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Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sloan Wilson
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Glas ein und trank einen langen Schluck. »Ich finde, du solltest Susan sagen, dass sie einfach aufs College gehen muss.«
    »Das habe ich, und darauf hat sie gesagt, ich soll nicht so mittelalterlich sein. Genau das hat sie gesagt.«
    »Vielleicht müssen wir sie doch ein wenig härter anfassen. Sag ihr, wenn sie nicht aufs College geht, kriegt sie eben kein Taschengeld mehr.«
    »Auch das habe ich ihr schon gesagt«, sagte Helen geduldig. »Sie hat gesagt, sollen wir doch. Sie hat gesagt, man habe ihr schon angeboten, in einer Musikgruppe zu singen, und dass sie glaubt, sie könne Probeaufnahmen machen. Und das Komische ist: Sie hat recht. Viele wären bereit, deine Tochter einzustellen, und das solltest du endlich mal begreifen. Einfach weil sie deine Tochter ist, ist sie anders als andere. Du hast ihr ein Problem verschafft, und es wird Zeit, dass du anfängst, ihr zu helfen, damit klarzukommen.«
    »Ich wüsste nicht, was ich tun kann«, sagte Hopkins. »Sie ist kein Kind mehr. Wenn sie sich ihr Leben kaputtmachen will, dann können wir beide nicht viel dagegen tun. Wir können nur zusehen, und wenn sie über die Stränge schlägt, richte ich ihr ein kleines Treuhandvermögen ein und stecke den Rest in meine Stiftung.«
    »Die Ralph-Hopkins-Stiftung!«, sagte Helen bitter. »Das und die Schlagzeile über die Scheidungen deiner Tochter werden deinen Namen verewigen.«
    »Regen wir uns jetzt mal nicht auf«, sagte Hopkins.
    »Ich rege mich nicht auf!«, erwiderte Helen, lauter werdend. »Ich will nur ein paar Tatsachen besprechen. Seit der Geburt deiner Kinder hast du ihre Erziehung mir überlassen. Ich habe es allein gemacht, und bis jetzt habe ich es ganz sicher nicht schlecht gemacht. Bobby war ein guter Junge – du hast ihn nie richtig wahrgenommen, aber er war es. Er bekam am College gute Noten, und er ist zu den Marines gegangen, weil er glaubte, es sei das Richtige. Er wollte nicht mal Offizier werden – er wollte das Härteste, was es gab, und von dir keine Gefälligkeiten!«
    Plötzlich traten Helen Tränen in die Augen, wie es noch immer häufig geschah, wenn sie über ihren toten Sohn sprach. Hopkins stand auf und nahm sie linkisch in die Arme. »Du hast das großartig gemacht«, sagte er.
    »Aber Susan ist mir über, und ich brauche deine Hilfe!«
    »Ich versuch’s«, sagte er. »Ich weiß nicht, was ich tun kann. Du weißt doch, dass ich in so etwas nicht gut bin.«
    »Du bist doch nicht dumm! Es ist ein Problem. Ich bitte dich doch nur, dass du versuchst , etwas zu unternehmen. Es wäre schon hilfreich, wenn Susan wüsste, dass du es versuchst. Geh nicht einfach wieder in dein Büro und vergiss sie. Mein Gott, wenn es dir hilft, stell sie dir als ein Geschäftsproblem vor!«
    »Ich tue alles, was du willst«, sagte er.
    »Es geht nicht darum, was ich will. Ich weiß nicht, was ich von dir verlangen soll. Ich will nur, dass du dir etwas überlegst.«
    »Ich versuch’s«, sagte er.
    Er reichte ihr ein sauberes Taschentuch, und sie wischte sich damit übers Gesicht. Als sie sich auf ihrem Stuhl wieder aufrichtete, war sie vollkommen gefasst. »Ich möchte dir nur eines sagen«, sagte sie leise. »Ich bitte dich um Hilfe. Das habe ich fünfundzwanzig Jahre nicht getan. Ich muss zugeben, ich glaube nicht, dass ich sie bekomme. Vielmehr glaube ich, dass du nach New York zurückgehst, vielleicht einmal mit Susan sprichst und sie dann wieder vergisst und mich auch. Ich möchte, dass du Folgendes begreifst: Wenn das passiert, ist Schluss. Dann lasse ich mich scheiden, wegen böswilligem Verlassen.«
    »Ich versuch’s ja«, sagte er.
    »Versuchen reicht nicht. Damit meine ich nicht, dass du bei Susan Erfolg haben musst, aber du musst mehr unternehmen als nur eine halbherzige Anstrengung, dich dafür zu interessieren. Und komm dann nicht zu mir und sag, es tut dir leid, aber du bist eben, wie du bist, daran lässt sich nichts ändern. Du musst dich ihr widmen . Trag sie in deinen Kalender ein. Behandle sie so, als wäre sie etwas, für das du Treuhänder bist!«

29
    An dem Tag, an dem Tom schließlich mit Hopkins zum Mittagessen verabredet war, um seine Rede zu besprechen, kam Toms Sekretärin gegen Mittag zu ihm ins Büro und sagte ziemlich ungläubig: »Da will ein Fahrstuhlführer Sie sprechen. Er sagt, sein Name sei Gardella. Soll ich ihn hereinbitten?«
    »Ja«, sagte Tom.
    Gleich darauf trat Gardella ein, schloss die Tür hinter sich und nahm verlegen seine violette Mütze ab.
    »Hallo, Caesar«,

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