viel, daß
ich meinen Vater nicht anpumpen muß!«
    »Ich dachte eigentlich, du
schenkst mir deine Hälfte vom alten BMW und ich schenk dir dafür die neue
bessere Hälfte vom Cabrio zu Weihnachten, ist das nicht genug?« sagte Benedikt
leicht beleidigt.
    »Du schenkst mir die Hälfte von
deinem Cabrio?«
    »Herzchen, hast du etwa
geglaubt, ich würde dir nur ein Paar Ohrringe schenken? Weil ich den Ring nicht
bekommen hab, bekommst du zum Trost ein halbes Cabrio. Und gibst mir dafür die
Hälfte vom alten. Damit hätte ich bereits die Grundfinanzierung perfekt.«
    Obwohl ich die Augen
geschlossen hatte, wurde mir schwindlig. Benedikt schenkte mir die Hälfte
seines Traumwagens! Das war ein Geschenk im Wert von dreißigtausend Mark!
Soviel bekamen nicht mal die Frauen im Werbefernsehen geschenkt. »Benedikt, du
bist so toll«, flüsterte ich.
    »Endlich hast du es kapiert«,
flüsterte er zurück. »Jetzt hab ich nur noch einen Wunsch auf der Welt. Darf
ich ihn sagen?«
    Ich lachte. »Na klar.«
    »Darf ich morgen mit dem neuen
Wagen fahren, und du fährst den alten?«
    »Na klar.«
    »Jetzt bin ich wunschlos
überglücklich.«
     
     
     

25. Kapitel
     
    Mein Vater war beeindruckt, daß
mein Boyfriend nach viermonatiger Berufstätigkeit bei seinem Bruder ein größeres
Auto fuhr als er nach dreißigjähriger bei seiner Versicherung. Meine Schwester
schäumte vor Neid.
    Niko überschlug sich vor
Begeisterung. Echt eine einmalige Gelegenheit. Und keine Frage: In der nächsten
Woche schon würde er unseren alten BMW optimal verscherbeln und Benedikt das
Geld überweisen, selbstverständlich provisionsfrei.
    Benedikt war nicht dabei, als
ich meinen Vater um Geld anpumpte. Glücklicherweise. Zuerst verstand mein Vater
überhaupt nichts. Er hätte mir doch dreihundert Mark zu Weihnachten geschenkt.
Als ich sagte, daß mir das nicht reichen würde, fragte er natürlich nach den
achttausend Mark, wo die seit Ende August geblieben seien.
    »Für die Renovierung und so«,
sagte ich bewußt vage.
    Ob ich handbemalte
Seidentapeten gekauft hätte?
    Wenn mein Vater versucht,
witzig zu sein,

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