Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann im braunen Anzug

Der Mann im braunen Anzug

Titel: Der Mann im braunen Anzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
einen bloßen Zufall, dass gerade in seinem Haus das Zusammentreffen zwischen Carton und Nadina stattfinden sollte.»
    «Wissen Sie nicht», unterbrach ich ihn, «dass Guy Pagett zur Zeit des Verbrechens in Marlow war?»
    «Das macht vieles klar; ich glaubte immer, er habe sich mit Sir Eustace an der Riviera aufgehalten.»
    «Er hatte Urlaub, um nach Florenz zu fahren – aber er ist nie dort gewesen, das habe ich herausgefunden. Ich bin ziemlich sicher, dass er in Marlow war, aber ich kann es natürlich nicht beweisen.»
    «Und dabei habe ich Pagett nicht eine Sekunde verdächtigt, bevor er den Versuch unternahm, Sie über Bord zu werfen. Der Mann muss ein perfekter Schauspieler sein.»
    «Nicht wahr? Der Meinung bin ich ebenfalls.»
    «Das erklärt auch, weshalb gerade das Haus in Marlow gewählt wurde. Pagett konnte dort aus und ein gehen, ohne dass ihn jemand sah. Natürlich machte er keine Einwendungen, als Sir Eustace meine Begleitung akzeptierte. Man wünschte nicht, dass ich sofort verhaftet würde, denn Nadina hatte offenbar die Diamanten zu der Verabredung nicht mitgebracht. Vielleicht waren sie auch von Anfang an in Cartons Händen, und er hat sie irgendwo auf der Kilmorden versteckt, und der ‹Colonel› hoffte, über Pagett durch mich an dieses Versteck heranzukommen. Jedenfalls fühlte er sich, solange er nicht im Besitz der Steine war, immer noch gefährdet – daher seine Anstrengungen, sich ihrer um jeden Preis zu bemächtigen. Doch wo zum Teufel Carton diese Diamanten versteckt haben mag – wenn er es tat –, das übersteigt meine Vorstellungskraft.»
    «Hier beginnt eine andere Geschichte – meine nämlich», warf ich ein. «Und ich werde sie Ihnen sogleich erzählen.»

27
     
    Harry hörte aufmerksam zu, während ich ihm mit knappen Worten alle Vorkommnisse schilderte. Am meisten verblüffte ihn die Tatsache, dass seine Steine schon lange Zeit in meinem Besitz waren – oder genauer gesagt, in Suzannes Besitz. Das wäre ihm niemals in den Sinn gekommen. Jetzt, da ich seine Geschichte kannte, begriff ich natürlich Cartons und Nadinas Plan: Die Diamanten sollten nicht bei ihnen gefunden werden, falls die beabsichtigte Erpressung fehlschlug. Der ‹Colonel›, würde nie auf die Vermutung kommen, dass die Steine einem einfachen Schiffssteward anvertraut waren.
    Harrys Freispruch vom Verdacht des Diamantendiebstahls schien gesichert. Doch der Mordverdacht lastete noch immer auf ihm. Bevor wir ihn nicht entkräften konnten, durfte er sich nicht in der Öffentlichkeit zeigen.
    Die wichtigste Frage erwogen wir immer und immer wieder: Wer war der ‹Colonel›? Konnte es tatsächlich Guy Pagett sein?
    «Aus einem Grund glaube ich noch nicht recht daran», sagte Harry. «Er war auf dem Schiff, und er konnte versuchen, Sie über Bord zu werfen, das ist richtig. Wie er es jedoch fertig gebracht haben sollte, am ersten Abend Ihrer Anwesenheit hier bei den Fällen aufzutauchen und einen erneuten Mordversuch zu unternehmen, das ist mehr, als ich mir vorstellen kann. Sie sahen ihn ja noch bei Ihrer Abfahrt in Kapstadt auf dem Bahnsteig stehen.»
    Wir saßen eine Weile schweigend da, dann fuhr Harry zögernd fort: «Sie sagen, dass Mrs Blair fest geschlafen hat, als Sie das Hotel verließen. Sir Eustace hat diktiert – wo aber war Colonel Race? Könnte er nicht der geheimnisvolle ‹Colonel› sein?»
    «Das wäre nicht ausgeschlossen», meinte ich. «Er ist eine sehr starke Persönlichkeit, aber ich glaube es eigentlich nicht. Ich vermute eher, er gehört zum britischen Geheimdienst.»
    «Es ist nicht schwer, dieses Gerücht auszustreuen. Niemand vermag es zu kontrollieren, es zieht immer weitere Kreise, und schließlich ist jedermann überzeugt davon. Natürlich wäre es eine ideale Tarnung für zweifelhafte Unternehmungen. Anne, mögen Sie Race?»
    «Ja und nein. Manchmal stößt er mich ab, aber gleichzeitig fasziniert er mich. Sicher ist, dass ich immer ein wenig Angst vor ihm habe.»
    «Er war zurzeit des Kimberley-Diebstahls in Afrika, wussten Sie das?», fragte Harry langsam.
    «Aber er war es, der Suzanne alles über den ‹Colonel› erzählt hat, auch, dass er versuchte, ihn in Paris aufzustöbern.»
    «Das könnte ein besonders geschicktes Manöver sein.»
    «Und was hätte dann Pagett damit zu tun? Steht er vielleicht in Colonel Races Sold?»
    «Es wäre denkbar, dass er überhaupt nichts mit der ganzen Sache zu tun hat», meinte Harry gedehnt.
    «Wie?»
    «Überlegen Sie gut, Anne. Haben Sie

Weitere Kostenlose Bücher