Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)
zu gehen? Und bringen Sie die Rede mit!«
»In ein paar Minuten bin ich da«, sagte Tom.
Mit der Rede in einem Umschlag trat Tom in einen der goldenen Fahrstühle. Die Sekretärinnen in Hopkins’ Büro lächelten ihn alle an, und er lächelte zurück. Fast sofort kam Hopkins heraus. »Freut mich, dass Sie es einrichten konnten, Tom!«, sagte er. »Wie geht es Ihnen?«
»Gut«, sagte Tom. »Im Hotel in Atlantic City ist alles für Sie vorbereitet.«
Hopkins ging in Richtung der Fahrstühle. »Haben Sie die Rede gelesen?«, fragte er.
»Ja.«
»Ich freue mich schon, sie mit Ihnen zu besprechen«, sagte Hopkins. Eine Fahrstuhltür rumpelte auf, und beide traten hinein. Der Fahrstuhl war voll, und auf der Fahrt nach unten schwiegen beide.
»Wie wär’s, wenn wir in den University Club gingen?«, fragte Hopkins, als sie auf die Straße traten.
»Das wäre schön.«
»Gehen wir zu Fuß – es ist ein herrlicher Tag«, sagte Hopkins und schritt eilig die Fifth Avenue entlang.
Hoffentlich fragt er mich nicht jetzt auf der Fifth Avenue in der Sonne, wie ich die Rede finde, dachte Tom. Ich fände es sehr schwierig, hier und jetzt mit ihm Spielchen zu treiben.
»Konnten Sie diesen Sommer schon Urlaub nehmen?«, fragte Hopkins.
»Nein – ich bin noch nicht lange genug auf der Stelle«, sagte Tom.
»Ich hatte auch nur zwei Wochenenden für mich«, erwiderte Hopkins. »Aber da habe ich schön geangelt. Sind Sie schon mal auf Binnenlachs gegangen?«
Auf dem Weg zum University Club plauderte Hopkins angeregt weiter übers Angeln. Sie setzten sich an einen Tisch in der Ecke eines hohen Speisesaals. Überall um sie herum aßen und redeten ernste Geschäftsleute. Ein Kellner verbeugte sich und nahm ihre Bestellung für Cocktails auf.
Es ist nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt habe, dachte Tom. So ein seriöses Lokal, und hier soll ich wegen der Rede lügen, und Musik sollte es eigentlich auch geben.
»Also, wie finden Sie die Rede?«, fragte Hopkins sanft.
In Teilen ist sie wunderbar, wollte Tom schon sagen, aber andererseits …
Er sagte es nicht. Stattdessen warf er Hopkins einen Blick zu und sah, dass der ihn gespannt musterte. Sein Gesicht zeigte einen Ausdruck höflicher Aufmerksamkeit, nichts weiter. Eine Pause entstand.
»Möchten Sie jetzt gern Ihr Essen bestellen, Sir?«, fragte der Kellner. Er hatte einen breiten italienischen Akzent.
»Warum nicht«, sagte Hopkins. »Was möchten Sie, Tom?«
»Ach, egal«, sagte Tom. »Vielleicht nehme ich kalten Lachs.«
»Für mich Rührei«, sagte Hopkins. »Und eine Tasse Tee.«
Die Bestellung des Essens nahm weitere Minuten in Anspruch. Ein Mann an einem Tisch in der Nähe lachte schallend. Zum Teufel damit, dachte Tom plötzlich, und das so deutlich, dass er glaubte, es gesagt zu haben. Es ist doch nicht so wichtig. Wird schon schiefgehen. Es wird interessant sein zu beobachten, was passiert. Entgegen seiner Absicht hörte er sich bemerkenswert beiläufig sagen: »Um ehrlich zu sein, Mr Hopkins, ich habe den letzten Entwurf Ihrer Rede gelesen, und leider habe ich ernste Zweifel daran.«
»Ach ja?«, sagte Hopkins. Seine Miene änderte sich nicht.
»Ich halte sie leider nicht für eine sehr gute Rede«, sagte Tom kategorisch.
»Was ist Ihrer Meinung nach schlecht daran?«
»Sie sagt nichts aus«, erwiderte Tom. »Das ist die größte Schwierigkeit, die ich bei meinen Versuchen hatte. Die einzige Aussage, die Sie machen, ist die, dass psychische Gesundheit wichtig ist, und das können Sie nicht über dreißig Seiten wiederholen. Und ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ein Publikum aus Ärzten besonders gut auf Slogans reagiert.«
»Verstehe«, sagte Hopkins. »Was schlagen Sie mir also vor?«
»Ich finde, Sie sollten konkrete Empfehlungen aussprechen, wie man Probleme mit der psychischen Gesundheit lösen sollte«, hörte Tom sich selbstbewusst dröhnen.
»Ich glaube, an einer Stelle lässt Ogden mich mehr Nervenkliniken und Forschung fordern«, sagte Hopkins trocken.
»Aber das weiß doch jeder, dass das nötig ist – auch hier eine Wiederholung des Offensichtlichen«, sagte Tom. »Könnten Sie nicht mit einigen Ideen aufwarten, wie man an die Forschung und die Kliniken rankommen könnte?«
»Moment«, sagte Hopkins mit einem Hauch Ungeduld. »Vergessen wir dabei nicht, dass ich nichts über konkrete Lösungen für Probleme mit der psychischen Gesundheit weiß, und das will ich auch nicht vorgeben.«
»Aber …«, begann Tom.
»Moment. Ich
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