Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)
Schanenhauser-Stiftung. Ich lebe in Westport, Connecticut, mit meiner Frau und meinen drei Kindern. Vom Standpunkt der United Broadcasting Corporation aus gesehen ist das Wesentlichste an mir, dass ich mich für eine Stelle in ihrer Public-Relations-Abteilung bewerbe und dass ich nach einer ersten Lernzeit wahrscheinlich gute Arbeit leisten würde. Ich werde gern alle Fragen beantworten, die relevant erscheinen, habe mich aber nach eingehender Überlegung entschieden, keine Autobiografie als Teil einer Stellenbewerbung schreiben zu wollen.«
Diesen Absatz tippte er säuberlich genau in die Mitte eines weißen Blatts Papier, setzte seinen Namen und die Adresse darunter und ging damit in Walkers Büro. Es war erst Viertel vor eins, und Walker war offensichtlich überrascht, ihn zu sehen. »Sie haben aber noch eine Viertelstunde!«, sagte er.
»Ich habe alles geschrieben, was ich für nötig halte«, erwiderte Tom und reichte ihm das fast leere Blatt.
Walker las es langsam, das große, blasse Gesicht ausdruckslos. Als er damit durch war, ließ er es in eine Schublade fallen. »Wir teilen Ihnen unsere Entscheidung in ungefähr einer Woche mit«, sagte er.
4
»Und, wie ist das Vorstellungsgespräch gelaufen?«, fragte ihn Betsy, kaum dass er aus dem Zug gestiegen war. »Erzähl mir alles !«
»Keine Ahnung«, sagte Tom. »Ich würde mir nicht allzu große Hoffnungen machen. Ich bin einer von ungefähr vierzig in der engeren Wahl.«
»Du kriegst sie«, sagte sie. »Ganz be stimmt .«
»Mach dir keine allzu großen Hoffnungen.«
»Ich habe heute mit einem Makler gesprochen«, erwiderte sie. »Er meinte, wir könnten für unser Haus wahrscheinlich fünfzehntausend bekommen, vielleicht sogar mehr. Und er hat ein paar wunderbare Sachen, die dreißigtausend kosten sollen!«
»Meine Güte!«, sagte Tom. »Bist du da nicht ein bisschen vorschnell?«
»Planen schadet doch nichts, oder?«, fragte sie, ein wenig gekränkt.
»Am besten tust du, als wäre gar nichts gewesen«, sagte er. »Dann bist du auch nicht enttäuscht, wenn es nichts wird.«
Tom versuchte, nicht an das Gespräch mit Walker zu denken. Wahrscheinlich würde es ein, zwei Wochen dauern, bis er von United Broadcasting hörte, schätzte er, doch wie sich zeigte, traf schon drei Tage später ein Brief von Walker in Westport ein. Betsy nahm ihn vom Postboten entgegen, riss ihn auf und rief Tom sofort in der Schanenhauser-Stiftung an. »Er ist da!«, rief sie. »Gerade hat ihn der Postbote gebracht! Walker möchte dich nächsten Dienstag um elf für ein weiteres Gespräch sehen.«
»Schön«, sagte Tom unverbindlich.
»Das bedeutet doch, dass es ziemlich ernst ist, wie? Also, die wollten dich doch nicht noch mal sehen, wenn du beim ersten Mal nicht einen ganz guten Eindruck hinterlassen hättest.«
»Kann schon sein.«
»Sei nicht so verstockt«, sagte Betsy. »Ich möchte am liebsten feiern. Heute Abend gibt’s Steak und einen spritzigen Burgunder, zum Teufel mit den Kosten.«
Sie legte auf, bevor er etwas einwenden konnte. Bei einem hat sie wahrscheinlich recht, dachte er – Walker würde mich wohl nicht mehr sprechen wollen, wenn er nicht etwas für mich hätte. Es war Zeit, Dick Haver aufzusuchen, seinen Chef bei der Stiftung, fand Tom.
Dick Haver war ein hochgewachsener, konservativer Mann, der einmal College-Professor gewesen war. »Warum wollen Sie denn weg?«, fragte er Tom am selben Nachmittag, nachdem der ihm die Situation erklärt hatte.
»Geld«, sagte Tom. »Ich habe drei Kinder, und ich brauche mehr Geld, als ich hier in naher Zukunft verdienen kann.«
Haver lächelte matt. »Was glauben Sie denn, wie viel Sie brauchen?«, fragte er.
»Ich hätte gern zehntausend«, sagte Tom. »Und später könnte ich noch mehr verdienen, glaube ich.«
»Das könnten Sie auch hier – mit der Zeit«, sagte Haver.
»Wie viel Zeit?«
»Fünf, sechs Jahre vielleicht. Bis jetzt waren Sie doch ganz gut hier.«
»Ich hätte gern eine Stelle, bei der es mehr Möglichkeiten für einen schnellen Aufstieg gibt«, sagte Tom.
»Treffen Sie Ihre Entscheidung nicht zu schnell«, entgegnete Haver. »Ich bespreche die Sache mit einigen Leuten hier, dann wollen wir sehen, ob wir für Sie nicht ein wenig mehr tun können. Ich bin mir keineswegs sicher, dass es Ihnen bei United Broadcasting gefallen würde.«
»Warum nicht?«
»Ist nur so ein Gefühl«, sagte Haver. »Überlegen Sie es sich, und dann treffen Sie Ihre Entscheidung natürlich
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