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Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sloan Wilson
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dem Auspacken hingelegt hatte. Er betrachtete sie einen Augenblick und nahm das Instrument dann aus dem Koffer. Es war verstaubt, und die Saiten waren verrostet und schlaff. Langsam zog er eine nach, schlug sie dabei sachte mit dem Daumen an. Plötzlich riss sie. Tom legte die Mandoline achselzuckend in den Koffer zurück und schaute sich im Zimmer um. In einer Ecke stand ein eingebautes Bücherregal, oben mit einem breiten, leeren Bord. Dorthin legte er die Mandoline. Dann ging er rasch ins Bad. Auf dem Boden der Wanne lag Staub. Ungeduldig spülte er ihn weg und ließ Wasser einlaufen, während er sich rasierte. Um sich im Spiegel sehen zu können, musste er sich tief herunterbeugen.
    »Beeil dich!«, rief Betsy.
    Als er nach unten kam, wartete am einen Ende des großen Küchentischs mit der Marmorplatte ein Teller Eier und Speck auf ihn. Am anderen Ende saß Betsy und schrieb resolut auf einen Block. »Wir müssen noch Sachen aus dem Auto holen und die übrigen Kisten auspacken, die mit dem Umzugswagen gekommen sind«, sagte sie, »und wir müssen die Mädchen in der Schule anmelden.«
    »Ich muss Sims anrufen und ihm von Edward erzählen«, sagte Tom. »Er sollte Bescheid wissen, falls der Ärger macht.«
    »Ich muss Großmutters Schränke ausräumen«, sagte Betsy. »Ihre ganzen Kleider sind noch da. Und wenn du den Fernseher im Wohnzimmer haben willst, solltest du ihn auch anschließen.«
    »Vor allem aber«, sagte er, »muss ich die Informationen beschaffen, die wir brauchen, um eine Entscheidung über dein Siedlungsprojekt treffen zu können. Ich muss eine Kopie der Bauordnung besorgen, und wir müssen in Erfahrung bringen, wie man eine Ausnahme dafür erhält. Dann sollten sich mindestens drei Bauunternehmer alles ansehen und uns ein Angebot für den Umbau des Kutschenhauses und die Anlage von Straßen machen. Gott, Betsy, das ist so viel! Ich kann heute nicht in die Kirche. Ich muss hierbleiben und Briefe schreiben.«
    »Du gehst in die Kirche!«, sagte sie. »Wir gehen jeden Sonntag in die Kirche. Von jetzt an.«
    »Geh du«, sagte er.
    »Warum willst du denn nicht?«
    »Entschuldige«, sagte er verlegen. »Geh du mit den Kindern zur Kirche, ich bleibe hier und schreibe Briefe.«
    Betsy legte ihren Stift hin, räumte den Teller ab, von dem er gerade die Eier gegessen hatte, und stellte ihn in die Spüle. Mit dem Rücken zu ihm sagte sie: »Tommy, ich bitte dich um einen Gefallen. Geh mit mir und den Kindern in die Kirche.«
    »Na schön«, sagte er.
    »Auch wenn es dich langweilt«, sagte sie. »Versuch’s. Vielleicht hilft es dir ja eines Tages, dass du dir nicht mehr die ganze Zeit Sorgen machen musst.«
    »Ich mache mir doch gar nicht die ganze Zeit Sorgen!«
    »Schon gut. Aber versuch’s. Ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber ich fühle mich schon seit längerer Zeit elend. Ich dachte immer, es ist das verdammte kleine Haus, und das war es auch zum Teil, aber eben auch noch mehr. Wir können nicht weiterhin die ganze Zeit Angst haben, Tommy. Irgendwann muss das ein Ende haben.«
    »Wenn du willst, dass ich mit in die Kirche komme, gehe ich«, sagte er. »Ich wusste nicht, dass du dich die ganze Zeit elend fühlst.«
    »Du weißt doch, was ich meine!«
    »Ja.«
    »Es ist, als hängt da was über uns, etwas, was es schwer macht, glücklich zu sein.«
    »Ich weiß ja«, sagte er.
    »Es ist nicht deine Schuld. Es ist was, womit wir beide kämpfen müssen.«
    »Mir geht’s gut«, sagte er.
    »Mir ja auch. Ich finde eben bloß, ich will zur Kirche gehen.«
    »Okay«, sagte er. »Bevor wir gehen, rufe ich noch Sims an.«
    »Dafür ist keine Zeit.«
    Widerstrebend ging Tom nach oben und zog seinen blauen Anzug an. Als er wieder in die Küche kam, kämmte Betsy gerade die Kinder. Die beiden Mädchen trugen flauschige weiße Kleidchen, Pete eine kurze, graue Flanellhose und eine braune Jacke. »Warum müssen wir Partysachen tragen, wo wir doch in die Kirche gehen?«, fragte Barbara.
    »Wir tragen sie eben«, sagte Betsy. »Ab in den Wagen.«
    Nachdem sie die Kinder in der Sonntagsschule im Anbau der Episkopalkirche gelassen hatten, folgte Tom Betsy in die Kirche. Sie saßen in einer hinteren Bank, und Betsy kniete sich anmutig zum Beten nieder. Ihr Gesicht war ernst und abgespannt. Tom wandte den Blick von ihr, da er das Gefühl hatte, ihre Privatsphäre zu verletzen. Eine nicht sichtbare Orgel stimmte eine melodiöse Weise an, dann erschien ein Ministrant vor dem Altar und entzündete mit einer langen,

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