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Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sloan Wilson
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überhaupt noch einen Cent hatte. Ich weiß nicht, was sie gemacht hätte, wenn sie gezwungen gewesen wäre, das Haus zu verkaufen – ich bin froh, dass ich es nie herausfinden musste.«
    »Danke, dass Sie mir das alles erzählt haben«, sagte Tom. »Ich weiß nicht, warum, aber jetzt geht es mir doch um einiges besser.«
    »Der Tod Ihres Vaters war ein großer Schock für Ihre Großmutter«, sagte Sims. »Sie war entschlossen, Ihnen nie davon zu erzählen. Und danach wollte sie auch nicht mehr, dass ein Mitglied ihrer Familie noch etwas mit ihrem Geld zu tun hatte. Das ist natürlich verständlich, aber sie trieb es zum Äußersten. Sie wollte nie, dass Sie mich kennenlernen – sie fürchtete, ich würde Ihnen von Ihrem Vater erzählen. Ich glaube, sie wäre verärgert, wenn sie wüsste, dass ich es jetzt tue.«
    »Aber sie hat mir Ihren Namen genannt«, sagte Tom.
    »Sie wusste, dass Sie eben doch Bescheid wissen müssen. Trotzdem, Sie brauchen sich wegen nichts zu schämen. Er war ein großartiger Mann.«
    Sims fuhr mit dem Rollstuhl zu einem Schrank nahe dem Schreibtisch und holte eine Flasche Sherry heraus. Tom fiel auf, dass seine Hand zitterte, als er zwei Gläser damit füllte. Plötzlich schaute der alte Mann auf und lächelte.
    »Wissen Sie«, sagte er, »ich verstehe Ihren Vater. Auch mich hat der Krieg getroffen. Nicht nur meine Beine – auch die Hände.«
    »Mir wäre es auch fast passiert«, sagte Tom.
    »Sie waren im letzten?«
    »Nicht Korea. Dem davor.«
    »Aber Sie sind heil zurückgekommen.«
    »Ich war nicht im Trommelfeuer«, sagte Tom. »Wir hatten keinen Grabenkrieg. Ich glaube nicht, dass ich das ausgehalten hätte. Ich wurde meistens nur für ein paar Tage reingeschmissen und dann wieder rausgeholt.«
    »Jetzt erinnere ich mich«, sagte Sims. »Ich weiß, wo Sie waren. Allein schon bei dem Gedanken wird mir angst und bange.«
    Der Sherry schmeckte. Als sie ihn getrunken hatten, sagte Sims: »Ich habe ein Dossier des gesamten Besitzes vorbereitet – eigentlich seine vollständige Geschichte. Ich lasse es abtippen und Ihnen schicken. Es könnte mehrere Monate dauern, bis das Testament das Nachlassgericht durchlaufen hat. Sollten Sie in der Zwischenzeit Bargeld brauchen, kann ich dafür sorgen, dass eine Bank Ihnen einen Kredit auf die Wertpapiere gibt.«
    »Das könnte sein«, sagte Tom. »Ich bin pleite. Und bis das Haus verkauft ist, wird es ganz schön hart.«
    »Verkaufen Sie es nicht zu schnell«, sagte Sims. »Ihre Großmutter besitzt neun Hektar des besten Landes in South Bay. Das dürfte einiges wert sein.«

10
    Als Tom am Abend zurück nach Westport kam, wartete ein Brief von United Broadcasting auf ihn. »Es tut uns leid, dass wir uns so lange nicht gemeldet haben«, stand darin, »aber Mr Hopkins war auf einer ausgedehnten Reise an der Westküste, und so sind wir erst jetzt in der Lage, die letzten Einzelheiten mit Ihnen zu besprechen. Mr Hopkins hat sich gefreut, Sie kennenzulernen, und wenn Sie am Freitag um 11 Uhr bei mir hereinschauen möchten, hoffe ich, dass wir zu einer Einigung kommen.« Das Schreiben war von Ogden unterzeichnet.
    »Gute Nachrichten, nicht?«, fragte Betsy.
    »Kann schon sein.«
    »Sehr begeistert klingt das ja nicht.«
    »Ich bin verwirrt«, sagte Tom. »Ich kann nicht erkennen, wie wir das alles, was wir zu tun haben, überhaupt schaffen sollen.«
    Er hatte Betsy schon von seinem Gespräch mit Sims erzählt. Sie grübelten beide über die Notwendigkeit, zu einer Entscheidung zu kommen, was den alten Edward betraf und wie sie das große Haus am vorteilhaftesten verkaufen und es bis dahin unterhalten konnten, während er gleichzeitig eine neue Stelle antrat.
    »Das Problem ist«, sagte Tom, »ich habe keine Ahnung, wie viel uns das Grundstück einbringt, und es kann Monate dauern, bis wir es erfahren. Das alte Haus ist wohl ziemlich wertlos, aber erst wenn wir es verkaufen können, haben wir eine Vorstellung, ob wir in der Klemme sind oder einen ordentlichen Batzen haben.«
    »Denk du nur an United Broadcasting«, sagte Betsy. »Mir geht’s wieder ganz gut. Ich brauche Mrs Manter nicht mehr, und ich erledige den ganzen Kram mit dem Haus deiner Großmutter. Mach dir deswegen während der nächsten Wochen keine Sorgen. Ich habe schon mit Edward gesprochen und ihm gesagt, dass er noch einen Monat bleiben soll, bis wir wissen, was wir mit ihm vereinbaren können. Er wird dort als Hausmeister wohnen.«
    »Du hast schon mit ihm gesprochen?«
    »Er hat hier

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